Wird die Neckarstadt zur kulturellen Achse?

Das Institut für Deutsche Sprache plant Neubau am Alten Bahnhof - Stadtarchiv als künftiger Nachbar wertet Stadtteil zusätzlich auf

20.05.2015 UPDATE: 21.05.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde

Auf dem Gelände mit Blick auf die Feuerwache (li.) und den Biergarten im Hintergrund (re.) soll ein "Haus der Sprache entstehen"

Von Gerhard Bühler und Julie Dutkowski

In den kommenden Jahren könnte die Neckarstadt mit zwei neuen kulturellen Anziehungspunkten deutlich aufgewertet werden. Neben dem geplanten Einzug des Mannheimer Stadtarchivs in den Ochsenpferchbunker am Neckar soll sich nun auch ein "Haus der Sprache" hier ansiedeln.

Hintergrund

Alter Bahnhof

Der im 19. Jahrhundert erbaute Alte Bahnhof war bis in die 1960er Jahre Endpunkt der Riedbahnstrecke aus dem Norden. Das im Krieg durch Luftangriffe zerstörte Gebäude wurde 1948/49 wieder aufgebaut. Nach der Stilllegung der Strecke wurde

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Alter Bahnhof

Der im 19. Jahrhundert erbaute Alte Bahnhof war bis in die 1960er Jahre Endpunkt der Riedbahnstrecke aus dem Norden. Das im Krieg durch Luftangriffe zerstörte Gebäude wurde 1948/49 wieder aufgebaut. Nach der Stilllegung der Strecke wurde die Bahnhofsgaststätte mit Biergarten weiter betrieben. Nach Leerstand und jahrelanger Suche nach einem neuen Pächter war die Eichbaum Brauerei 2011 bereit, das Gebäude zu übernehmen und nach Sanierung wieder als Biergarten zu betreiben. Einen Tag vor der Vertragsunterzeichnung kam es jedoch durch Obdachlose zu einem verheerenden Brand. Schließlich blieb 2012 nur der Abriss. ger

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Im Gespräch ist das Gelände des ehemaligen Alten Bahnhofs an der Kurpfalzbrücke. Nach dem Abriss der Brandruine hatte die Stadt bereits 2013 zusammen mit dem "Institut für Deutsche Sprache" (IDS) Pläne präsentiert, hier am Eingang zur Neckarstadt einen repräsentativen Neubau für das in der Innenstadt angesiedelte Sprachinstitut zu errichten.

Bis zu dem verheerenden Brand im Dezember 2011 war der "Alte Bahnhof" mit Gaststätte und Biergarten ein beliebter Treffpunkt. Nach dem Abriss hält diese Tradition in der warmen Jahreszeit immerhin ein "mobiler" Biergarten mit ehemaligen Bahnwaggons aufrecht.

Dass an der prominenten Stelle zwischen Kurpfalzbrücke und Altem Messplatz nichts Festes gebaut werden darf, hatte die Stadt als Grundstückseigentümer von Anfang an zur Bedingung gemacht. Die Fläche sollte ab 2016 für das Sprachinstitut freigehalten werden, erklärte Immobiliendezernent Christian Specht damals schon.

Für Oberbürgermeister Peter Kurz ist klar, dass das Haus der Sprache, sollte, es denn kommen, mit dem Stadtarchiv eine kulturelle Achse bilden soll. Damit wäre ein weiterer Anziehungspunkt geschaffen in einem Stadtteil, der mit seinem Image schwer zu kämpfen hat. Doch so schnell wird es nicht gehen. "2018 oder auch 2019 ist der früheste Termin für den Baubeginn. Wir befinden uns derzeit noch in der Entscheidungsphase", erklärte der Direktor des Instituts für Deutsche Sprache, Prof. Ludwig M. Eichinger auf RNZ-Nachfrage. Im Juni und Juli seien Gespräche mit den Geldgebern von Bund und Land über die Finanzierung angesetzt. Danach werde man alles Weitere sehen.

Angedacht sei ein Neubau, der eine Ausstellung zur deutschen Sprache sowie Räume für verschiedene Aktivitäten wie Veranstaltungen und Tagungen bieten soll. Der Ausstellungsbereich ist dabei entsprechend heutigen Konzepten weniger als Museum mit Ausstellungsstücken in Glasvitrinen gedacht. Vielmehr werde hier auf Interaktion, also Mitmachen und Ausprobieren, gesetzt.

Laut Eichinger arbeiten derzeit zwei Planungsbüros an dem Projekt. Während ein Architekturbüro den Auftrag hat, den Entwurf für das Gebäude zu erstellen, entwickelt ein weiteres Büro Konzepte für Ausstellungen. "Beide Büros haben den Auftrag, bis Juni einen konkreten Kostenplan vorzulegen", so der IDS-Direktor. Fest stehe, dass nur ein kleinerer Teil des Instituts an den Alten Messplatz umzieht. Der größere Teil bleibe am Standort im Quadrat R5.

Für den Biergarten am "Alten Bahnhof" bedeutet dies erst einmal Entwarnung. "Er kann so lange bleiben, bis der Platz anderweitig gebraucht wird", erklärte ein Stadtsprecher auf Nachfrage.

Interesse an dem Gelände meldete jüngst nun auch die AfD im Mannheimer Gemeinderat an. Die Partei sieht hier einen geeigneten Standort für den Neubau des Technischen Rathauses, das - wie das Stadtarchiv - aus dem baufälligen Gebäude im Collini-Center ausziehen muss.

Von den übrigen Gemeinderatsfraktionen erhielt dieser Vorschlag jedoch eine rigorose Absage. Wie OB Kurz erläuterte, habe sich nach einer Prüfung des Vorschlags gezeigt, dass die Fläche an der Südseite des Alten Messplatzes zu klein ist. Ein Eingriff in den zum Stadtjubiläum 2007 neu gestalteten Alten Messplatz würde sogar eine Rückforderung von Fördergeldern nach sich ziehen.

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