"Wir sind hier nicht die ÖPNV-Resterampe Baden-Württembergs"
Ziel ist der dauerhafte Regionalbahnbetrieb zwischen Lauda und Osterburken. Die Landräte und Bürgermeister der betroffenen Kommunen unterzeichneten ein Forderungspapier.

Bauland/Odenwald-Tauber. (adb) Eine gute Infrastruktur bildet die Grundlage der Verkehrswende, ist aber im Fall der Frankenbahn (noch) nicht vorhanden. Wie wichtig das Thema sowohl dem Neckar-Odenwald-Kreis als auch dem Main-Tauber-Kreis ist, beweist einmal mehr das Positions- und Forderungspapier zur Frankenbahn. Es wurde am Freitag am Bahnhof Königshofen von den Landräten Dr. Achim Brötel und Christoph Schauder sowie den Bürgermeistern der betroffenen Kommunen unterschrieben. In Kürze soll es dem Verkehrsministerium zugeleitet werden.
"Seit vielen Jahren treten die beiden Landkreise mit den an der Strecke gelegenen Städten und Gemeinden sowie der Bürgerinitiative ,Frankenbahn für alle’ für eine verbesserte Anbindung an den Schienenpersonennahverkehr ein", betonte Schauder. Der 2019 eingerichtete Probebetrieb zwischen Lauda und Osterburken gelte zwar als "wesentlicher Erfolg", werde aber von einem Wermutstropfen überschattet: "Der Main-Tauber-Kreis stellt 1,1 Millionen Euro pro Jahr an Kreismitteln bereit für eine Aufgabe, die eigentlich dem Land zufällt", zeigte er auf.

Ziel sei der dauerhafte Regionalbahnbetrieb zwischen Lauda und Osterburken mitsamt ertüchtigter Infrastruktur der Bahnstationen – ein Aspekt, auf den die Fortschreibung des 2018 erstellten Forderungs- und Positionspapiers abzielt. "Nur eine attraktive Infrastruktur lockt Fahrgäste an und begünstigt die Mobilitätswende", betonte Schauder und verwies auf die Situation des Königshöfer Bahnhofs. Durch seinen morbiden Charme, aber auch bauliche Mängel wie den seit Jahren unbenutzbaren Bahnsteig in Richtung Osterburken sei das Areal "beispielhaft für jene Problematik" – allgemein handle es sich bei der Bahnhofsinfrastruktur entlang der Frankenbahn um "eine Schande für Baden-Württemberg".
Hier setze das fortgeschriebene Papier an: Es soll die Bemühungen unterstreichen und den Taktverkehr des Probebetriebs ab Dezember 2023 in den ausschließlich durch das Land zu finanzierenden Regelbetrieb überführen. So fordere man mittelfristig die Reaktivierung derzeit nicht bedienter Haltepunkte – bereits die Ertüchtigung der vorhandenen Haltepunkte sei jedoch mit über 50 Millionen Euro eine weitreichende Investition. "Allein die Einrichtung des Probebetriebs bedeutete einen immensen Kraftakt", blickte Schauder zurück und übte deutliche Kritik an der Deutschen Bahn: Stetige Zugausfälle seien nur die Spitze des Eisbergs und untergraben jegliche Bemühungen der Landkreise. "Wir fordern die Umsetzung aller genannten Maßnahmen oder zumindest die sofortige Aufnahme von Verhandlungen, sofern es sich um Aufgaben des Bundes oder der Bahn handelt", bekräftigte er – wer wie das Land umfangreiche "Mobilitätsversprechen" abgebe, müsse auch die Ergebnisse liefern. So dürfe ein attraktives ÖPNV-Angebot "kein Alleinstellungsmerkmal von Verdichtungsräumen" sein, sondern müsse auch den Ländlichen Raum erreichen: "Wir sind hier nicht die ÖPNV-Resterampe Baden-Württembergs!", rief er unter Beifall aus. Abschließender Dank galt vor allem der Bürgerinitiative "Frankenbahn für alle", die über 5000 Unterschriften zur Unterstützung der Forderungen sammelte – ein starkes Signal.
Amtskollege Dr. Achim Brötel definierte 2023 als "Schicksalsjahr für die Frankenbahn": Das Land müsse Farbe bekennen, anstelle die Lebensverhältnisse in Stadt und Land voneinander abzugrenzen. "Die Frankenbahn hat zwischen Osterburken und Lauda das Zeug zur Dauertragödie", konstatierte Brötel. Ausbaumaßnahmen verkamen zum Beginn einer stetigen Abwärtsspirale speziell in jenem Bereich, was nicht hinzunehmen sei: "Seit 2009 gab und gibt es eine ganze Reihe gemeinsamer Initiativen von Main-Tauber- und Neckar-Odenwald-Kreis", betonte er und listete die einzelnen Aktionen – darunter die Bildung der Schienen-Allianz im Jahr 2017 – chronologisch auf. "Der Probebetrieb war und ist ein sehr wichtiger Teilerfolg, doch lassen wir weiterhin nichts unversucht. Die Frankenbahn muss wieder vom probeweise vertakteten Stundenbetrieb in einen Regelbetrieb überführt werden", hielt er fest. Man wolle damit "nicht mehr, aber auch nicht weniger als die anderen Teile Baden-Württembergs" und die stiefmütterliche Behandlung beenden. Auch Brötel fand klare Worte: "Manchmal hat man den Eindruck, dass die rumänische Staatsbahn in der hinteren Walachei sich mehr um ihr Eigentum kümmert als die Deutsche Bahn bei uns", merkte er an. So könne es nicht sein, dass Städte und Gemeinden dauerhaft für Versäumnisse der Bahn einspringen müssen – auch dafür gelte es bei der nächsten Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans 2030 zu kämpfen: "Hier muss die Frankenbahn endlich berücksichtigt werden – wir bleiben dran!", betonte er.
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Die Stadt Lauda-Königshofen vertrat deren Bürgermeister Dr. Lukas Braun. "Der ÖPNV muss einfach und komfortabel sein, um angenommen zu werden", schilderte er. Die derzeitigen Verbindungen seien sowohl für Berufspendler als auch für Schüler ähnlich unattraktiv wie das wenig ansehnliche Bild des Königshöfer Bahnhofs. "Königshofen steht aber nicht allein da – entlang der kompletten Frankenbahn ergibt sich kaum ein besseres Bild", so Dr. Lukas Braun.
Im Anschluss wurden 5005 Unterschriften, die die Bürgerinitiative "Frankenbahn für alle" gesammelt hatte, an die Landräte übergeben. Sie dankten für das Engagement.