JVA Adelsheim

Einrichtung "setzt Standards im Jugendvollzug"

Justizministerin Marion Gentges lobte die engagierte Arbeit in Adelsheim. Der Jugendstrafvollzug hat einen hohen Stellenwert im Koalitionsvertrag.

01.05.2023 UPDATE: 01.05.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden
Justizministerin Marion Gentges (M.) fand bei ihrem Besuch in der JVA Adelsheim viele lobende Worte. Foto: Klaus Brauch-Dylla

Adelsheim. (bd.) Einen ganzen Nachmittag nahm sich Baden-Württembergs Justizministerin Marion Gentges Zeit, um die Arbeit in der Jugendstrafanstalt in Adelsheim vor Ort kennen zu lernen. Die CDU-Landtagsabgeordnete aus der Ortenau, beruflich zuvor als Rechtsanwältin tätig, steht der Justiz des Landes seit Mai 2021 vor. Anstaltsleiterin Katja Fritsche hieß sie gemeinsam mit dem Leiter der Abteilung Strafvollzug, Ministerialdirigent Martin Finckh, und Territorialreferent Fabian Müller willkommen und unternahm zunächst mit der Delegation einen Rundgang zu exemplarischen Punkten der Anstaltsarbeit. Sowohl die Anstaltsschule, in der jährlich ca. 50 junge Männer ihren Schulabschluss "nachholen", als auch das Projekt "Connect" im Hafthaus G II, wo lockerungsgeeignete Insassen mit zusätzlicher Betreuung des Vereins Seehaus in Wohngruppen untergebracht sind, stießen auf das lebhafte Interesse der Ministerin.

In der Untersuchungshaftabteilung stellte Sozialarbeiter Eberhard Belz danach die Vollzugsrealität für die jungen Untersuchungsgefangenen dar. Dass die gesetzlich angestrebte erzieherische Ausgestaltung der U-Haft in Zeiten von Überbelegung eine sehr ambitionierte Aufgabe ist, wurde sichtbar – ebenso dass es hierbei am Engagement der Mitarbeiter nicht fehlt, was auch die Ministerin deutlich zum Ausdruck brachte: "Was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der JVA Adelsheim leisten, ist wirklich ein großes Verdienst. Ob in der Schule, in der Verwaltung, in Therapieprojekten, bei der Ausbildung und Arbeit oder einfach nur zwischen den Zellen oder beim Hofgang: Mir ist sehr deutlich geworden, was für einen immens hohen Anspruch Sie an Ihre eigene Arbeit haben. Man spürt, dass Sie in allen Bereichen versuchen, an die jungen Inhaftierten heranzukommen und in den brüchigen Biografien Grundlagen für ein straffreies Leben zu schaffen. Dafür möchte ich Ihnen persönlich meinen größten Dank aussprechen."

Im Anschluss tauschte sich die Justizministerin im offenen Gespräch mit den Führungskräften der JVA, den Mitgliedern des Anstaltsbeirats sowie Personalvertretern aus. Die besonderen Bedarfe des Jugendstrafvollzugs hat ihren Niederschlag im Koalitionsvertrag gefunden, wo festgehalten ist: "Insbesondere der Jugendvollzug muss weiter gefördert werden. Neben baulichen Maßnahmen sollen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und der Wohngruppenvollzug gestärkt werden." Daneben standen Umsetzungsfragen und -vorschläge im Mittelpunkt der konstruktiven Diskussion, bei der sich die Ministerin und ihre Delegation auch schmunzelnd "Hausaufgaben" notierten – so etwa, als Katja Fritsche betonte, dass die Aus- und Weiterbildung der Bediensteten mehr pädagogische Anteile und damit Ressourcen benötige, um dem Erziehungsauftrag gerecht werden zu können.

Fritsche, die als Mitglied der Arbeitsgruppe "Moderner Strafvollzug" der Regierungsfraktionen in der 16. Legislaturperiode selbst verschiedene Anregungen mit erarbeitet hatte, dankte für die Möglichkeit, als Pilotanstalt für Supervision den Mitarbeitern nun in deutlich ausgeweitetem Rahmen Unterstützung in der herausfordernden Erziehungsarbeit des Jugendvollzugs anbieten zu können. Die Anstaltsleiterin freute sich über die Offenheit und das unprätentiöse Interesse der Ministerin an der Tätigkeit im Jugendvollzug, die von Marion Gentges als überaus sinnhaft wertgeschätzt wurde. Weitere Themen, die zur Sprache kamen, waren die Gewinnung von Personal und das bevorstehende Jubiläum der JVA Adelsheim, die 2024 ihr 50-jähriges Bestehen feiern wird.

Abschließend sagte die Justizministerin: "Den Austausch vor Ort schätze ich sehr, und ich nehme wichtige Impulse mit. Für einen guten Justizvollzug zu sorgen, ist mir ein großes Anliegen, und ich freue mich deshalb auch, dass es gelungen ist, im letzten Doppelhaushalt 273 Neustellen durchzusetzen und damit für eine dringende personelle Stärkung gerade für den uniformierten Vollzugsdienst zu sorgen. Die darüber hinaus erreichten Sachmittel, mit denen auch Ausbildungskapazitäten erhöht werden, werden auch hier vor Ort Verbesserungen schaffen. Die JVA Adelsheim setzt Standards im Bereich des Jugendvollzugs. Wir arbeiten miteinander daran, das weiter voranzutreiben."

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