Ein kleiner Funke genügt
Kreisbrandmeister Jörg Kirschenlohr bezieht im RNZ-Gespräch Stellung zu Themen wie Waldbrandgefahr, Coronakrise und Bevölkerungsschutz

Von Alexander Rechner
Neckar-Odenwald-Kreis. Die Waldbrandgefahr steigt, die Trockenheit belastet nicht nur Bäume und Sträucher, sondern treibt auch den Feuerwehren Sorgenfalten auf die Stirn. Gerade an heißen Sommertagen müssen sie mit Wald- und Flächenbränden rechnen. Im Gespräch mit der RNZ äußert sich Kreisbrandmeister Jörg Kirschenlohr über die vorbeugenden Maßnahmen, welche die Feuerwehren im Landkreis ergreifen. Außerdem erläutert Kirschenlohr, der auch für den Bevölkerungsschutz im Landkreis zuständig ist, wie sich die Arbeit der Blaulichtorganisationen in Zeiten der Coronakrise gewandelt hat.
Herr Kirschenlohr, Forstexperten klagen seit Längerem über Trockenheit im Wald. Wie hoch ist die Waldbrandgefahr im Landkreis?
Es ist nicht zu übersehen: Der Klimawandel hinterlässt auch bei uns im Kreis seine Spuren. Fachleute schildern, wie sehr Bäume und Sträucher unter der Trockenheit leiden. Wir stellen zunehmend fest, dass die Waldbrandgefahr bereits im Frühjahr ansteigt. Man kann förmlich zusehen, wie die Gefahrenstufen dann klettern. So hatten wir in diesem Jahr im April schon die Gefahrenstufe 4 (von 5).
Worin liegt die größte Brandgefahr für den hiesigen Wald?
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Zum einen ist es sicher die längere trockene Phase, zum anderen die Vorschädigung der Vegetation. Borkenkäfer sorgen beispielsweise für große Mengen Schadholz. Dann reicht ein Funke, und das verdorrte Gehölz steht in Flammen. Deshalb müssen Waldbesucher unbedingt äußerst achtsam sein und die Hinweise der Forstverwaltungen beachten.
Wie bereiten sich die Feuerwehren auf einen möglichen Waldbrand vor?
Unsere Feuerwehren sind gut auf diese Herausforderung vorbereitet. Für mich ist dabei wichtig, dass Forstwirtschaft sowie der Umwelt- und Naturschutz mit unseren Feuerwehrabteilungen weiterhin eng zusammenarbeiten. Und bei den Anschaffungen von Ausrüstungen ist die Thematik "Wald- und Vegetationsbrände" noch stärker zu berücksichtigen. Ein gelungenes Beispiel ist hier ein Pilotprojekt des Regierungspräsidiums Karlsruhe und der Stadt Mosbach: Derzeit wird ein geländegängiges Logistikfahrzeug angeschafft, das Wasser und Ausrüstung zur Brandbekämpfung transportieren kann. Meine Kollegen werden damit im Wald, auf dem Acker und auch in Hochwasserlagen gut vorankommen. Diese Anschaffung freut mich sehr, zumal es eine tolle Gemeinschaftsleistung war. Bei der Aus- und Weiterbildung ist die Waldbrandgefahr ebenfalls ein wichtiger Schwerpunkt.
Menschen suchen während der Corona-Pandemie vermehrt Entspannung bei einem Spaziergang im Wald. Wie sollen sie sich dort verhalten, wenn sie eine Rauchentwicklung wahrnehmen?
Bei einem Brand muss zügig der Notruf 112 angerufen werden. Für meine Kollegen ist es dann wichtig zu wissen, wo sich der Brandherd genau befindet. Ferner sollte man Brände an der weiteren Ausbreitung hindern, sofern man sich nicht selbst dabei in Gefahr bringt. Aber die Vorsicht steht dabei an erster Stelle. Im Zweifelsfall ist das Löschen den Profis zu überlassen. Oberstes Gebot ist im Wald generell: Auf keinen Fall rauchen und kein offenes Feuer entzünden. Grillstellen dürfen natürlich genutzt werden, solange diese nicht gesperrt sind. Aber auch hier gilt: Immer vorsichtig sein und vor dem Verlassen die Glut vollständig ablöschen.
Das winzige Coronavirus hat große Auswirkungen auf das Leben der Menschen. Vor welchen Schwierigkeiten standen und stehen die ehrenamtlichen Blaulichtorganisationen wie Feuerwehr, Rotes Kreuz und DLRG im Kreis?
Von Anfang an stand für uns die Einsatzbereitschaft der Blaulichtorganisationen im Vordergrund. Unsere Handlungen sind auch darauf abgestimmt, dass sie jederzeit ausrücken können. Im Fokus steht dabei, das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Eine sehr frühe, aber wichtige Maßnahme war beispielsweise der Stopp von Versammlungen und Übungen. Auch haben wir die Organisationen, wo notwendig, nach und nach mit FFP2-Masken ausgestattet. Die Einhaltung des Mindestabstands und der Hygieneregeln ist nach wie vor von großer Bedeutung. Alle Einheiten des Bevölkerungsschutzes waren und sind also einsatzbereit, und bisher hat sich nach meinem Wissen kein Feuerwehrangehöriger im Einsatz infiziert. Ich bin sehr dankbar, dass auch während dieser Pandemie stets Verlass auf unsere ehrenamtlichen Einsatzkräfte ist.
Wie sieht es derzeit mit dem Übungsbetrieb bei den Feuerwehren im Landkreis aus?
Der Übungs- und Ausbildungsbetrieb ist wieder angelaufen. Wir überarbeiten gerade die Konzepte und werden sie auch weiterhin permanent auf den Prüfstand stellen. Ich freue mich zudem, dass die zentrale Atemschutzübungsschutzanlage in Walldürn diese Woche wieder anläuft. Sehr wichtig finde ich auch, dass nach den Sommerferien bei den Jugendfeuerwehren der Übungsbetrieb wieder losgeht. So wird die wichtige Nachwuchsarbeit sichergestellt.
Sie sind auch für den Bevölkerungsschutz im Neckar-Odenwald-Kreis zuständig. Mit welchen besonderen Herausforderungen ist man in Corona-Zeiten im Landkreis konfrontiert?
Zu Beginn der Pandemie war das ganz klar die Ausstattung mit Schutzausrüstung. Wir mussten unsere Einsatzkräfte schützen. Daher stand die Beschaffung unter anderem von Masken und Desinfektionsmittel im Vordergrund. Das war angesichts der riesigen Nachfrage keine einfache Herausforderung, die wir aber gemeistert haben. Auch die Verteilung der vom Land zur Verfügung gestellten Schutzausrüstung für Kliniken und Bedarfsträger wie etwa Zahnärzte, Hebammen, Alten- und Pflegeheime sowie ambulante Pflegedienste wurde durch die Stabsstelle Feuerwehr und Bevölkerungsschutz organisiert und umgesetzt. Gerade in der Hochphase des Infektionsgeschehens wurde Schutzausrüstung auch am Wochenende schnell verteilt.
Die Infektionszahlen im Landkreis sind seit geraumer Zeit auf einem erfreulich niedrigen Niveau. Ist die Gefahr schon vorüber?
Ein klares und deutliches Nein! Wir sind noch immer in einem besonderen Corona-Modus. Der Blick in andere Regionen zeigt leider, wie schnell das Infektionsgeschehen wieder aufflammen kann, solange es keinen Impfstoff oder keine unmittelbar wirksamen Medikamente gibt. Daher können wir beim Bevölkerungsschutz immer noch nicht in einen Normalbetrieb zurückkehren. Die Maßnahmen werden uns sicherlich noch geraume Zeit begleiten, aber wir sind wie gesagt gut vorbereitet.
Haben Sie auch die Corona-App auf Ihrem Handy? Warum sollte man diese installieren?
Die Corona-App ist ein sehr sinnvolles Instrument, um die Pandemie einzudämmen. Deshalb habe ich sie auch gleich auf mein Handy installiert. Dies möchte ich allen Kreisbewohnern ebenfalls empfehlen und ans Herz legen. So kann jeder einen weiteren kleinen Beitrag zur Pandemie-Bekämpfung leisten.