Nach Tsunami-Katastrophe

Heidelberger Verein sorgt für sauberes Wasser in Indonesien

Mitglieder sind Wasser- und Katastrophenschutzexperten - Gründer waren schon in Haiti vor Ort - Spenden und Mitglieder willkommen

09.10.2018 UPDATE: 10.10.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 52 Sekunden

Erdbeben und Tsunami forderten bereits 2000 Todesopfer. Sauberes Wasser soll vor Epidemien schützen. Foto: dpa

Von Jonas Labrenz

Heidelberg. Wenn hier die Nachrichten von Naturkatastrophen über den Bildschirm flimmern, werden bei der "International Water Aid Organization", zu Deutsch "Internationale Wasser Hilfsorganisation" (IWAO) die Hebel in Bewegung gesetzt. Auch nach dem Erdbeben und Tsunami in Indonesien ist der gemeinnützige Verein mit Sitz in Heidelberg wieder aktiv - dieses Mal sind die Wasserexperten jedoch nicht selbst auf Sulawesi, der Insel zwischen Borneo und Neuguinea, sondern stellen ihrem Projektpartner "Hoffnungszeichen" aus Konstanz zunächst 10.000 Euro zur Verfügung.

Mehr als 2000 Menschen in Indonesien sind bereits gestorben, 5000 sind vermisst, 70.000 leben in Notunterkünften. Um Epidemien zu verhindern und Menschenleben zu retten, ist die Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser eine der ersten Bedingungen. Die IWAO stellt dafür regelmäßig Geld, Chlortabletten zur Wasserreinigung und ihr Know-how bereit.

Dietrich Maier und Heinz Knoll gründeten die Organisation 2005, nachdem Maier als Chef der Stadtwerke Karlsruhe eine Gruppe von Helfern leitete, die auf Sri Lanka nach der Katastrophe an Weihnachten 2004, die Trinkwasserversorgung wiederherstellen sollte. "Heinz, wir müssen was machen", sagte Maier ihm damals, erinnert sich Knoll. Die Wahl des Standorts der Organisation fiel schnell auf Heidelberg. "Karlsruhe kennt kein Mensch in der Welt", sagte Maier 2005. Und Knoll war hier schließlich technischer Geschäftsführer der Stadtwerke.

Zusammen flogen die beiden 2010 sogar nach Haiti: "Wir sind damals mit einer Fuhre Chlortabletten rüber", erzählt Knoll. Direkt in das Krisengebiet hineinfahren konnten die beiden nicht, weil es zu gefährlich war. "Wir hätten da keine Chance gehabt", so Knoll. An der Grenze jedoch stand eine Klinik, die kein sauberes Trinkwasser mehr hatte. "Für 100 Tage haben wir die Wasserversorgung dann sichergestellt", erzählt Knoll stolz.

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Auch in Simbabwe half IWAO bei der Bekämpfung der Choleraepidemie, in Pakistan bei einer Überflutung. Mittlerweile fahren die 15 aktiven Mitglieder des Vereins nicht mehr selbst raus, sondern organisieren mit ihren Kontakten Hilfe vor Ort, sammeln Spenden und stellen ihr Wissen zur Verfügung. "Wir sind ja alle Ehrenamtliche, da ist es nicht so einfach, mal eben alle zusammenzurufen", schmunzelt Knoll.

Präsident der IWAO ist Peter Kunz, Leiter des Instituts für Biologische Verfahrenstechnik an der Hochschule Mannheim. Zusammen mit der "Hochschulgruppe Engineers without Borders" (Ingenieure ohne Grenzen) entwickelt IWAO derzeit einen Notfall-Wasserkoffer, der es Laien ermöglicht, aus kontaminiertem Wasser frisches Trinkwasser für 20 Personen zu machen - bis zu drei Tage lang ohne Energiequellen.

Bis jetzt hilft die IWAO vor allem mit Chlortabletten. "Sie sind eine einfache Möglichkeit, Trinkwasser zu desinfizieren", sagt Kunz. Eine Tablette reicht dabei für zehn Liter Wasser. 200.000 davon hält IWAO noch für Sulawesi vor. "Die Menge reicht aus, um 20.000 Menschen zehn Tage lang mit hygienischem Wasser zu versorgen", erklärt der Präsident des Vereins.

150 Mitglieder zählt die Organisation heute. 40 von ihnen sind Unternehmen. "Wir nehmen gerne Mitglieder auf", sagt Knoll, der betont: "Da erfahren die Leute auch, was mit ihrem Geld passiert." Auch Spender sind dem Verein willkommen: "Wir arbeiten ehrenamtlich, deshalb kommen die Spenden den Menschen uneingeschränkt zugute."

Info: Mehr Informationen im Internet unter www.iwao.de. Spendenkonto: IBAN: DE06.6725.0020.0009 0720 20 BIC: SOLADES1HDB

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