Sperrung der Salierbrücke Speyer

Für einen Neubau hält es das Bauwerk nicht mehr aus

20-monatige Sanierung ruft Politiker auf den Plan - Verkehrsinfarkt droht - Neubau scheidet aus

09.03.2018 UPDATE: 10.03.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 30 Sekunden

Die vier Längspfeiler des vorderen Brückenabschnitts sind zu dünn, in der darüber liegenden Fahrbahnplatte fehlt Stahl. Die Konsequenz: Abriss bis auf den tragenden Beton. Foto: RP

Von Sebastian Blum

Hockenheim/Speyer. Mit großer Sorge sehen Bürger auf beiden Seiten des Rheins der Sperrung der Salierbrücke zwischen Speyer und Altlußheim entgegen. Bereits ein Jahr vor dem geplanten Start im Januar 2019 hat sich Widerstand formiert: Besorgte Eltern gründeten im Namen ihrer Schulkinder eine Initiative, der sich mittlerweile Berufspendler angeschlossen haben. Auch einige Politiker haben sich inzwischen eingeschaltet und sind wegen eines drohenden Verkehrsinfarkts bei den Behörden vorstellig geworden. Dabei können die Betroffenen froh sein, dass die Brücke überhaupt noch offen ist.

Was ist das Problem? "Die Kollegen vom Brückenreferat hatten überlegt, die Brücke zu sperren", sagt Karin Mihatsch gegenüber der RNZ. Sie ist die stellvertretende Leiterin des Baureferats Nord beim Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe und für die Koordination der Rheinbrücken zuständig. Für eine Sperrung seien die Schäden aber dann doch nicht groß genug. Trotzdem kontrolliert das Brückenreferat die Statik bis zum Sanierungsbeginn häufiger als sonst. "Das Hauptproblem ist die fehlende Bauteildicke", begründet Mihatsch die notwendigen Reparaturen. Die Mängel hatte das RP im Januar festgestellt. Neben den für jedermann sichtbaren Rostschäden, dem bröckelnden Beton und den Löchern in der Fahrbahn geht es aus baulicher Sicht vor allem um eklatante Sicherheitsprobleme bei der Statik. Und die beginnen bei dem Brückenabschnitt, der noch nicht über dem Fluss liegt.

Was muss deshalb passieren? Abriss bis auf den tragenden Beton, Sanierung der Oberflächen, Neubau der Brückenkappen. Mihatsch erklärt die Details: "Die Vorlandbrücke aus Beton liegt auf vier Längsträgern, darüber befindet sich eine Fahrbahnplatte. Doch für den starken Verkehrsfluss sind die Träger zu dünn." Sie sollen verdickt, die Hohlräume mit Spritzbeton aufgefüllt werden. In der Fahrbahnplatte, die aus Beton und Stahl sein sollte, fehlt der Stahl. Für das gesamte Bauwerk gilt: Das Brückenlager muss ausgetauscht, Übergangskonstruktionen geschaffen, der Belag erneuert und Entwässerungseinrichtungen gebaut werden. Kosten: sechs Millionen Euro.

Weder Betroffene noch Politiker zweifeln an der Notwendigkeit der Sanierung. Weil diese aber voraussichtlich 20 Monate beanspruchen wird, fordern sie ein Umleitungskonzept für Arbeitnehmer, Schüler, Einzelhändler, den öffentlichen Nahverkehr und Rettungskräfte. Dazu sind viele Ideen ins Spiel gebracht worden.

Was ist mit einem Neubau? Die Speyerer FDP argumentiert, dass dadurch eine vierspurige Fahrbahn gebaut werden könne. Mihatsch räumt ein: "Ich würde am liebsten neu bauen, das wäre die beste Lösung." Ein Neubau würde aber aus ihrer Sicht an vielen Stellen scheitern. Erstens, weil eine neue Brücke die mit sechs Millionen Euro angesetzten Sanierungskosten weit überschreiten würde. Zweitens, weil es kein Baurecht gibt. Und drittens: Der Bau einer neuen Brücke könnte mit aufwendiger Vorlaufplanung zehn Jahre dauern. "Solange hält es die Salierbrücke aber nicht mehr aus", so Mihatsch, die Behelfsbrücken während der Sanierung ausschließt.

Wie wird der Verkehr während der Sanierung umgeleitet? Sicher ist, dass die neben der Brücke verlaufende A61 die größte Rolle spielt. Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) geht davon aus, dass sich dabei die Fahrtdauer um "voraussichtlich maximal 15 Minuten" verlängert. Das hat er dem Schwetzinger SPD-Landtagsabgeordneten Daniel Born mitgeteilt. Born nennt diese Auskunft "illusorisch". Laut Straßenverkehrszählung fuhren 2015 zu den Stoßzeiten durchschnittlich bis zu 2500 Fahrzeuge über die Salierbrücke. Es gibt noch den Umweg über die B9/B35 bei Germersheim. Da während der Sanierung immer ein Rad- und Fußgängerweg offen bleibt, steht eine Radmietstation zur Debatte. Fährverkehr würde sich laut Mihatsch nicht rentieren.

Wie sollen die Rettungskräfte fahren? Sie diskutieren mit dem Regierungspräsidium über eine Fahrgasse auf der Brücke für Einsatzwagen während der Sanierung. Doch auch hier hat Baureferentin Mihatsch Bedenken: Der Arbeitsschutz auf der Baustelle müsse gewährleistet bleiben, es bräuchte Ampeln für sich entgegenkommende Wagen. Und im Winter müssten sich Räumungsdienste durch die Baustelle schlängeln, um für die Rettungswagen die Fahrbahn freizumachen. Betroffene müssen weiter auf konkrete Aussagen warten. Für Juni ist eine Informationsveranstaltung angesetzt.

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