65-jähriger Mann von Zirkus-Elefant getötet (aktualisiert)
Ein freilaufender afrikanischer Zirkus-Elefant hat in Buchen einen 65-jährigen Mann am Samstagmorgen tödlich verletzt.

Die Elefantenkuh "Baby" im April 2015, als der Circus Luna unter dem Namen "Frühlings-Circus" auf dem Messplatz in Mosbach-Neckarelz gastierte. Foto: Nadine Slaby
Buchen. (pol/dpa/rl) Ein freilaufender Zirkuselefant hat am Samstag in Buchen einen Spaziergänger getötet. Der 65-jährige Mann wurde nach Angaben der Polizei am frühen Morgen von dem 34 Jahre alten Afrikanischen Zirkus-Elefanten "Baby" angegriffen. Der Mann war demnach sofort tot. Wie das Tier aus dem Zelt des in der Stadt gasierenden "Circus Luna" entwich, war zunächst unklar. Die Kriminalpolizei ermittelt.
Die Ehefrau des getöteten Spaziergängers sagte der Polizei, ihr Mann sei wie üblich gegen 5 Uhr aufgestanden und spazieren gegangen, um Pfandflaschen und Dosen einzusammeln. Als er nicht zur gewohnten Zeit zurückkehrte, machte sich die 65-Jährige auf die Suche nach ihm. In der Nähe des Zirkusses sah sie mehrere Streifenwagen, dort fand sie dann ihren toten Mann. Der Zirkus gastiert in rund 100 Metern Entfernung vom Fundort der Leiche.
Die Polizei schloss Fremdverschulden nicht aus. Ersten Ermittlungen zufolge war das Zelt, in dem die Elefantenkuh "Baby" untergebracht war, unbeschädigt. "Der Elefant kann sich nicht selber rauslassen. Also bleibt: Wurde er rausgelassen oder war er nicht richtig eingesperrt?", sagte ein Polizeisprecher. Entweder es handle sich um Absicht oder um Nachlässigkeit. "Es kann sein, dass wegen fahrlässiger Tötung ermittelt wird."
Fraglich bleibt auch, warum das Tier in Rage geriet. Der Elefant heißt "Baby", trägt aber laut Polizei auch den Namen "Benjamin". Offenbar handelt es sich nicht um den ersten Angriff des Tiers auf Menschen.
Die Tierschutzorganisation Peta berichtet, das Tier sei schon mehrfach ausgerastet und habe in den vergangenen Jahren mehrere Menschen verletzt. 2000 habe "Baby" eine Frau im nordhessischen Melsungen schwer verletzt, berichtet Peta. 2010 war ein 24-jähriger Familienvater nach einer Attacke in Leutkirch schwer verletzt, sein neun Monate alter Sohn wurde ebenfalls verletzt.
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Im Oktober 2012 hatte es einen schweren Zwischenfall in Burladigen gegeben. Mit dem Rüssel hatte die damals 25-jährige afrikanische Elefantenkuh "Benjamin" einem Zwölfjährigen während einer Tierschau den Kiefer gebrochen. Der Junge hatte den Sicherheitsbereich überschritten, der um den Elefanten im Zirkus aufgebaut war. Die Polizei bestätigte damals einen Bericht der Tierschutzorganisation "Peta", die den Vorfall öffentlich gemacht hatte.
Die Polizei bestätigte Vorfälle in der Vergangenheit, wollte aber keine Details nennen. "Wir wissen von zwei Vorfällen mit Verletzten, aber jeder stellt sie anders dar", sagte ein Sprecher. Dies werde in die Ermittlungen einfließen. "Es gab aber unseres Wissens nach keine Vorfälle, die einer Behörde Anlass gaben, Auftritte des Elefanten zu verbieten", sagte der Beamte. Der Zirkus wollte sich nach Angaben der Polizei nicht zu der Attacke äußern.
Peta hatte den Zirkusbetreibern in der Vergangenheit mehrfach nicht artgerechte Haltung vorgeworfen. Die Organisation will nun Anzeigen wegen fahrlässiger Tötung sowohl gegen die Zirkusverantwortlichen als auch gegen die zuständigen Behörden erstatten. "Die Tiere werden für die Dressur geschlagen und gequält", kritisiert Peta-Wildtierexperte Peter Höffken. "Alle 50 Zirkuselefanten, die es noch in Deutschland gibt, sind tickende Zeitbomben." Peta fordert ein grundsätzliches Tierverbot im Zirkus.
Experten attestierten dem Zirkus artgerechte Haltung und auch dass Benjamin "psychisch vollkommen ausgeglichen" und "wunderbar sozialisiert" sei. Peta stand wiederum in der Kritik, eine Kampagne gegen den Zirkus zu führen.
Nach dem Unglück in Buchen hatte ein Zirkus-Mitarbeiter "Baby" beruhigt und ins Zirkuszelt zurückgebracht. Der Vorfall war von einem Anwohner beobachtet und der Polizei gemeldet worden. Ein Veterinär werde das Tier nun untersuchen und sich anschauen, "ob es eingeschläfert wird oder bleiben darf". Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden alle geplanten Vorstellungen des Zirkus in Buchen abgesagt.