Trinitatiskirche Mannheim: Kirchenraum wird zum Tanzpalast

Der Sieger eines Wettbewerbs stellt sein Konzept für die Zwischennutzung der Trinitatiskirche vor – Ab dem heutigen Mittwoch ist eine Foto-Ausstellung in den Räumen zu sehen

14.06.2016 UPDATE: 15.06.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden

Seit zehn Jahren wird die Trinitatiskirche im Quadrat G 4 nicht mehr als Gotteshaus genutzt, jetzt soll der Kirchenraum als Veranstaltungsstätte für zeitgenössischen Tanz umgebaut werden. Foto: vaf

Von Harald Berlinghof

Seit zehn Jahren ist die Trinitatiskirche im Innenstadtquadrat G 4 in einen Dornröschenschlaf verfallen und wird seitdem nicht mehr als Gotteshaus genutzt. Dass der von außen unscheinbare und von vielen auch als unansehnlich empfundene Betonbau des inzwischen verstorbenen Architekten Helmut Striffler im Innern eine einzigartige und dichte Atmosphäre zu bieten hat, ist nur wenigen bekannt. Auch an einem eher trüben Frühsommertag wie gestern verleihen die zahlreichen farbigen Glassteine dem Kirchenraum eine "unfassbare Stimmung", wie Daria Holme betonte, die - gemeinsam mit Eric Trottier - mit dem Verein EinTanzHaus für den Kirchenraum ein Konzept zur Zwischennutzung für die nächsten drei bis fünf Jahre entwickelt hat.

Das Projekt des Vereins hat sich in einem öffentlichen Wettbewerb gegen 27 weitere Konzeptideen bei einer zwölfköpfigen Jury durchgesetzt, wobei sich fünf Projekte für eine zweite Runde qualifiziert hatten. Das Siegerkonzept sieht die Nutzung des Raumes als Veranstaltungsstätte für zeitgenössischen Tanz vor. Das städtebauliche Schlüsselgebäude für das umliegende Quartier mit einer einzigartigen Strahlkraft nach innen soll der Öffentlichkeit stärker in Erinnerung gebracht werden. Man habe lange an dem Konzept gearbeitet, so die Designerin Holme und schon bei der ersten Besichtigung "wussten wir, dass das der Ort ist, den wir gesucht haben".

In dem großen Kirchenraum werden die alten Kirchenbänke als kleine Zuschauertribüne eingesetzt, was dem Denkmalschutz wichtig war. Eine Bühne mit Fußbodenheizung soll dafür sorgen, dass die Tänzer keine kalten Füße bekommen. Die Heizung des Raumes ist bei besonders kalten Tagen ein gewisses Problem, weswegen die Heizung auch ertüchtigt werden soll. Der sakrale Bereich mit dem Altar soll während der Nutzung durch Tänzer und Tanzveranstaltungen umbaut werden. Im Eingangsbereich soll ein Café entstehen, um die Hemmschwelle bei den Nachbarn für einen Besuch in der Kirche zu senken. Ein Gerüstaufbau mit Stoffbehängen soll die Akustik des hohen Beton-Glas-Raumes verbessern. Insgesamt werde die Ertüchtigung des Gebäudes inklusive Umgestaltung, Heizung, Beleuchtung und kleinerer Betonreparaturarbeiten von der Evangelischen Landeskirche bezahlt. Rund 800 000 Euro, so schätzt man, werden dafür aufgebracht werden müssen.

"Glaube und Tanz. Beides wächst durch tägliche Übung. Wie ein Muskel", zieht Bernhard Fauser vom Heidelberger Unterwegstheater eine direkte Linie zwischen einstiger und künftiger Nutzung des Kirchenraumes. Der Tanz als universelle Sprache der Kunst soll den kulturellen Dialog zwischen den Bewohnern des Quartiers und allen Tanzbegeisterten befördern. Die Nutzung als Tanzraum für Aufführungen und Kurse steht nach Meinung der Jury in keinem Widerspruch zur früheren Nutzung als Gotteshaus.

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Ab dem heutigen Mittwoch, 17 Uhr, ist bis 14. Juli in der Trinitatiskirche eine Ausstellung mit den eingereichten Nutzungskonzepten und eine Fotoserie über den Kirchenbau des mittlerweile verstorbenen Mannheimer Fotografen Robert Häusser zu sehen.

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