"Ich wollte was Jüngeres"
44-jähriger Mannheimer zwang wehrlose Mädchen auf den Philippinen zum Sex - Jetzt muss er sich vor Gericht verantworten

Von Willi Berg
Mannheim. Es ist ein widerwärtiges Verbrechen: Pädophile Männer reisen nach Asien, um sich dort an Minderjährigen zu vergehen. Nur selten gelingt es, die Täter zu überführen und zur Rechenschaft zu ziehen wie jetzt in Mannheim. Seit Mittwoch muss sich ein Angeklagter vor dem Landgericht verantworten, der zwei Mädchen auf den Philippinen sexuell missbraucht haben soll. Bei der Verlesung der Anklage mit furchtbaren Details brach der 44-Jährige in Tränen aus.
Die Verbrechen liegen bereits sechs bis sieben Jahre zurück. Ein 13-jähriges Opfer sei zuvor durch Valium betäubt worden, sagte Staatsanwältin Tina Haltrich. Der Missbrauch soll fotografiert worden sein. Ein zweites 11-jähriges Opfer, genannt "Barbie", wurde später offenbar ermordet. Die Leiche fand man in einem Haus unter dem Küchenboden. Möglicherweise ist ein Paar für dessen Tod verantwortlich, das dem Angeklagten die beiden Kinder zugeführt hatte. Der Mann ist Australier, die Frau Philippina. Der Mannheimer hatte beide im Darknet kennengelernt.
Als er daheim von deren Verhaftung erfuhr, habe er seinen PC zerstört, sagte die Staatsanwältin. Der 44-Jährige soll zuvor die Herstellung von Kinderpornos auf den Philippinen mitfinanziert haben. Eines ist besonders widerlich: Es zeigt, wie eine maskierte Frau ein 18 Monate altes Baby sexuell missbraucht und foltert. Die Philippina soll es zusammen mit ihrem australischen Freund produziert und im Internet verkauft haben.
Das 45 Minuten lange albtraumhafte Video wurde unter dem Titel "Daysies Destruction" (Daysies Zerstörung) im Darknet angeboten. Auch Deutsche gehörten zu den Käufern. Insgesamt soll der angeklagte Mannheimer rund 8000 Euro an das Paar gezahlt haben. Wohl auch für die Anschaffung eines Baggers. Damit wollten die beiden einen Keller graben, um darin Kinder zu missbrauchen. Das geht jedenfalls aus einem Chat mit dem Angeklagten hervor.
Über seinen Verteidiger Steffen Lindberg legte der Mann zum Prozessauftakt ein Geständnis ab. Und gab den Missbrauch an den beiden Mädchen zu. Er bedaure zutiefst, was er getan habe. Das Geld habe er aber nicht zur Herstellung von Kinderpornos gezahlt, sondern "um Vertrauen aufzubauen". Damit ihm das Paar bis zu 13 Jahre junge Mädchen zuführt. Laut Anklage war ihm aber bekannt, dass die beiden Kinderpornos herstellen. Mit seinem Geld habe er Beihilfe zum schweren sexuellen Kindesmissbrauch geleistet. Wie extrem einige Videos waren, habe sein Mandant nicht gewusst, glaubt Verteidiger Lindberg. Unklar sei auch, ob und inwieweit sein Geld hierfür verwendet worden ist.
Der Mann war im Tatzeitraum mit einer Frau in Deutschland liiert. Warum er die Beziehung dann beendete, erklärte er so: "Ich wollte was Jüngeres". Das Gewünschte fand er in Asien. Opfer waren offenbar Kinder aus armen Familien. Im Juli 2016 wurde er in seinem Schlafzimmer in Mannheim verhaftet. In seiner verwahrlosten Wohnung fanden Polizisten Kinderkleidung. Der Mann wurde nach einem Geständnis auf freien Fuß gesetzt. Angesichts der drohenden hohen Strafe ist dies verwunderlich. Er darf sich nur bis auf 50 Meter Kindern nähern und muss sich regelmäßig bei der Polizei melden. Bisher über 400 Mal. Nach seiner Freilassung hat er eine Therapie begonnen.
Der Angeklagte hat keinen Beruf erlernt. Er bezeichnete sich als "Privatier", lebe von Mieteinnahmen seiner Immobilien, die ihm seine Mutter vererbte, und habe rund 900.000 Euro Schulden angehäuft. Dass der Prozess erst mehr als drei Jahre nach der Verhaftung beginnt, begründete der Vorsitzende Richter mit der Überlastung der Justiz. Es sei zu prüfen, ob eine "rechtsstaatswidrige Verzögerung" vorliege. Dies könnte zu einem Strafnachlass führen, sagte Verteidiger Steffen Lindberg.