Auf direktem Weg gegen Einsamkeit
Einfach mal machen: Sandra Gründlinger und Katharina Claus sammeln Botschaften für ältere Menschen in Pflegeheimen.

Von Ursula Brinkmann
Mosbach. Der Titel trifft es genau: "Kleine Geste – große Wirkung". Was Katharina Claus und Sandra Gründlinger da anzetteln, entspringt ihrem persönlichen Impuls. "Es macht uns so traurig, wie viele ältere Menschen sich einsam fühlen."
Als Mitarbeiterin der evangelischen Sozialstation weiß Sandra Gründlinger um die Einsamkeit von pflegebedürftigen Menschen (in Seniorenheimen) aus ihrem Arbeitsalltag. "An Weihnachten, wenn überall vom Zusammensein in den Familien die Rede ist, empfinden es diese Menschen als besonders bedrückend, mit niemandem kommunizieren zu können." Die beiden Frauen tun etwas dagegen und zünden "Ein Licht für dich" an.
Ein LED-Licht ist der eine Teil der Botschaft, die in die Seniorenpflegeeinrichtungen in Mosbach und der Region getragen werden soll. Wichtiger aber noch ist: "Wir fordern die Menschen auf, einen Brief, eine Karte zu schreiben oder ein Bild zu malen, um einem anderen Menschen, den sie nicht persönlich kennen, zu Weihnachten zu signalisieren: ‚Du bist nicht allein!‘"
Das ist die kleine Geste, die nicht mehr erfordert, als ein Blatt Papier zu nehmen und eine Botschaft zu senden. Nicht um Geschenke, um Materielles geht es, sondern um ein Zeichen – von vielen für viele. "Von einem Menschen – auch kleinen – zu einem anderen Menschen."
Den Weg (zur großen Wirkung) ebnen Claus und Gründlinger. Sie haben Körbe aufgestellt an einigen Stellen im Raum Mosbach, in denen die Botschaften gesammelt werden. "Wir bringen dann die Briefe vor Weihnachten in die Pflegeheime, jede und jeder soll einen bekommen – ohne Umwege."
Ohne Umwege haben sie sich hineingestürzt, einfach gemacht, ein Motto und Plakate entworfen und Mitstreiterinnen und Multiplikatoren aus dem persönlichen Umfeld gefunden. In die Schulen und Kindergärten, zu Vereinen und Kirchengemeinden haben sie ihr Anliegen getragen.
"Wir sind auf große Resonanz gestoßen", freut sich die Mörtelsteinerin Katharina Claus über das Engagement. Die Betreiberin der Elan Tankstelle in Neckarelz, Leticia Er, musste nicht lange überredet werden. "Wenn nicht jetzt, wann dann?" denkt auch sie, dass die Weihnachtszeit wie kaum eine andere dazu da sein sollte, Einsamkeit zu vertreiben, um sogleich über die Zeit danach nachzudenken.
"Denn hinterher ist die Einsamkeit ja nicht weg." Die Absender könnten, nahm Claus den Faden auf, ihrem Brief ja eine Kontaktmöglichkeit hinzufügen. "Wenn sie mögen." Einzelne Schreiberinnen hätten eine Bereitschaft zum Briefwechsel signalisiert. Die Initiatorinnen konnten über die Sammelstellen, die auf dem Plakat genannt sind, hinaus noch weitere Abgabeorte hinzufügen.
Bis zum 19. Dezember stehen Körbchen für die "kleine Geste" an folgenden Stellen bereit: Amico’s Fruchtexpress (Neckarelz), Elan-Tankstelle (Neckarelz), Eni-Tankstelle (Obrigheim), Friseursalon Haas (Neckarelz), Hair Club by Lubi (Mosbach), Praxis HNO-Zwillinge (Mosbach), Kinderarztpraxis Dr. Pierre Mahlik (Buchen), Café Ohana (Mosbach), Pfarrbüros St. Cäcilia und St. Maria der katholischen Kirchengemeinde Mose (Mosbach, Neckarelz), Salon Großkopf (Binau), Tanzsportzentrum (Mosbach).
Auch wenn Claus und Gründlinger nicht wissen, wie viele alte Menschen in den Pflegeeinrichtungen im Mosbacher Raum leben, ist ihr Ziel, allen dort Lebenden eine persönliche Weihnachtsbotschaft zu überbringen, Stichwort: "große Wirkung". "Und wenn es nicht genug wären bis zum 19. Dezember, dann schreiben wir selbst." Angesteckt haben sie schon viele – wie Sandra Gründlingers Nichte. Als sie gehört hat, was die Tante da tut, habe sie gesagt: "Tanti, ich mal jetzt jeden Tag ein Bild!"
Info: Bis zum 19. Dezember können die Briefe an den Sammelstellen in die Körbchen gelegt werden. Bei Fragen: Katharina Claus, erreichbar per E-Mail: kathaclaus@t-online.de.



