Kinderzentrum Mosbach lädt ein zum "Tag der offenen Tür"
Entwicklungshilfe darf hier auch mal dauern: Seit 25 Jahren unterstützt man im Kinderzentrum Mosbach junge Patienten mit Entwicklungsschwierigkeiten

Gefördert wird im Kinderzentrum Mosbach individuell und interdisziplinär. Seit 25 Jahren hilft man in der Einrichtung Säuglingen, Kindern und Jugendlichen mit Entwicklungsstörungen.
Von Heiko Schattauer
Mosbach. Sie mag ein wenig langsamer daher kommen als andere Tiere, aber sie ist zielstrebig und von einem schützenden Panzer umgeben. Und für das Kinderzentrum Mosbach ist sie ein durchaus stimmiges Symbol. Bei den Kindern, denen man dort helfen will, geht es meist auch ein wenig langsamer voran als bei ihren Altersgenossen, mit dem eingespielten Team der Einrichtung arbeiten sie dennoch überaus zielstrebig an ihrer Entwicklung. "Und den schützenden Panzer, den versuchen wir zu bieten", beschreibt Chefarzt Dr. Daniel Vater, welchen Ansatz man am Kinderzentrum seit nunmehr 25 Jahren verfolgt. Mit ganzheitlichem Blick und gebündeltem Fachwissen, mit Geduld und ganz viel Einfühlungsvermögen nimmt man sich Säuglingen, Kindern und Jugendlichen an, deren Entwicklung auffällig verläuft, die eine Behinderung haben oder denen eine Behinderung droht.
Am Freitag feiert man das Jubiläum, mit einem offiziellen Festakt, mit prominenten Gästen. Vor allem aber auch mit einem Nachmittag der offenen Tür, in dessen Rahmen man vermitteln will, was man seit einem Vierteljahrhundert für Kinder aus der Region tut. Von Jahr zu Jahr ist das Kinderzentrum, das bis 2012 noch Frühförderzentrum hieß, gewachsen. Mit seinen Patienten irgendwie. Denn: In der Einrichtung der Johannes-Diakonie Mosbach brauchen Entwicklungen Zeit: "Wir sind keine Schnellhelfer", sagt Vater, so manchen Patienten begleite man vom frühen Kindes- bis ins Erwachsenenalter. Eben darum hat man der Einrichtung irgendwann auch einen anderen Namen gegeben. "Die Frühförderung deckt nur einen begrenzten Bereich ab", erläutert der Chefarzt, die Hilfe am Kinderzentrum gehe aber weit über diese Frühförderung hinaus.
Wobei eine frühe Förderung (also in sehr jungen Jahren) und Hilfe natürlich nach wie vor elementar ist. "Je früher man unterstützend ansetzt, desto eher kann man bleibende Defizite vermeiden." Wichtig ist Vater vor allem der ganzheitliche Ansatz. "Bemerkenswert" nennt er die Art und Weise, mit der man sich im Kinderzentrum der Patienten annimmt. Nach dem eingehenden Befund suchen Experten aus verschiedenen Bereichen individuell nach dem bestmöglichen Therapieansatz für das jeweilige Kind. Kinderärzte, Psychologen, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden und betreuende Mitarbeiter erörtern jeden Fall gemeinsam. "Wir nutzen die Kompetenzen aller Mitarbeiter im Haus, arbeiten interdisziplinär", konkretisiert Daniel Vater. Bei rund 3300 Fällen (so viele waren im Jahr 2015 zu bearbeiten) lässt sich erahnen, dass den mittlerweile 28 Mitarbeitern in der Einrichtung in Neckarelz nicht langweilig wird.
Das Haus ist demnach mit den stetig steigenden Fallzahlen mitgewachsen. In den Anfangszeiten hatte man zwei Zimmer zur Verfügung, inzwischen benötigt man in der Heidelberger Straße 20 Behandlungs-, Untersuchungs- und Besprechungsräume. Und ist damit an der infrastrukturellen Grenze angelangt.
Finanziert wird das Kinderzentrum über Mittel der gesetzlichen und privaten Krankenkassen, durch Zuwendungen vom Landkreis und dem Träger Johannes-Diakonie Mosbach, der Jahr für Jahr ein Defizit deckt. "Wir sind keine gewinnbringende Einrichtung", weiß auch Daniel Vater, der vor allem auch für das (finanzielle) Engagement des Kreises dankbar ist: "Das ist eine reine Freiwilligkeitsleistung", unterstreicht der Kinderarzt.
Unterstreichen will Vater zudem immer wieder den ganzheitlichen Ansatz: Der bezieht sich im Fall des Kinderzentrums nicht nur auf den interdisziplinären Austausch. Sondern auch darauf, dass man neben dem Patienten und dessen Entwicklung auch immer das Drumherum mit in Betracht zieht. Natürlich stehe das zu behandelnde Kind im Mittelpunkt, so Vater. Die Familie oder die Gegebenheiten im (sozialen) Umfeld beziehe man in die Therapie aber immer mit ein.
"Wir wollen eine niederschwellige Anlaufstelle sein", erklärt Dr. Vater, der sehr wohl weiß, dass viele Eltern mit Sorgen oder gar Ängsten ins Kinderzentrum kommen. Eine Entwicklungsauffälligkeit sei schließlich keine "Diagnose", die Begeisterung auslöst. In aller Regel werde eine solche Auffälligkeit im Kindergarten von aufmerksamen Erziehern oder aber vom Kinderarzt im Rahmen der U-Untersuchungen festgestellt/vermutet. "Unsere Aufgabe ist es dann, diese Ängste zu nehmen bzw. sie ernst zu nehmen. Um dann offen, ehrlich und einfühlsam zu eruieren, wo der Schuh drückt", beschreibt der Chefarzt, wie man am Kinderzentrum Hilfe leisten will. Das sei natürlich nicht immer leicht - "hier fließen regelmäßig Tränen betroffener Eltern". Dafür sei es eben auch "einfach schön", so Daniel Vater, "wenn man sieht, dass man helfen kann."
Info: Zum Tag der offenen Tür wird anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Kinderzentrums Mosbach am kommenden Freitag, 7. Oktober, ab 14 Uhr in die Heidelberger Straße 20 in Neckarelz eingeladen.