Schüler erhielten Preis der Friedens-Stiftung
"Die Bedrohung sind wir": Friedensökologie braucht Bewusstsein.

Von Peter Lahr
Mosbach. Premierenstimmung lag über der Alten Mälzerei. Pünktlich zum 75. Geburtstag des Mosbacher Friedensforschers Hans Günter Brauch trafen sich knapp 100 junge und nicht mehr ganz so junge Menschen, um der ersten Preisverleihung der "HGB-Stiftung für Frieden und Ökologie im Anthropozän" beizuwohnen. Während es sich der Preisstifter nicht nehmen ließ, in einem allein schon abendfüllenden Vortrag die Geschichte der Menschheitskonflikte zwischen der Französischen Revolution und dem Ukraine-Krieg zu analysieren, präsentierten die Schülerinnen und Schüler vom Auguste-Pattberg-Gymnasium Mosbach und Burghardt-Gymnasium Buchen sowie dem Ganztagsgymnasium Osterburken und dem Nicolaus-Kistner-Gymnasium ihre Themen – eine breite Palette, die vielfach das Motto "Global denken, lokal handeln" auf Themenfelder in der Region herunterbrach. Musikalisch umrahmte die Schülerpreis-Premiere das NKG mit nicht minder vielfältigen Nachwuchs-Künstlerinnen und Künstlern.
"Let There Be Peace On Earth", gab das Gesangsensemble "Petite Group Vocal" dem Motto des Abends äußerst musikalisch Ausdruck. "Corona hat uns allen gezeigt, dass die Globalisierung alle Lebensbereiche durchdringt und neben gerne akzeptierten Vorteilen auch Nachteile hat", erklärte Oberbürgermeister Michael Jann in seinem Grußwort. Ob Störungen in Lieferketten oder Krankheiten, rasend schnell würden heute die Folgen bis zu uns gelangen. Der erstmals von der HGB-Stiftung ausgelobte Preis wolle junge Menschen frühzeitig mit den Themenfeldern Frieden und Ökologie, der Friedensökologie beschäftigen. "Sie sollen sich Grundlagenwissen erarbeiten, Zusammenhänge erkennen und erarbeiten, was sie in ihrem Umfeld dazu beitragen oder bewirken können, dass wir alle nachhaltig leben." In einer aus Mexiko eingespielten Videobotschaft gratulierte Dr. Ursula Oswald Spring, ebenfalls in der Stiftung engagiert, den jungen Preisträgern. Die Aktionen an den Schulen regten alle dazu an, jetzt neue Ideen zu entwickeln, um gewappnet zu sein für die kommenden Katastrophen.
"Wir brauchen Intelligenz, Flexibilität und Problembewusstsein bei der Jugend", führte Hans Günter Brauch aus. Das Wort Friedensökologie habe sich in der Wissenschaft noch nicht durchgesetzt. Der Dank des "Geburtstagskindes" ging an die vielen Unterstützer auf den diversen Ebenen – sie alle eine dabei die Sehnsucht nach dem Frieden in der Welt und mit der Natur. Durch Putins Angriffskrieg auf die Ukraine, der einen vielfachen Völkerrechtsbruch und sogar Verstöße gegen frühere russische Rechtspositionen darstelle, sei eine Zäsur oder Zeitenwende eingetreten, so der Forscher. Zudem sei der Krieg "ein Rückschlag für die Klimapolitik und die sozialökologische Wende, da Mittel für den Krieg und dessen humanitäre Folgen nicht für die Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft in geplanter Höhe verfügbar sind."
"Toll, was ihr geschrieben und herausgefunden habt", lobte Dr. Hans Happes. Der ehemalige Schulleiter des NKG ist ebenfalls ehrenamtlich für die HGB-Stiftung aktiv und übernahm die Laudatio. Die Gruppenpreise gingen ans APG und BGB. "Es herrscht große Unzufriedenheit über viel zu wenige Busse in kleinen Orten", konstatierten Antonia Meilich und Vincent Li, die über "Eine ökologische Verkehrswende im Neckar-Odenwald-Kreis" geforscht hatten. Mehr Engagement und Verantwortung forderten Hagen Storch, Moritz Rößler und Christian Scherner, die die Gefahren der chemischen Waffen untersuchten; bis heute reichten die Spätfolgen – etwa in Vietnam. Auch der Einzelpreis-Gewinner Kai Elancev hat über "Kriegsnarben in der Umwelt" gearbeitet. Ob Wasser eher Konflikte heraufbeschwöre oder die Möglichkeit zu Kooperationen biete, erörterte Emil Trunk Ekanayaka.
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Zu Wort kamen darüber hinaus Teilnehmer von Seminarkursen. Da die GTO-Schülerinnen nicht persönlich kommen konnten, skizzierte Lehrer Oliver Schroeder deren Themen: "Gehört das Böse zum Menschen?", fragte sich Maria-Cecilia Horch, während Amelie Fahrnländer die Weitergabe von Traumata über Generationen untersuchte. Der NKG-Seminarkurs "Frieden" steuerte gleich sechs Themen bei. "Wir wollten regional bleiben", unterstrich dabei Lehrer Thorsten Wagner. "Hat unser Konsumverhalten Tante Emma umgebracht?", lautete die Frage von Pauline Rückert. Für den Einfluss der Ernährung auf den Klimawandel interessierte sich Jana Herkel. Den Status Quo der erneuerbaren Energien vor Ort beschrieb Jana Tolksdorf. "Keine Wasserstofftankstelle und Schnellladestationen nur in den drei größten Gemeinden", so lautete die eher negative Diagnose von Silas Kolbe zum Thema "Nachhaltige Mobilität". "Werden die Rassismus-Fehler der Vergangenheit wiederholt?", wunderte sich Nils Henn. "Es geht nicht um Schuldzuweisungen, sondern darum, an Lösungen zu arbeiten", betonte Judah Alze, die Beispiele für fehlende Barrierefreiheit fand.
"Diese außergewöhnliche Veranstaltung wird nicht einmalig bleiben", unterstrich Georg Nelius im Schlusswort. Bereits nächstes Jahr werde erstmals der Internationale Wissenschaftspreis der HGB-Stiftung vergeben. Es mache Mut, dass die junge Generation die Zukunft selbst in die Hand nehme. Weitere musikalische Glanzpunkte setzten Lorenz Rumich am Klavier mit "Imagine" sowie Sängerin Claire Miller, die "Colours Of The Wind" aus Pocahontas intonierte.