Unwetter und Hochwasser sorgen für immer mehr Einsätze
Die Freiwilligen Feuerwehren im Rhein-Neckar-Kreis haben ihre Bilanzen vorgelegt.

Von Stefan Hagen
Rhein-Neckar. Da werden die Bürgerinnen und Bürger Augen machen: Am Samstag, 1. Juli, könnte ihnen beim Bäcker beispielsweise ein Feuerwehrmann begegnen, der sich in voller Einsatzmontur Kaffee und Brötchen bestellt. Oder es läuft eine Feuerwehr mit Atemschutz an ihnen vorbei.
An diesem Tag präsentieren sich die Einsatzkräfte im Rhein-Neckar-Kreis als "Feuerwehr zum Anfassen". Es gibt in vielen Städten und Gemeinden Informationsstände, Fahrzeug- und Ausrüstungsvorstellungen sowie die verschiedensten Mitmach-Aktionen, zählt Oliver Koob, Fachgebietsleiter Öffentlichkeitsarbeit beim Kreisfeuerwehrverband, auf. Und nennt auch ein Beispiel: "In Oftersheim wird ein Container für Live-Atemschutz-Trainings aufgestellt." Die Bürgerinnen und Bürger werden also "ihre" Feuerwehrleute kennenlernen.
Und dass die Feuerwehren dringend gebraucht werden, zeigt die Jahresstatistik 2022, die Kreisbrandmeister Udo Dentz jetzt vorgestellt hat. Demnach wurden die Feuerwehrfrauen und -männer der 54 Städte und Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis zu insgesamt 1323 Bränden oder Explosionen (2021: 892) gerufen – darunter 90 Großbrände (2021: 28). Hinzu kamen 4533 technische Hilfeleistungen (2021: 4192).
"Die reinen Einsatzzahlen sind gestiegen, was auch mit dem Anstieg bei den technischen Hilfeleistungen zusammenhängt. Diese beinhalten häufig Türöffnungen oder Hilfeleistungen für den Rettungsdienst", wird Dentz in einer Mitteilung zitiert. Zudem gebe es mehr Einsätze nach Unwettern und Starkregenereignissen, ergänzt der Kreisbrandmeister und untermauert diese Einschätzung mit Zahlen: So sind die Einsätze im Zusammenhang mit Hochwasser beziehungsweise Unwettern von 2021 auf 2022 um mehr als das Doppelte – von 445 auf 1116 – gestiegen.
Es gab aber noch mehr zu tun: Beispielsweise rückten die Wehren auch zu 104 Tierrettungen (2021: 113) aus. 918 Menschen konnten bei technischen Hilfeleistungseinsätzen gerettet werden (2021: 564), 166 Menschen bei Bränden (2021: 206). Allerdings habe es dabei auch vier Todesopfer gegeben, bedauert Dentz. Die Anzahl der Fehlalarmierungen war in 2022 mit 1209 höher als im Vorjahr (929), wobei davon ein Großteil (800/2021: 607) auf das Konto von Brandmeldeanlagen gehen. Die Zahl der böswilligen Alarmierungen sei mit 21 (20) erfreulicherweise konstant niedrig geblieben.
Als Kreisbrandmeister und Leiter des Amts für Feuerwehr und Katastrophenschutz im Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis hat Dentz auch den Überblick über die Entwicklung der Feuerwehren im Landkreis. So weist die Jahresstatistik 2022 ein Plus von 92 aktiven Mitgliedern auf, die Gesamtzahl beträgt 4409 Einsatzkräfte. Vor zehn Jahren waren es 4430, also nur 21 Feuerwehrleute mehr gewesen. Was Dentz besonders freut, ist die Entwicklung bei den weiblichen Feuerwehrangehörigen: Hier ist eine kontinuierliche Steigerung von 368 im Jahr 2012 über 432 (2017) auf aktuell 513 zu verzeichnen.
Bei den Jugendfeuerwehren gibt es einen positiven Trend – auch das geht aus der Mitteilung hervor. Hier vermeldet das Amt für Feuerwehr und Katastrophenschutz 1946 Angehörige, Ende des Jahres 2021 waren es 1848 gewesen. "Die Nachwuchsarbeit ist wichtiger denn je. Auch wenn die Zahlen bei unseren Jugendfeuerwehren momentan recht stabil sind, müssen wir noch mehr Kraft in die Nachwuchsgewinnung stecken. Es wird immer schwieriger, junge Menschen für die Arbeit bei uns zu begeistern", wird Udo Dentz zitiert. Neben den insgesamt 99 freiwilligen Feuerwehrabteilungen sorgen im Rhein-Neckar-Kreis auch acht Werkfeuerwehren für die Sicherheit der Bevölkerung und der Betriebe. 276 haupt- und nebenberufliche Feuerwehrleute (2021: 265) waren im letzten Jahr unter anderem bei 62 (59) Bränden und Explosionen sowie 257 (224) technischen Hilfeleistungen im Einsatz.