"Letzte Generation" demonstriert vor Polizeipräsidium
Wütend, aber friedlich: Aktivisten kritisierten den Polizeieinsatz gegen Protestierende auf der Adenauer-Brücke und hinterher.

Mannheim. (alb) Montagabend, 18 Uhr, und für einen 11. September mit 31 Grad ungewöhnlich heiß. Die Klimaschützer der "Letzten Generation" sehen sich mit ihren Warnungen vor einer zunehmenden Erderwärmung bestätigt. Doch deshalb haben sie sich nicht in einer Reihe vor das Polizeipräsidium in L6 gestellt. Oder zumindest nicht in erster Linie.
Die rund 40 Aktivisten protestieren im buchstäblichen Sinn gegen die "Staatsgewalt". Gegen eine Beamtin, die am 2. September auf der Konrad-Adenauer-Brücke zwischen Mannheim und Ludwigshafen Öl auf den Hinterkopf einer auf der Straße klebenden Demonstrantin geschüttet hat. Und gegen die anschließenden Leibesvisitationen in Gewahrsamszellen, die sie als demütigend empfunden haben.
Auch die junge Frau von der Brücke ist dabei, mit der Presse sprechen will sie aber nicht. Nur so viel: Ob sie Anzeige gegen die Polizistin erstatte, wisse nie noch nicht. Auch Raul Semmler, der Sprecher der Letzten Generation Rhein-Neckar, lässt die Frage offen. Dafür stellt ein anderer Aktivist konkrete Forderungen. Die Geschehnisse vom 2. September müssten gründlich aufgearbeitet werden, ruft der Mann ins Megafon.
Die Aufklärung solle eine "unabhängige Stelle" übernehmen, unter Beteiligung des Polizeipräsidiums und der Letzten Generation. "Ums Bestrafen geht es mir nicht, aber so etwas darf sich auf keinen Fall wiederholen."
Offenbar waren sich die Beamten im Vorfeld sehr sicher, dass es zu keinen "Aktionen" kommt: Auf einer Parkbucht für Dienstfahrzeuge zwischen der Bismarckstraße haben sich gerade einmal drei Ordnungshüter positioniert. Und tatsächlich: Es passiert nichts, alles bleibt friedlich. Niemand klebt sich auf die Fahrbahn. Selbst die vorbeirauschenden Autofahrer halten sich mit Beschimpfungen zurück.
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Das heißt aber nicht, dass die Demonstranten jeglichen Alters nicht sauer wären. Raul Semmler wirft der besagten Beamtin – deren Vorgehen disziplinarrechtlich geprüft wird – vor, sie habe auch kommentarlos Gegenstände beschlagnahmt und Rucksäcke ausgeleert, ihren Namen nicht genannt, Teilnehmer verhöhnt und pöbelnde Passanten angespornt, die Protestierenden weiter zu verunglimpfen.
Ihre Erfahrungen auf der Straße und im Gewahrsam haben einige Demonstranten am Montagabend auf kleine Plakate geschrieben. Die Berichte sind, sofern sie stimmen, ziemlich krass. So soll die beschuldigte Beamtin gesagt haben: "Ich hoffe, ihr bekommt alle Krebs der schlimmsten Art an die Hand."
Als blanken Hohn empfinden die Demonstranten Aussagen des Polizeigewerkschafters Ralf Kusterer wie: "Dabei hätte ich durchaus auch Verständnis dafür, wenn dem einen Kollegen oder der anderen mal die Hutschnur reißt." Die Beamten hätten einen Eid auf die Verfassung geschworen und darauf, die Grundrechte der Bürger zu schützen.
Auch Polizeipräsident Siegfried Kollmar kommt nicht gut weg. Anstatt sich bei der Letzten Generation zu entschuldigen, hätte er die Geschehnisse als Einzelfall kleingeredet.