Mannheim

Stadt setzt auf den Planken künftig dauerhaft Poller ein

Wo Autos draußenbleiben müssen - Lieferdienste und Falschparker haben es dann deutlich schwerer

18.11.2019 UPDATE: 19.11.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 2 Sekunden
Durch den Einsatz abmontierbarer Poller soll die Einkaufsmeile in der Mannheimer Innenstadt ruhiger und sauberer werden. Foto: Gerold

Von Wolf Goldschmitt

Mannheim. Bürger wollen einkaufen. Händler brauchen Ware. Abfall muss entsorgt werden. Und Dienstleister müssen für ihre Kunden erreichbar sein. Das alles erzeugt im Herzen der Metropole Mannheim viel Verkehr, Lärm, Luftverschmutzung und Ärger. Nun sollen die Planken dauerhaft ruhiger und sauberer werden. Nach einem achtmonatigen Feldversuch mit Pollern werden künftig Lieferdienste und Falschparker davon abgehalten, über Seitenstraßen von P1/P2, P6/P7, O1/O2 und O6/O7 zu jeder Tageszeit auf die Einkaufsmeile zu fahren.

Mit den Absperrungen will die Kommune, die seit über 17 Jahren auf einen aktuellen Verkehrsleitplan wartet, die Fußgängerzone wenigstens elf Stunden lang von störenden Autos befreien. Während der Verbotszeit – die auch für Taxis gilt – sind von 11 bis 22 Uhr in Kunststraße und Fressgasse gesonderte Stellplätze für Kurzzeitparken in sechs Lieferzonen ausgewiesen. Sie gelten für Kurier-, Express- und Paketdienstleister.

Die rund 18 Meter langen und zwei Meter breiten Parkbuchten sind deutlich als Sperrfläche markiert und als absolutes Halteverbot beschildert. Für Fahrer unter Zeitdruck bedeutet diese Maßnahme allerdings mehr Arbeit. Sie müssen ihre Pakete auf Sackkarren umladen und zum Kunden schieben.

Die Sperren werden täglich von einer Frankenthaler Privatfirma aufgebaut und entnommen. Rettungsdienste haben trotz allem im Notfall die Möglichkeit, die massiven und gesicherten Eisenpfosten selbst zu entriegeln. Über den Plankenkopf und den Paradeplatz kann der Lieferverkehr zu vorgeschriebenen Zeiten weiterhin rollen. Er wird aber stichpunktartig überwacht.

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Poller sind immer eine sehr teure und radikale Lösung. Da alle Appelle an Vernunft, Solidarität und Sicherheit der Autofahrer verhallen, sobald es um die schnelle Suche nach Parkplätzen geht, sieht Baubürgermeister Lothar Quast jedoch keine Alternative zur Brechstangenmethode.

Und die Ergebnisse der Testphase geben ihm Recht: Die Zahlen belegen, dass durch den Verkehrsversuch das Aufkommen von Fahrzeugen in den Planken um fast 40 Prozent zurückgegangen ist. "Durch diese Einschränkung werden die Aufenthalts- und die Einkaufssituation erheblich verbessert und die Basis für die weitere Stadtentwicklung gelegt", erklärt Lothar Quast gestern bei einem Ortstermin in P5.

Auch Carola Wacker, die Chefin des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung, berichtet nur Gutes. Die Zahl der ertappten "unberechtigten Nutzer der Fußgängerzone", die sich rücksichtslos auf Gehwege stellen und den Raum für Kinderwagen und Rollstühle blockieren, habe sich dank der festen Poller um rund 75 Prozent reduziert.

Den Aufbau der 400 Euro teuren Poller ordnet Klaus Elliger vom Stadtplanungsamt in ein Gesamtkonzept zur barrierefreien Gestaltung der City ein. Bis zur Bundesgartenschau 2023 sollen auch die Seitenstraßen der Flaniermeile einen einheitlichen Belag in der Optik des Plankenpflasters erhalten.

Danach werden die verschließbaren Poller, deren täglicher An- und Abbau mit insgesamt 250.000 Euro veranschlagt ist, durch automatisch versenkbare ersetzt. Die technischen Voraussetzungen dafür werden allerdings erst noch geprüft. Transponder oder eine Smartphone-App sind im Gespräch. "Weniger Verkehr, weniger Schmutz und mehr Fußgängerzone", bilanziert Lutz Pauels von der Werbegemeinschaft Mannheim City. "Wir sind froh, dass aus dem Probelauf rechtzeitig vor dem Weihnachtsgeschäft positive Konsequenzen gezogen wurden."

Ort des Geschehens

Einen Nachteil haben die hochgelobten Absperrungen dann aber doch. Aus Sicht von Fahrradfahrern, die eigentlich nicht über die Planken strampeln dürfen – es aber trotzdem täglich zu Hunderten tun – ist Nachbesserungsbedarf bei den neuen Sperrpfosten angesagt. Die Eisenstangen sind nämlich pechschwarz und in der Dunkelheit – gerade im Winter – für Radler nur sehr schwer erkennbar.

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