30 Interessenten für FKK-Swinger-Urlaub mit Mannheimer Politiker
Der Mannheimer Stadtrat Julien Ferrat setzt auf Skandale - und zeigt sich gerne nackt. Die CDU kritisiert seine neueste Aktion scharf, die Stadt hält sich bedeckt.

Mannheim. (dpa/lsw) Nach seinem Aufruf im Mannheimer Amtsblatt zu einem "FKK-Swinger-Urlaub mit interessantem Politik-Programm" haben sich laut Stadtrat Julien Ferrat mehr als 30 Interessenten gemeldet. "Dadurch, dass die Berichterstattung bundesweit war, waren da jetzt nicht nur Mannheimer darunter", sagte der 33-Jährige. Es hätten ihm auch Leute etwa aus Berlin und Rostock geschrieben.
Ferrat (Die Mannheimer) hatte vergangene Woche eine Anzeige im Amtsblatt veröffentlicht und dabei zu einer "Politischen Bildungsfahrt nach Cap d’Agde" aufgerufen. Zu Cap d'Agde an der französischen Mittelmeerküste gehört die FKK-Anlage Village Naturiste. Ein Bild zum Artikel zeigte Ferrat nackt am Strand - sein Geschlechtsteil bedeckte er nur mit einem Schild mit der Aufschrift "Die Mannheimer im Gemeinderat". Im August soll es laut Ferrat acht Tage nach Frankreich gehen. Die Reisekosten trage jeder Teilnehmer selbst.
"Wenig überraschend" vor allem männliche Interessenten
Ferrat hat nach eigener Aussage bereits eine Hütte für zehn Personen in der FKK-Anlage gebucht. Er möchte demnach bevorzugt Menschen aus Mannheim darin unterbringen. Die Nicht-Mannheimer wolle er miteinander in Kontakt bringen, damit diese sich dann selbst eine Unterkunft anmieten könnten. Insgesamt hätten sich drei Paare, drei Frauen und - "wenig überraschend" vor allem Männer gemeldet.
Der 33-Jährige ist Alleinstadtrat, studiert sonst Sozialwissenschaften und ist im Online-Handel tätig. Genauer will er seine berufliche Tätigkeit nicht beschreiben.
Anmeldefrist läuft noch bis zum 31. Mai
Die CDU hatte den Beitrag im Amtsblatt scharf kritisiert. "Ich finde den Aufruf an der Stelle hirnverbrannt, weil ich glaube, dass er der Politik eher schadet", sagte Christian Hötting, CDU-Kreisvorsitzender in Mannheim und Stadtrat. Die Stadtverwaltung hielt sich mit einer Bewertung des Beitrags zurück.
Die Anzeige im Amtsblatt hat laut Ferrat auf jeden Fall Reaktionen ausgelöst. "Manche haben mir eine E-Mail geschrieben, dass sie es einfach erfrischend fanden und amüsant und interessant - mal was Neues", sagte Ferrat. "Ein paar haben geschrieben, dass sie ja so was gar nicht nachvollziehen können, und ich mich eher um ernsthafte Themen kümmern sollte."
Die Anmeldefrist für die Reise läuft noch bis zum 31. Mai. Vor dem Trip nach Frankreich soll es laut Ferrat dann auch noch das in der Anzeige bereits angekündigte "Trainingslager mit Outdoor-Sex am FKK-Strand" in Mannheim geben.
Update: Mittwoch, 21. Mai 2025, 08.31 Uhr
Mannheimer Politiker lädt zum FKK-Swinger-Urlaub ein
Mannheim. (dpa) Das Bild im Mannheimer Amtsblatt zeigt den Stadtrat Julien Ferrat (Die Mannheimer) nackt am Strand – sein Geschlechtsteil bedeckt er nur mit einem Schild mit der Aufschrift "Die Mannheimer im Gemeinderat". Die Überschrift des Artikels lautet: "Politische Bildungsfahrt nach Cap d’Agde". Darunter ruft der 33-Jährige zu einem "unvergesslichen FKK-Swinger-Urlaub mit interessantem Politik-Programm" auf. Zu Cap d'Agde an der französischen Mittelmeerküste gehört die FKK-Anlage Village Naturiste.
"Die Einladung ist ernst gemeint", sagt Ferrat. "Wer Interesse hat, soll mir gerne eine E-Mail schreiben und dann gucken wir mal, wie es weitergeht." Es gebe bereits erste Interessenten. Im August soll es demnach acht Tage nach Frankreich gehen. Die Reisekosten trage jeder Teilnehmer selbst. Die CDU kritisiert die Aktion als "hirnverbrannt", die Stadt verweist lediglich auf die allgemeinen Vorgaben für Beiträge der Stadträte im Amtsblatt.
"Mekka für Nudisten und Swinger"
"Das Village naturiste in Cap d’Agde gilt als Mekka für Nudisten und Swinger", schreibt Ferrat in seinem Beitrag. "Was nur wenige wissen: Ohne die staatliche Tourismus-Förderung (...) wäre dieser Ort niemals entstanden." Er spricht von einem "Vorzeigeprojekt für eine staatlich geplante Stadtentwicklung zur Stärkung der lokalen Wirtschaft". Ziel sei ein "Tourismus-Hotspot für Nudisten" gewesen. Nach und nach seien dann auch Swingerclubs dazugekommen.
Was genau bei der Reise geboten sein werde? "Zum einen wollen wir uns natürlich den Strand angucken, Swinger-Clubs und so weiter und so fort", sagt Ferrat. "Aber es gibt auch eine politische Komponente." So solle es etwa Gespräche mit dem Tourismusbüro, Vertretern der Stadtverwaltung sowie Hoteliers geben.
Tourismusbüro bewirbt FKK-Dorf
Auf der offiziellen Webseite des Tourismusbüros von Cap d'Agde wird das FKK-Dorf ausführlich beworben. Private Anbieter sprechen von einem "Urlaubsort ohne Hemmungen" und bezeichnen Swinger-Hotels im Village naturiste als eine "einzigartige Mischung aus FKK-Urlaub und prickelnder Sinnlichkeit".
"Viele Politiker bieten ja Bildungsfahrten im Bundestag, ins Europäische Parlament an", sagt Ferrat. "Deswegen habe ich mir gedacht: Machen wir doch mal was anderes." Und über das Amtsblatt habe er schlicht die Möglichkeit gehabt, viele Menschen zu erreichen. Ferrat ist Alleinstadtrat, studiert sonst Sozialwissenschaften und ist im Online-Handel tätig. Genauer will er seine berufliche Tätigkeit nicht beschreiben.
CDU sieht Schaden für Politik
Die CDU kritisiert den Beitrag im Amtsblatt scharf. "Ich finde den Aufruf an der Stelle hirnverbrannt, weil ich glaube, dass er der Politik eher schadet", sagt Christian Hötting, CDU-Kreisvorsitzender in Mannheim und Stadtrat. "Ich kann da nichts Sinnvolles drin erkennen, was die Stadt, was die Menschen in dieser Stadt nach vorne bringt. Es ist einfach nur so ein bisschen zum Fremdschämen."
Der 49-Jährige sieht das Ansehen des Mannheimer Gemeinderats durch die Aktion "zumindest mal angekratzt". Die Menschen würden das Verhalten eines Stadtrates auch auf die anderen übertragen und denken: "Die da oben machen so einen Unsinn." Dagegen vorgehen werde die CDU-Fraktion seiner Ansicht nach aber nicht. "Man wertet das Ganze nur unnötig auf."
"Niemand wird ja gezwungen, da hinzugehen"
Ferrat weist die Kritik zurück. "Niemand wird ja gezwungen, da hinzugehen", sagt der Stadtrat. "Wer sich daran stört, soll einfach den Artikel weglegen."
Die Stadtverwaltung hält sich mit einer Bewertung des Beitrags zurück. "Das Amtsblatt als amtliches Verkündungsorgan der Gemeinde unterliegt besonderer parteipolitischer Neutralität", sagt ein Sprecher.
Nicht das erste Mal nackt im Amtsblatt
Die Mitglieder des Gemeinderats würden ihre Beiträge in Eigenverantwortung verfassen. Deswegen werde unter der Rubrik "Stimmen aus dem Gemeinderat" stets der rechtliche Hinweis abgedruckt: "Die Fraktionen, Gruppierungen und Einzelstadträtinnen bzw. Einzelstadträte übernehmen die inhaltliche Verantwortung für ihre Beiträge." Beiträge werden demnach nur abgewiesen, wenn sie etwa ehrverletzend sind, keinen kommunalen Bezug haben oder falsche Behauptungen enthalten.
Es ist nicht das erste Mal, dass Stadtrat Ferrat öffentlich die Hüllen fallen lässt: Bereits im vergangenen Sommer veröffentlichte er eine Vorstellung seiner Person im Amtsblatt - das Foto dazu zeigte ihn nackt, sein Geschlecht bedeckte er schlicht mit seinen Händen. Auch zur Nacktsprechstunde lud er bereits ein und versprach "völlige Transparenz".