36-jähriger Tatverdächtiger schweigt und lässt Motiv offen (Fotogalerie)
Die Tat hielt den Odenwald-Ort Rimbach in Atem: Ein Mann nahm in einer Bankfiliale eine Geisel. Die 21-jährige Angestellte war dabei war wohl ein Zufallsopfer.
Rimbach. (dpa) Nach der Geiselnahme im südhessischen Rimbach schweigt der Tatverdächtige weiter zu der Tat und zum Motiv. Derzeit gebe es keine Hinweise darauf, dass es sich um eine geplante Tat gehandelt habe, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt der Deutschen Presse-Agentur. Im Rahmen der Ermittlungen werde auch untersucht, in welcher psychischen Situation der 36-Jährige war, dazu solle ein Gutachten in Auftrag gegeben werden.
Der Mann, der mittlerweile in Untersuchungshaft ist, hatte am Dienstagmorgen eine 21-jährige Bankmitarbeiterin drei Stunden lang festgehalten und nach Angaben der Ermittler mit einem Schraubenzieher bedroht. Geldforderungen habe er nicht gestellt, sagte der Staatsanwaltschaftssprecher. Ob es andere Forderungen gab, ist unklar. Eine Verhandlungsgruppe hatte Kontakt zu dem Mann aufgenommen und ihn zur Aufgabe bewegen können, wie der Sprecher sagte. Schließlich wurde er festgenommen. Der Mann und das Opfer waren äußerlich unverletzt geblieben.
Bereits am Abend vor der Geiselnahme soll der 36-jährige Deutsche in Rimbach aufgefallen sein, als er versucht haben soll, Kontakt zu einer ihm bekannten Frau aufzunehmen. Mit der Frau habe der Mann nach bisherigen Erkenntnissen eine kurzzeitige Beziehung gehabt, sagte der Staatsanwaltschaftssprecher. Er soll Zugang zu ihrer Wohnung verlangt haben, was die Frau ihm aber verwehrt habe.
Wo der Mann anschließend die Nacht verbrachte, sei noch unklar. Am Dienstagmorgen soll er sich dann aus bisher unbekannten Gründen zu der Bankfiliale begeben und die Mitarbeiterin in seine Gewalt gebracht haben. "Für den Moment scheint das relativ zufällig gewesen zu sein", so der Staatsanwaltschaftssprecher. Rimbach im Odenwald liegt nicht weit entfernt von der Landesgrenze zwischen Hessen und Baden-Württemberg.
Update: Donnerstag, 9. Januar 2025, 11.24 Uhr
36-jähriger Tatverdächtiger nach Geiselnahme im Gefängnis
Rimbach. (cab) Es soll also nun doch eine Geiselnahme gewesen sein. Das ist zumindest der Vorwurf, den die Ermittler einem 36 Jahre alten Mann machen, der am Dienstag im südhessischen Rimbach im Odenwald eine 21 Jahre alte Mitarbeiterin in der Rimbacher Hauptstelle der Volksbank Weschnitztal drei Stunden lang in seiner Gewalt hatte.
Am Mittwoch wurde der Tatverdächtige auf Antrag der Staatsanwaltschaft Darmstadt dem Haftrichter beim Amtsgericht Bensheim vorgeführt. Dieser erließ einen Untersuchungshaftbefehl. Danach kam der 36-Jährige in ein Gefängnis.
Derweil dauern die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat in der knapp 9000 Bürger zählenden Gemeinde im Kreis Bergstraße an. Ein paar Details dazu konnten die Staatsanwaltschaft und das Polizeipräsidium Südhessen am Mittwoch bereits nennen.
Demnach soll der Mann schon am Montag im Ort aufgefallen sein. Denn da habe er versucht, zu einer Bekannten von ihm Kontakt aufzunehmen. Den Angaben zufolge soll er sogar versucht haben, in die Wohnung der Frau einzudringen. Aber vergeblich.
Und so kreuzte er am Dienstagmorgen bei der Bank in der Rathausstraße auf. Derzeit gehen die Ermittler davon aus, dass sowohl die Volksbank, als auch die 21-Jährige zufällig "in seinen Wirkungskreis gerieten", wie sie mitteilten. Warum, ist offen. Die junge Frau und der Mann haben wohl überhaupt keinen Bezug zueinander. Und Geld wollte er offenbar auch nicht.
Wohnsitz in Köln durchsucht
Der mutmaßliche Täter soll die Angestellte mit einem Schraubenzieher bedroht haben. Die Polizei war gegen 8 Uhr informiert worden. Drei Stunden später endete alles mit der widerstandslosen Festnahme des Mannes durch ein Spezialeinsatzkommando.
Weder er noch die Angestellte trugen äußerliche Verletzungen davon. Im sonst so beschaulichen Odenwald-Ort sorgte der Einsatz für viel Aufsehen und Unruhe. Die junge Frau, Angehörige und weitere Betroffene waren später nach dem Zugriff im Rathaus von der Polizei betreut worden.
Derweil wurden deren Kollegen in Köln aktiv, denn hier ist der Festgenommene gemeldet und hat eine Wohnung. Diese durchsuchten Polizisten auf richterliche Anordnung hin, fanden aber nichts, was mit der Tat in Rimbach in Zusammenhang zu bringen wäre. Auch der Mann selbst soll bislang noch nichts zu seinem Motiv gesagt haben.
Update: Mittwoch, 8. Januar 2025, 20.10 Uhr
Geiselnehmer in Volksbank-Filiale festgenommen
Rimbach. (dpa) Drei Stunden lang hielt ein 36-jähriger Mann eine junge Bankmitarbeiterin fest, bevor Beamte der Polizei ihn festnehmen können. Der Mann bedrohte die Frau nach Polizeiangaben mit einem Werkzeug. Warum, war zunächst unklar. Der 36-Jährige und sein 21 Jahre altes Opfer blieben äußerlich unverletzt, wie ein Polizeisprecher mitteilte.
Im Internet kursierte ein mutmaßliches Video der Tat, auf dem ein Mann eine völlig verängstigte und weinende Frau mit einem Gegenstand bedroht. Dabei umklammert er sie von hinten mit einem Arm um den Hals. Die Polizei bat darum, Videos und Fotos der Tat weder zu teilen noch zu veröffentlichen und gegebenenfalls wieder zu löschen. Aufgenommen wurde das Video mutmaßlich von einem Augenzeugen per Handy.
36-Jähriger drang am Morgen in die Filiale ein
Der Mann war nach Polizeiangaben am Morgen gegen 8 Uhr in das Bankgebäude eingedrungen und hatte die Frau festgehalten. Die Polizei sprach dabei nicht von einer Geiselnahme. Vor Ort waren nicht nur Polizeikräften aus ganz Südhessen, sondern auch ein Spezialeinsatzkommando (SEK).
Der Bereich um die Bankfiliale, die in einer Häuserzeile liegt, wurde weiträumig mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. "Es war ungewöhnlich still", erzählte eine Passantin von ihren Eindrücken. Durch die Absperrungen kam auch der Verkehr in Teilen der Gemeinde zum Erliegen. Zahlreiche Polizeiautos waren zu sehen, auch in den Seitenstraßen. Schließlich konnte der Täter widerstandslos festgenommen werden.
Sprecher: Unblutig beendet
Zu Einzelheiten der Tat hielt sich die Polizei zunächst bedeckt. Ein Sprecher erklärte, es lägen keine Erkenntnisse vor, dass der Mann Geld in der Bankfiliale erbeuten wollte. Ob er andere Forderungen stellte, blieb zunächst unklar.
Eine Verhandlungsgruppe nahm Kontakt zu dem Täter auf, wie ein Polizeisprecher nach der Festnahme sagte. Details zur Festnahme gegen 11 Uhr nannte der Sprecher nicht. "Die Lage wurde unblutig beendet, und das ist unterm Strich für uns immer das Entscheidende." Für Angehörige und weitere unmittelbar von der Tat betroffene Menschen wurde eine Betreuung im Rathaus von Rimbach angeboten.
"Ich hätte nie gedacht, dass so etwas in so einem kleinen Ort passieren kann", sagte eine Passantin in dem rund 8800-Einwohner-Ort nahe der hessischen Landesgrenze. Neugierige kamen zum Absperrband und beobachteten den Polizeieinsatz im Schneeregen. Später waren in dem Gebäude Ermittler der Polizei zu sehen.
Wohnungsdurchsuchung angedacht
Bei den Ermittlungen würden jetzt neben dem Tatverdächtigen und der Bankmitarbeiterin auch Zeugen vernommen, sagte eine Polizeisprecherin. Spuren würden ausgewertet, zudem sei eine Wohnungsdurchsuchung bei dem Verdächtigen angedacht. Über das weitere Vorgehen werde dann die Staatsanwaltschaft entscheiden.
"Wir müssen erst mal Aufklärung betreiben, und dann wird entschieden, ob Untersuchungshaftbefehl beantragt wird", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt. Nähere Informationen zu dem 36 Jahre alten Mann waren zunächst nicht zu erhalten.
Die Polizei sprach in ihren Mitteilungen nicht von einer Geiselnahme. Dabei erheben Täter Forderungen oder versuchen, etwas zu erpressen, indem sie eine andere Person gegen ihren Willen an einem Ort festhalten. Juristisch gesehen handelt es sich erst einmal um eine Freiheitsberaubung, die Geiselnahme wäre eine besondere Form davon.
Bürgermeister spricht von "Schock"
Hessens CDU-Innenminister Roman Poseck dankte der Polizei und dem Spezialeinsatzkommando für den "umsichtigen und erfolgreichen" Einsatz. "Sie haben dazu beigetragen, dass Schlimmeres verhindert werden konnte und es vor allem keine Verletzten gab", hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums. Er hoffe, dass das Opfer das Geschehene so gut und so schnell wie möglich verarbeiten könne, ergänzte Poseck.
Auch der Rimbacher Bürgermeister Holger Schmitt zeigte sich am Nachmittag sehr erleichtert darüber, dass die Tat unblutig zu Ende gebracht werden konnte. "Deswegen gilt mein Dank natürlich vor allem der Polizei und den Einsatzkräften", erklärte Schmitt. Die Nachricht über die Lage am Morgen sei zunächst ein "Schock" für die Gemeinde und ihn selbst an seinem ersten Arbeitstag im neuen Jahr gewesen. "Auf sowas ist man nicht vorbereitet", sagte Schmitt. Umso wichtiger seien in einer solchen Situation Solidarität und Hilfsbereitschaft, die sich "von allen Seiten in der Gemeinde" und auch darüber hinaus gezeigt habe.
So seien Angehörige und weitere Betroffene, darunter auch die anderen Mitarbeiter der Bankfiliale, im Rimbacher Rathaus betreut worden. Ehrenamtliche Notfallseelsorger, aber auch Verwaltungsmitarber hätten sich um die Menschen gekümmert, Räumlichkeiten sowie Verpflegung zur Verfügung gestellt.
Die Kriminalpolizei habe das Rathaus zudem genutzt, um Zeugenaussagen aufzunehmen, und auch die Feuerwehr und der Bauhof seien an den Maßnahmen beteiligt gewesen und hätten unter anderem Straßensperrungen vorgenommen oder unterstützt. Seine Gedanken seien jetzt vor allem bei der betroffenen Mitarbeiterin der Bank und ihrer Familie, sagte Schmitt.
Update: Dienstag, 7. Januar 2025, 18.30 Uhr