Mehr Zwischenfälle in der BASF als in den Vorjahren
Bei der BASF in Ludwigshafen treten immer häufiger giftige Gase aus. Das Unternehmen gibt unter anderem neue Anlagen als Grund an.

Bislang haben die vom BASF-Gelände in den Rhein gelangten giftigen Gase keine Umweltschäden verursacht. Foto: Alfred Gerold
Von Alexander Albrecht
Ludwigshafen. Der zunächst subjektive Eindruck täuscht nicht: Bei der BASF treten in diesem Jahr besonders häufig giftige Gase aus. Eine Unternehmenssprecherin nannte 14 gemeldete "Umweltereignisse". In den vergangenen Jahren habe deren Zahl zwischen acht und 13 gelegen. Was ist der Grund für den Anstieg? Nach Angaben der Sprecherin sind die Zwischenfälle zum Teil auf Baumaßnahmen zurückzuführen.
So würden in diesem Jahr am Standort Ludwigshafen eine Reihe von Anlagen entweder erweitert oder neu in Betrieb gehen. Bei der Anpassung an die bestehenden Systeme und der Inbetriebnahme sei beim Anfahren - anders als im Normalbetrieb - auch mit Unregelmäßigkeiten zu rechnen, sagte die Sprecherin weiter.
Erst in der Nacht zum Dienstag traten in einer Anlage wieder giftige Gase aus. Verletzt wurde niemand. Nach einer Firmenmitteilung strömte das Gas etwa zehn Minuten lang aus. Grund sei der Ausfall von sogenannten Verdichtern gewesen, in denen die nitrosen Gase normalerweise absorbiert würden.
Es seien keine erhöhten Werte in der Umgebung gemessen worden. In der unmittelbaren Nähe der betroffenen Anlage sei jedoch kurrzeitig ein schwacher Geruch wahrnehmbar gewesen. Nitrose Gase sind Stickoxide, die bei direktem Einatmen giftig sind. Sie entstehen bei Verbrennungsreaktionen.
Der Vorgang reiht sich ein in eine beachtliche Liste an Produktaustritten in den zurückliegenden Monaten beim Chemieriesen. Beispiele:
> 30. September: Wegen eines Zwischenfalls mit dem giftigen Gas Phosgen kündigt das rheinland-pfälzische Umweltministerium kurzfristig eine Inspektion im BASF-Werk an. Die Untersuchung der betreffenden Anlage werde innerhalb der kommenden zwei Wochen erfolgen und sich unter anderem um Anlagensicherheit sowie um Arbeits- und Gesundheitsschutz drehen, teilt die Behörde mit. Die BASF bestätigt, dass am 15. Juni bei Inbetriebnahmearbeiten in einer abgeschotteten Sicherheitskammer einer Anlage für Kunststoffvorprodukte ein Gemisch aus Stickstoff und Phosgen ausgetreten war. Zwei Mitarbeiter hätten sich in Sicherheit bringen können und alles unbeschadet überstanden.
Zunächst berichteten Medien über diesen und einen weiteren Vorfall. In Korea starb der Mitarbeiter einer Fremdfirma, nachdem Phosgen ausgetreten war. Die BASF wehrt sich gegen Vorwürfe, Zwischenfälle vertuschen zu wollen. Die "Bild"-Zeitung hatte aus einem angeblich "streng geheimen" Papier zitiert. Demnach habe die BASF "die Behörden im Griff", zudem untersage das Dokument die Einschaltung externer Ärzte. Der Chemiekonzern distanziert sich von dieser Darstellung, man wolle den Behauptungen aber nachgehen.
> 16. September: Im Werksteil Nord treten kurzzeitig nitrose Gase aus. Die BASF-Umweltmesswagen seien innerhalb und außerhalb des Geländes unterwegs gewesen und hätten keine erhöhten Messwerte festgestellt. Grund war der Ausfall eines Abgasgebläses.
> 14. September: Rund 200 Liter des gesundheitsschädlichen Stoffs Chlorbenzol laufen aus. Vier Mitarbeiter seien vorsorglich ärztlich untersucht worden, berichtet die BASF. Sie hätten später alle weiterarbeiten können. In der Nähe der Schadensstelle im Werksteil Süd seien leicht erhöhte Werte gemessen worden. Das leicht entzündbare Lösemittel war aus einer undichten Leitung ausgetreten.
> 17. bis 19. Februar: Aus der Kläranlage des BASF-Werks fließen 650 Kilogramm Melamin in den Rhein. Grund ist ein Bedienungsfehler. Melamin ist kein Gefahrstoff, gilt aber als biologisch schwer abbaubar.