Trotz der Krise kann in der Sauna weiterhin geschwitzt werden
Einige Bäder in der Region haben technisch umgerüstet, zum Beispiel auf Blockheizkraftwerke. Hingegen bleiben in Walldorf und Heidelberg die Schwitzkabinen zu.

Rhein-Neckar. (alb/ans/cbe/rie/web) Angesichts von erwarteten Temperaturen von weit mehr als 20 Grad an diesem Wochenende, lässt es sich auch draußen schwitzen. Der passende Ort in dieser Jahreszeit ist dafür eigentlich die Sauna. Die hat aber ein Problem: die steigenden Energiekosten. Bei einer Umfrage der RNZ in der Region zeigt sich: Manche Bäder können dank alternativer Konzepte den Gästen ihr volles Saunaprogramm bieten, anderswo bleiben die Schwitzkabinen geschlossen.
> Badewelt Sinsheim: Zwölf Saunen und zwei Dampfsaunen hat der Wellnesstempel. Etwa jeder zweite Besucher sei Saunist, berichtet Geschäftsführer Stephan Roth, viele davon sind Stammgäste. Auf die Frage, ob angesichts der hohen Energiepreise die Sauna kühler wird oder sonstige Veränderungen für die Gäste umgesetzt werden, antwortet Roth sofort mit: "Natürlich nicht". Betrieben werden die Saunen mit einem Mix aus Gas, Öl, einem Blockheizkraftwerk und weiteren Energiequellen. Beim Bau der Badewelt vor zehn Jahren sei auf Energieeffizienz geachtet worden, man arbeite beispielsweise mit Wärmetauschern und Abschaltvorrichtungen, die über Zeitschaltuhren gesteuert würden.
Was weitere Pläne zur Energieeinsparung anbelangt, sagt Roth: "Wir planen vieles, einiges relativ zeitnah. Bei manchem sind wir schon in der Umsetzung." Auch auf mehrmalige Nachfrage will er sich dazu aber nicht konkret äußern. Die Gäste seien als Folge der Corona-Zeit daran gewöhnt, dass auch in der Sauna mehr Abstand gehalten wird. Vor diesem Hintergrund fahre die Badewelt bei den Besucherzahlen bewusst nicht die maximale Kapazität. Zudem sei die Anlage weitläufig. Unter anderem deshalb sei ihm mit Blick auf den Herbst und Winter nicht bange, wenn es um Corona geht. Zudem sei man in der Lage, jederzeit wieder eine Teststation auf dem Parkplatz der Badewelt zu eröffnen.
> Bellamar Schwetzingen: Die fünf Saunen und das Dampfbad werden nach umfangreichen Umbauarbeiten neu eröffnet, sie gehen ab dem 7. November in Betrieb, täglich von 10 bis 22 Uhr. "Bei den Nutzungszeiten sind keine Einschränkungen geplant", sagt die Schwetzinger Stadtsprecherin, Andrea Baisch, auf RNZ-Anfrage. Der aktuelle Energieverbrauch könne wegen der Baumaßnahme noch nicht genau beziffert werden. Neueste Technik und alternativen Energien sorgten aber für Sparmöglichkeiten.
Die Grundlagen dafür sind im Bellamar seit 2014 gelegt worden: mit LED-Technik, Stromerzeugung mit Solarenergie aus einer Photovoltaikanlage und einem hochmodernen Blockheizkraftwerk mit 400 Kilowatt im Keller. Es wird ausschließlich mit Bioerdgas betrieben und versorgt die benachbarte Gemeinschaftsschule komplett mit regenerativer Heizwärme. Das Bellamar erhält die Restwärme, die in der Schule nicht gebraucht wird, und nutzt diese unter anderem für den Betrieb der Sauna. Der vom Blockheizkraftwerk erzeugte Strom wird komplett für die technischen Prozesse innerhalb der Bäder- und Saunalandschaft übernommen. Durch die Kraft-Wärme-Kopplung werden CO2-Emissionen deutlich reduziert.
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> Aquadrom Hockenheim: Laut Stadtsprecherin Anja Mulfinger verfügt es über vier Saunen und ein Dampfbad. Alle seien derzeit uneingeschränkt in Betrieb. Der Energieverbrauch der Saunen werde nicht separat erfasst, sagt Mulfinger. Die Energie für das ganze Aquadrom werde aber zum größten Teil über ein eigenes Blockheizkraftwerk erzeugt. Gespart werde trotzdem: So sind die Raum- und die Wassertemperatur im Bad leicht gesenkt worden, liegen laut der Sprecherin allerdings noch im "Wohlfühlbereich".
> Aqwa Walldorf: Die Sauna bleibt aus Energiespargründen ebenso außer Betrieb wie Salzlounge, Rutsche und Whirlpool. "Der Aqwa-Bäderpark wird über Fernwärme beheizt – und diese ist größtenteils gasbasiert", sagt Stadtwerke-Chef Matthias Gruber. Alleine durch die Schließung der Sauna können täglich 1000 Kilowattstunden Strom gespart werden.
> Hallenbad Heddesheim: "Die Verwaltung hat im Zuge der Energiekrise bereits eine Vielzahl an Maßnahmen in unterschiedlichen Bereichen ergriffen", teilt die Verwaltung mit. Über die gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen hinaus seien im Hallenbad beispielsweise die Warmbadetage ausgesetzt und die Lufttemperatur in der Schwimmhalle, der Umkleide und in den Räumen des Saunabereichs um zwei Grad gesenkt worden. Ende dieses Jahres werde zudem das Nahwärmenetz als "energetisches Leuchtturmprojekt", das das Sportzentrum mit Wärme aus Bioenergie versorgt, in Betrieb gehen.
Dann falle die Gasversorgung großer Liegenschaften im Sportgebiet – und auch des Hallenbades – größtenteils weg. Dadurch werde die Gemeinde künftig circa 40 Prozent ihres gesamten Erdgasverbrauches einsparen", erklärt die Verwaltung weiter. Aufgrund zahlreicher Modernisierungen und konsequenten Energiemanagements habe außerdem der Energieverbrauch – Strom und Wärme – der Gemeinde seit 2000 um circa 32 Prozent gesenkt werden können.
> Bäder in Mannheim: Die Sauna im Herschelbad bleibt wegen der Energiekrise geschlossen. Die Saunalandschaft im Gartenhallenbad Neckarau hätte geöffnet, ist aktuell wegen eines technischen Defekts in der Biosauna aber nicht in Betrieb.
> Hallenbäder Köpfel und Hasenleiser in Heidelberg: Die Saunen in beiden Bädern sind aktuell geschlossen. "Aus heutiger Sicht steht eine Öffnung an, wenn sich die Situation auf den Energiemärkten entspannt hat", betont Florine Oesterreich von der Pressestelle der Stadtwerke. Derzeit fordere die Bundesnetzagentur noch zum Energieeinsparen auf. Wann sich die Situation ändere, sei im Moment nicht absehbar. Während das Hallenbad Köpfel samt Sauna das ganze Jahr über geöffnet ist, schließen das Hallenbad Hasenleiser und die dortigen Saunen zwischen Pfingsten bis Beginn des Schuljahres im September.
Im Köpfel saunieren laut Oesterreich 7300 Gäste pro Jahr, in kalten Monaten 700 bis 1000 und im Sommer 250 bis 400 monatlich. Das Hasenleiser zählt circa 3400 Sauna-Besucher pro Jahr, in der Hauptsaison (November bis Februar) sind es 500 bis 600 Gäste monatlich und in der Nebensaison rund 200 bis 300 pro Monat. Die Zahlen stammen allerdings aus der Vor-Corona-Zeit.
> Miramar Weinheim: Saunen zählen seit jeher zu den Spezialitäten des Spaß- und Freizeitbads. Es gibt dort gleich neun davon, unter anderem in Form eines Baumhauses und einer Jägerhütte. Grob könne man zwischen fünf größeren und vier kleineren Saunen unterscheiden, teilt der Medienberater des Bades mit. Zum Energieverbrauch äußere sich der private Bäderbetrieb nicht im Detail: "Zwei der großen Saunen werden mit Gas beheizt, die anderen mit Strom." Man habe die Energiekosten im Blick.
Die Saunen sind derzeit alle zugänglich, wobei die zwei gasbetriebenen jeweils erst von 15 Uhr an in Betrieb gehen, "da dann die Frequenz im Bad steigt und wir hier somit Kosten einsparen". Für den Winter seien keine weiteren Einschränkungen geplant. Die zu erwartenden Mehrkosten ließen sich noch nicht abschätzen. Eine Umlegung etwaiger Mehrkosten auf die Eintrittspreise sei nicht geplant. "Im Juni hatten wir eine sehr moderate Preisanhebung." Das Bad plant auch keine Änderung der Wassertemperaturen. Grundsätzlich hätten die Thermen eine höhere Temperatur als der Familienbereich. In der Saunalandschaft gebe noch es ein warmes Solebecken und ein "Eis-Becken".