Jugendzentrum "Friedrich Dürr"

Das Mannheimer JUZ wird weiter gefördert

Gemeinderat lehnte Antrag der CDU ab, Zuschuss zu streichen

11.12.2017 UPDATE: 12.12.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 47 Sekunden

Sympathisanten des Jugendzentrums zeigten im Stadthaus Flagge. Foto: vaf

Von Jan Millenet und Gerhard Bühler

Mannheim. Applaus brandet am Montagabend kurz vor 20 Uhr auf der Zuschauertribüne im Ratssaal auf: Rund 60 Sympathisanten des Jugendzentrums Friedrich Dürr (JUZ) freuen sich ausgelassen, dass der Gemeinderat soeben einen Antrag der CDU-Fraktion abgelehnt hat. Die Christdemokraten hatten bei den Etatberatungen gefordert, die städtischen Zuschüsse für das JUZ zu streichen und ihm den Status einer selbstverwalteten Einrichtung abzuerkennen.

Ihr Argument: Im Jugendzentrum träfen sich unter anderem linksextreme, teils gewaltorientierte Gruppen, zum Beispiel die "Antifaschistische Aktion Aufbau Mannheim" (AAAM), die in das Visier des Verfassungsschutzes geraten ist und in einem entsprechenden Bericht der Behörde auftaucht.

Die JUZ-Befürworter hatten in den vergangenen Tagen mobilisiert und zahlreiche Vereine, Verbände und Parteien hinter sich geschart. Bereits am Morgen versammelten sich bis zu 200 Freunde der Einrichtung, um dafür zu werben, gegen den CDU-Antrag zu stimmen, der das faktische Aus für das Jugendzentrum bedeutet hätte. Wir wollen zeigen, dass wir ganz normale Menschen sind", sagte Carmen Karr, die Vorsitzende des JUZ-Fördervereins.

Sie bestätigte, dass linke Gruppierungen das Haus besuchen. "Doch vom JUZ geht keinerlei Form von Gewalt aus", betonte Karr. Auf die Frage, ob sich das JUZ von linksextremer Gewalt distanziere, antwortete sie: "Warum sollten wir uns von etwas distanzieren, mit dem wir nichts zu tun haben?" Karr hob dagegen die Jugend- und Integrationsarbeit hervor, die das JUZ leiste. Zwar gebe es eine breite Basis im Rat, die Solidarität mit dem Haus und den Verantwortlichen bekunde - "aber es könnte bei der Abstimmung eng werden", fürchtete die Fördervereinsvorsitzende.

Klaus-Peter Spohn-Logé gehört zu jenen, die vor über 40 Jahren das JUZ gegründet haben. Auch seine Mitstreiter und er hätten damals Gegenwehr erfahren, unter anderem von der CDU. "Ich halte das für ein durchsichtiges Manöver", warf Spohn-Logé den Christdemokraten vor. Vor allem, weil sich die Schließung des JUZ für die Stadt finanziell kaum lohne. "Mit dem Ende des JUZ würde jedoch ein Stück Jugendkultur verloren gehen", sagte er.

Darauf ging der CDU-Fraktionsvorsitzende Claudius Kranz bei der Diskussion im Gemeinderat am Abend gar nicht ein. Für ihn stand jedoch fest: "Wir können keine Einrichtung mit 100.000 Euro fördern, die linksextremen Gruppen Raum zur Entfaltung bietet." In eine ähnliche Richtung argumentierte die Bürger-Fraktion (früher Alfa). Von den anderen Parteien gab es Kontra. Thomas Trüper (Linke) fragte, was denn linksextremistisch daran sei, wenn man Flüchtlingen helfe und sich gegen Rassismus wehre.

Raymond Fojkar von den Grünen hielt der CDU vor, einzelne dafür zu benutzen, eine Institution "niederzumachen". Lena Kamrad hätte sich von den Christdemokraten gewünscht, die JUZ-Verantwortlichen vor einem Antrag im Gemeinderat zu hören. Volker Beisel findet "nicht alles gut" im Jugendzentrum, zugleich aber verteidigte er die Meinungsfreiheit. Ähnlich wie Fojkar argumentierte schließlich auch Oberbürgermeister Peter Kurz. Er empfahl, zwischen dem Haus und einzelnen Besuchern zu differenzieren.

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