Neckar-Odenwald-Kliniken

Jahresdefizit fällt geringer aus als erwartet

Die Neckar-Odenwald-Kliniken machten 2021 ein Defizit von 5,3 Millionen Euro – 400.000 Euro besser als der Planansatz.

28.09.2022 UPDATE: 28.09.2022 06:00 Uhr 5 Minuten, 14 Sekunden
Das relativ gute Jahresergebnis 2021 der Neckar-Odenwald-Kliniken sei nur durch den großen Einsatz aller Mitarbeiter möglich gewesen, waren sich die Mitglieder des Kreistages in ihrer Sitzung einig. Foto: Andreas Hanel

Neckar-Odenwald-Kreis. (ahn) "Trotz extrem schwieriger Rahmenbedingungen haben die Neckar-Odenwald-Kliniken erneut deutlich besser abgeschnitten als im Vorjahr", freute sich Landrat Dr. Achim Brötel, gleichzeitig auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Kliniken, am Montag bei der ersten Kreistagssitzung nach der Sommerpause. Es war also Zeit, Bilanz über das Geschäftsjahr 2021 der Eigengesellschaften zu ziehen (AWN und Digeno siehe Artikel unten). Und das beschlossen die Neckar-Odenwald-Kliniken mit 5,3 Millionen Euro im Minus. Das Positive dabei: Zum einen liegt man damit knapp 400.000 Euro unter dem Planansatz, zum anderen fällt die Bilanz im Vergleich zum Vorjahr 2020 um 866.000 Euro besser aus. Das Minus wurde im zweiten Jahr in Folge geringer.

"Das ist erfreulich, war aber nur durch eine enorme Kraftanstrengung aller Mitarbeiter möglich", betonte Brötel, der sich wie alle Redner für dieses Engagement bedankte. Weniger Worte des Dankes, sondern der Kritik gingen Richtung Berlin. "Die strukturelle Unterfinanzierung der Krankenhäuser im ländlichen Raum muss aufhören." Die Ampel-Regierung zeige zwar vernünftige Ansätze, sei aber zu schwerfällig. Denn "wenn es jetzt brennt, kann man nicht mehr so lang auf die Feuerwehr warten. Und es brennt nach wie vor", betonte Brötel angesichts der Fehlsumme von 5,3 Millionen Euro.

Dabei hätte die Bilanz besser sein können, denn das Pflegebudget, das Krankenhäusern seit 2020 zusteht, wurde von den Krankenkassen noch nicht ausbezahlt. "Wir gehen mit Millionenbeträgen in Vorlage. In meinen Augen ist das ein Skandal, und die Politik schaut zu", wurde Brötel deutlich.

> Die Zahlen: Anschließend stellte Frank Hehn, Geschäftsführer der Neckar-Odenwald-Kliniken, die wichtigsten Bilanzzahlen vor. So habe man einen Anstieg der Forderungen aus dem Krankenhausfinanzierungsrecht in Höhe von rund 7,2 Millionen Euro zu verzeichnen, etwa vier Millionen Euro gingen auf die Vorlage des Pflegebudgets. Damit reduzierten sich die liquiden Mittel 2021 um 12,6 Millionen Euro. Das Eigenkapital betrage fünf Millionen Euro.

Bei der Gewinn- und Verlustrechnung seien 2021 die Umsatzerlöse um 2,1 Millionen Euro niedriger ausgefallen als 2020. Auch die sonstigen betrieblichen Erträge lägen um 5 Millionen Euro unter dem Vorjahr. Das liege vor allem am Verkauf des Wohn- und Pflegezentrums Hüffenhardt im Jahr 2020.

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> Investitionen: Die größten Posten 2021 waren der Abschluss der Baumaßnahme im Bereich der Endoskopie und Funktionsdiagnostik am Standort Buchen mit etwa 3 Millionen Euro sowie die Beschaffung eines C-Bogens für 2 Millionen Euro. Außerdem wurden für die IT-Ausstattung, die Softwareerweiterung sowie den Ausbau des Patienten-WLAN knapp 2,2 Millionen Euro investiert.

> Schwierige Rahmenbedingungen: Das Jahr 2021 war auch bei den Kliniken durch Corona geprägt. Die Fallzahlen reduzierten sich nochmals gegenüber 2020 und waren damit deutlich geringer als vor der Pandemie. So sind die stationären Fallzahlen am Standort Buchen gegenüber 2020 um 71 Fälle gesunken (2021: 7538, 2020: 7609), und am Standort Mosbach um 526 Fälle (2021: 5878, 2020: 6404). Auch die ambulanten Fallzahlen reduzierten sich von 8977 (2020) auf 7176 (2021). In Mosbach stieg dagegen die Zahl der ambulanten Fälle von 7925 (2020) auf 8601 (2021). Die geriatrische Rehabilitationseinrichtung konnte 2021 nur zeitweise betrieben werden, es wurden 158 Fälle behandelt (2020: 261).

Neben der Pandemie hatte man darüber hinaus auch im Jahr 2021 mit dem branchenweiten Fachkräftemangel zu kämpfen. Und aus finanzieller Sicht mit den wirtschaftlichen Strukturmaßnahmen zur Eindämmung der Kosten an den Kliniken. Hinzu kommen aktuell noch die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs. "Die Kostenexplosion auf den Energiemärkten trifft uns mit voller Breitseite", so Landrat Brötel.

> Aussicht für das aktuelle Jahr: "Bis August ist das Ergebnis besser als geplant", informierte Hehn. Grund dafür sei auch eine einmalige Landeshilfe von 1,1 Millionen Euro, wofür man dankbar sei. Die schwierigen Rahmenbedingungen mit Corona, Fachkräftemangel und wirtschaftlichen Strukturmaßnahmen bestünden weiterhin. "Ich bin in der Prognose sehr vorsichtig. Aber das Planergebnis von minus 5,25 Millionen Euro wird zum Jahresende voraussichtlich erreicht", so Hehn, während der Landrat ergänzte: "Wir sind noch auf Kurs, aber das letzte Quartal wird erfahrungsgemäß immer schwierig."

Die Kreisräte genehmigten einstimmig den Jahresabschluss 2021 sowie die Zurverfügungstellung von rund 5,3 Millionen Euro an die Kliniken durch den Landkreis. Unter Vorsitz von Dr. Norbert Rippberger wurde dem Aufsichtsrat der Kliniken Entlastung erteilt.


Das sagen die Fraktionen

> Rainer Houck (CDU): Das Ergebnis sei gut, aber auch von "einigen Einmaleffekten geprägt, die uns im vergangenen Jahr zugutekamen." So bleibe es dabei, "dass ein auskömmlicher Klinikbetrieb nach wie vor nicht möglich ist." Bezüglich der Pflegebudgets sagte Houck: "Weiterhin spielen die Kostenträger, also die Krankenkassen, auf Zeit und schieben die Verhandlungen für die Jahre 2021 und 2022 vor sich her. Das sind Millionenbeträge, die wir einfach mal so vorfinanzieren müssen. Rechtsstaatliches Verhalten kann ich da leider nicht erkennen."

> Hubert Kieser (Freie Wähler): "Die ,rote Linie‘ wurde nicht überschritten, Klassenziel erreicht! Juhu! Das "in Anführungszeichen ,positive Ergebnis‘" sei indes "eher zufällig erreicht worden". Allerdings gehöre das Glück des Tüchtigen auch zum Geschäft. Kieser fragte sich angesichts der vielen Schwierigkeiten: "Sollen wir und die Krankenhäuser noch antun? Die Antwort muss entschieden lauten: Ja. Eine flächendeckende Grund- und Regelversorgung ist ein Grundelement der Daseinsfürsorge."

> Norbert Bienek (SPD): "Die SPD-Fraktion ist weit davon entfernt, diesen Verlust als Gewinn zu deklarieren. Was uns Sorge macht, sind die gesunkenen Fallzahlen. Die Bürger müssen wissen und auch danach handeln: Es sind unsere Kliniken!" Alle müsse bewusst sein: Nur mit gemeinsamer Anstrengung könne es gelingen, dass die Kliniken in öffentlicher Hand erhalten bleiben.

> Simone Heitz (Bündnis 90/Die Grünen): "Ein Systemwechsel in der Krankenhausfinanzierung ist dringend geboten", betonte Simone Heitz hinsichtlich der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in der Stadt und auf dem Land. Angesichts der steigenden Energiekosten kritisierte sie, dass "wir nicht an allen Standorten auf Nahwärme zugreifen, geschweige denn vollständig nutzen."

> Tobias Eckert (AfD): Die Geschäftsführung habe "die Probleme erkannt und sind sie angegangen". Hinsichtlich der Finanzierungslage fragte sich Eckert: "Was soll der Landkreis ändern, wenn Bund und Land uns finanziell ausbluten lassen?" (ahn)


Hervorragendes Zeugnis für die Digeno

Neckar-Odenwald-Kreis. (joc) Bei der Dienstleistungsgesellschaft des Neckar-Odenwald-Kreises (Digeno) freute sich der Landrat beim Jahresabschluss 2021 am Montag über eine Punktlandung, denn die angestrebte "schwarze Null ist fast erreicht worden". Dies zeige eindeutig, dass die eingeleiteten Konsolidierungsmaßnahmen gegriffen hätten. 2019 und 2020 habe die Digeno noch einen größeren Verlust verzeichnet.

Aber nicht nur die Zahlen auf dem Finanzsektor überzeugten. Die Sprecher der Fraktionen im Kreistag zeigten sich in der anschließenden Aussprache mit der Arbeit der kreiseigenen Digeno ebenfalls sehr zufrieden. Dr. Dorothee Schlegel sprach von einem "kerngesunden Unternehmen", und Thomas Ludwig betonte: "Besonders erfreulich ist, dass allen Schwierigkeiten zum Trotz wieder zahlreiche Menschen dem ersten Arbeitsmarkt zugeführt werden konnten."

> Der Jahresabschluss 2021: Die Bilanzsumme der Digeno beträgt 2,23 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 2,22 Millionen Euro. Die Umsatzerlöse beliefen sich im letzten Jahr auf 2,3 Millionen Euro (Vorjahr: 2,21 Millionen Euro). Beim Jahresergebnis 2021 ist ein leichtes Minus zu registrieren. Es beträgt 4388 Euro. Im Jahr 2020 waren es noch minus 142.000 Euro. Entsprechend zufrieden zeigt man sich beim Landratsamt über die aktuellen Zahlen: "Aufgrund des Konsolidierungskurses der beiden letzten Jahre konnte die Digeno 2021 erfreulicherweise ein fast ausgeglichenes Jahresergebnis erzielen." Und das, obwohl das Geschäftsjahr 2021 sehr stark von der Pandemie geprägt gewesen sei. Trotz des neuerlichen Fehlbetrages sei die Digeno aber nach wie vor ein kerngesundes Unternehmen mit einer starken Liquidität von 1,33 Millionen Euro und einer Eigenkapitalquote von 93,5 Prozent.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Eversheim Stuible aus Stuttgart war mit der Abschlussprüfung für das Geschäftsjahr 2021 beauftragt. Die Prüfer hatten keine wesentlichen Beanstandungen und erteilten den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk.

Die Digeno wolle auch künftig den eingeschlagenen Konsolidierungskurs konsequent weiterverfolgen. Ziel sei ein ausgeglichenes Jahresergebnis.

> Die Arbeit der Digeno: Der sozialpädagogische Bereich habe 2021 wegen der geltenden Kontaktbeschränkungen fast das gesamte erste Halbjahr über auf alternative Durchführungsformen zurückgreifen müssen. Im Bereich der Dienstleistungen sei eine weitere Phase der Kurzarbeit bis zum Mai notwendig gewesen. Im zweiten Halbjahr habe sich das Geschäft aufgrund der guten konjunkturellen Lage im Dienstleistungsbereich dann aber sehr positiv entwickelt. Trotz der beendeten Kurzarbeit habe sich die Personalgewinnung allerdings weiterhin schwierig gestaltet. Im ganzen Kalenderjahr 2021 habe sich die Digeno vornehmlich darauf konzentriert, den Personalbestand zu halten. Trotz der Minderauslastung sei es aber nicht nötig gewesen, betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen.

> Die Fraktionen zeigten sich zufrieden mit den vorgestellten Zahlen und der Arbeit der Digeno. Kreisrat Thomas Ludwig von den Freien Wählern sprach von einem "absolut vernachlässigbaren Minus" und stellte der Digeno ein hervorragendes Zeugnis aus.

Kreisrätin Dr. Dorothee Schlegel (SPD) freute sich, dass trotz Corona niemandem gekündigt werden musste. Beide Kreisräte bezogen in ihren Dank auch ausdrücklich Geschäftsführung und Belegschaft mit ein, die engagiert arbeiten würden.

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