"Heidelberger Modell" gegen das Clubsterben vorgestellt
Ideen für attraktiveres Nachtleben präsentiert - Drei Aspekte wichtig

"Clubsterben" ernst nehmen, aber positiv formulieren - das forderte Tobias Breier von "Eventkultur". Foto: Rothe
Heidelberg. (pne) Ob man es nun "Clubsterben" nennen mag oder nicht: Besonders gut geht es der Heidelberger Clubkultur jedenfalls nicht. Das haben zwei voneinander unabhängige Studien - die eine im Auftrag der Stadt, die andere vom Verein "Eventkultur Rhein Neckar" - im letzten Jahr gezeigt. Was braucht es, um das hiesige Nachtleben für Clubgänger wieder attraktiver zu gestalten? Um diese Frage ging es am Mittwochabend in den Breidenbach Studios. Dorthin hatte der Verein "Eventkultur" eingeladen, um sein Modell für eine neue Clubkultur vorzustellen - das "Heidelberger Modell".
"Wir müssen das ,Clubsterben’ ernst nehmen, aber wir wollen es positiv formulieren", sagte Tobias Breier. Breier ist seit Anfang des Jahres zweiter Vorsitzender des Vereins "Eventkultur", ein Zusammenschluss von Clubbetreibern, Veranstaltern und Kulturschaffenden in der Metropolregion. Nur jammern allein hilft laut Breier nicht weiter. Viel eher sollte man sich seiner Meinung nach ein Beispiel nehmen an anderen Städten, zum Beispiel Hamburg. Dort stellen Stadt und Wirtschaft lokalen Clubs mit bis zu 1000 Besuchern jedes Jahr Fördergelder im sechsstelligen Bereich zur Verfügung
Aber nicht nur in Hamburg, auch in Stuttgart schätzt man die Clubkultur. An lokale Musiker und Bands zahlt das Kulturamt dort bis zu 3000 Euro pro Veranstaltung.
Auf Heidelberg könne man diese beiden Modelle jedoch nicht übertragen, so Breier. In Rücksprache mit lokalen Clubbetreibern haben er und seine Mitstreiter daher ein eigenes Modell entwickelt. Gefördert werden sollen demnach unter anderem Konzerte oder Clubabende "mit eigenständigem künstlerischen Anteil" - und zwar mit einer Mindestgage von 300 Euro.
Wichtig sind "Eventkultur" vor allem drei Aspekte: Der bürokratische Aufwand müsse gering sein, denn nur so hätten auch kleinere Spielstätten Zugang zur Förderung. Die Vergabe der Gelder müsse sichtbar für alle sein. Und: Die Fördergelder müssten vollständig verteilt werden - unter allen Antragstellern. "Unsere Idee ist ein Grundeinkommen für alle Clubveranstaltungen", sagte Breier.
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Den Begriff "Grundeinkommen" wollte Andrea Edel, Leiterin des Heidelberger Kulturamtes, zwar nicht eins zu eins übernehmen. Dennoch lägen Stadt und "Eventkultur", was ein künftiges Fördermodell angeht, nicht weit auseinander, erklärte Edel. Im Gegenteil: "Wir sind uns so gut wie einig." Schließlich wünsche man sich auch bei der Stadt "eine adäquate Honorierung" von Musikern.
Ziel sei es, "dass Clubs mehr Live-Musik-Konzerte machen". Auch wolle man die bürokratischen Hürden so gering wie möglich halten. "Momentan arbeiten wir gemeinsam mit dem Rechtsamt noch an einem einfachen Formular", so Edel. Unklar ist hingegen noch, wie viele Veranstaltungen Clubs anbieten müssen, um von einer finanziellen Förderung zu profitieren.
Für dieses Jahr hat der Gemeinderat bereits 30.000 Euro zur Clubförderung bereitgestellt. 2020 kann die Stadt dann sogar 50.000 Euro ausschütten. Die Verteilung dieser Gelder sieht Edel auch als eine Art Pilotphase für ein künftiges Fördermodell. "Jetzt geht es erst einmal darum, schnell zu helfen und noch in diesem Jahr Geld auszuschütten."