Siebenjähriger Leonid leidet an seltenem Gehirntumor – Spendenaktion gestartet
Der schwer kranke Leonid aus Neulußheim kämpft gegen eine seltene Tumorform. Nach Wochen der Lähmung kann er nun wieder Arme und Beine bewegen – und erste Worte sprechen.

Von Marion Gottlob
Neulußheim. Leonid Tschaus aus Neulußheim ist schwer krank. Der Siebenjährige leidet an einem seltenen Gehirntumor. Trotz der Therapien verliert der Junge immer mehr und mehr Kraft. Er kann sich weder bewegen noch sprechen. Nun ist so etwas wie ein kleines Wunder passiert: Seit wenigen Tagen kann Leonid seine Arme und Beine ein wenig bewegen, und er kann Worte wie "Mama" sagen. Vater Wadim Tschaus erklärt: "Wir tun alles, um unserem Sohn zu helfen."
Wadim und Margareta Tschaus stammen ursprünglich aus Kasachstan. Sie sind als Kinder mit ihren Familien nach Deutschland gekommen, haben sich später verliebt und geheiratet. Ihr Leben mit den Kindern Leonid und seiner Schwester Marie verlief so normal wie das Leben vieler Familien. Bis vor einem Jahr.
Wer für Leonid spenden will, kann dies auf www.gofundme.com tun
Da schenkte Wadim Tschaus seinen Sohn ein neues Fahrrad. "Mir fiel auf, dass Leonid mit dem neuen Rad nicht so gut fahren konnte wie bisher. Aber ich habe mir nichts dabei gedacht", erinnert sich der Vater. Kurz vor Weihnachten konnte Leonid plötzlich die Treppen nur noch Stufe für Stufe hinauf- und hinunterlaufen.
Als seine Eltern nachfragten, sagte er, dass alles gut sei. Als der Junge im Januar an Speichelfluss litt, konnte man das mit dem Zahnwechsel erklären. "Es waren Symptome, die mal da waren und dann wieder nicht", sagt Tschaus.
Im Februar war er mit seinem Sohn beim Fußballspiel. "Es war alles normal." Noch in der gleichen Woche nahmen Freunde Leonid zum Fußballspielen mit. "Dann erhielt ich einen Anruf, dass Leonid gefallen war und nicht mehr aufstehen konnte."
Die Eltern fuhren mit ihrem Sohn in die Notaufnahme des Krankenhauses in Schwetzingen. Die Ärzte schickten die Familie sofort in die Universitätsklinik Heidelberg. Nach einer Magnetresonanztomographie (MRT) stand die Diagnose fest: Leonid leidet an einem Ponsgliom, einem seltenen und aggressiven Gehirntumor, der im Hirnstamm sitzt – und inoperabel ist. Sein Vater sagt: "Ich hatte von dem Tumor zuvor noch nie gehört." Zunächst wurde der Siebenjährige auf der Intensivstation behandelt, dann in der Kinderonkologie.
Leonid wurde in das Inform-Programm (Abkürzung für individualized therapy for high-risk childhood malignancies) des Heidelberger Kindertumorzentrums aufgenommen. Doch leider besserte sich sein Zustand nicht. Seit dem Sommer konnte Leonid weder Arme noch Beine bewegen und auch nicht mehr sprechen.
Vater Wadim erklärt: "Er spricht mit den Augen. Wenn er die Augen schließt, bedeutet das Nein. Wenn er die Augen bewegt, bedeutet das Ja." Während Leonid körperlich immer mehr erkrankte, konnte er mit dem Verstand alles verstehen und begreifen, was um ihn herum passierte. "Ich spiele für und mit Leonid Computerspiele. Er wählt die Spiele aus und gibt mir Zeichen, wie ich spielen soll", berichtet Tschaus.
Eduard Priebe ist ein Cousin von Margareta Tschaus und arbeitet bei der Bundespolizei. Nachdem seine Kollegen von Leonids Not erfuhren, haben sie sich privat zu einem Team zusammengetan. Julia Busse, ebenfalls bei der Bundespolizei, gehört zu dem Team von Helfern: "Ich bin selbst Mutter von zwei Kindern. Das Schicksal von Leonid hat mich tief berührt."
Die Gewerkschaft der Polizei, Kreisgruppe Nordbaden, führt nun im Rahmen des Polizeiballs im November in St. Leon Rot eine Spendenaktion für Leonid durch. Dafür werden am Eingang Spendenboxen aufgestellt. Der Erlös kommt dann komplett der Familie zu.
Leonids Mutter arbeitet bei der Lebenshilfe. Seit der Diagnose pausiert sie. Sein Vater ist Zerspanungsmechaniker und macht nun ebenfalls beruflich eine Pause. Die Eltern pflegen Leonid rund um die Uhr, unterstützt durch ein Palliativ-Team. Nun wurde zudem ein Spendenaufruf im Internet bei www.gofundme.com gestartet.
"Wir hatten Angst vor einem Spendenaufruf und der Öffentlichkeit", erzählt Wadim Tschaus. "Wir waren überzeugt, dass wir alles alleine schaffen können." Nun ist er überwältigt von der Anteilnahme. Priebe und er haben im Internet recherchiert und Kliniken in Köln und Rom angemailt, wo eine potenzielle Therapie für Leonid möglich sein könnte. Doch ist dieser im Moment zu schwach. "Wir wollen Leonid wieder stärken", betont der Vater.
Nun ist so etwas wie ein Wunder passiert: Das Kind wird über eine Magensonde ernährt. Nun kann Leonid wieder mit Joghurt gefüttert werden. Er kann Arme und Beine anheben und drei Worte sprechen: "Mama – Ja – Nein." Sein Vater sagt: "Niemand kann es erklären."
Die Kinder seiner Kindergartengruppe haben für Leonid ein Bild mit Fingerabdrücken gemalt. Als Spiderman hat Claudio Cantalli ehrenamtlich Leonid besucht, um ihm Mut zu machen. Mit dabei waren fünf Freunde von Leonid. Jetzt suchen die Eltern einen Physiotherapeuten, der Leonid beim Aufbau von Kraft helfen könnte.
Info: Wer die Familie unterstützen möchte oder einen passenden Physiotherapeuten kennt, kann die Familie Tschaus per E-Mail an familie.tschaus@gmx.de kontaktieren. Die Spendenseite ist: www.gofundme.com/f/helden-fur-leonid-gesucht