Ist das eine Stadt für junge Leute?
Podiumsdiskussion "Zukunftsvision junges Heidelberg" - Digitalisierung, Kinderbetreuung, Wohnungen: Es gibt noch viel zu tun

Darüber, was Heidelberg für junge Leute tun kann, unterhielten sich (v.l.): Moderator Micha Hörnle, OB Eckart Würzner, Unternehmer David Horsch, der Doktorand Phil-Alan Gärtig, Fürozan Naderi (Jugendgemeinderat) und Jasper Schmidt ("Begeisterhaus"). Foto: Rothe
Heidelberg. (jola) Dass auch sie gestalten wollen, stellten bei der Jahresauftaktveranstaltung der Stadt im Dezernat 16 auch die Jungen unter Beweis. "Überwiegend Karte-ab-60-Inhaber bestimmen den Diskurs", gestand Oberbürgermeister Eckart Würzner bei der Podiumsdiskussion über die Zukunft des "Jungen Heidelbergs" - neben "Europa" der zweite Schwerpunkt des Tages. Die Bürgerbeteiligung, die die Vorsitzende des Jugendgemeinderats Fürozan Naderi als "Geist Heidelbergs" bezeichnete, kranke daran, dass die junge Generation dabei häufig nicht zu erreichen sei, waren sich alle einig. Wie das gelingen kann, "darüber müssen wir nachdenken", so Würzner.
Micha Hörnle, Leiter der Stadtredaktion der RNZ, fragte nach: "Was kann man tun, um die Stadt für junge Leute attraktiv zu machen?" Zum Beispiel sollte sie sich darum kümmern, dass das Clubsterben ein Ende findet, meint Naderi: "Das ist ein wichtiger Teil der Stadt und bewegt die jungen Leute sehr." Außerdem seien die Änderungen im Nahverkehr unnötig kompliziert und auch das Semesterticket für Studenten zu teuer. Über eine Lösung für die Clubs, die immer häufiger ihre Pacht nicht mehr aufbringen können, denke man bereits nach, versicherte Würzner. Es sei schließlich wichtig, "bei allem, was wir machen, nicht nur an uns, sondern auch an die kommende Generation zu denken".
Die bewegt auch David Horsch, der in Heidelberg modernste Elektrofahrräder baut. Bei der Kinderbetreuung "gibt es schon noch was zu tun", findet der Unternehmer, dessen ältester Sohn vier Jahre alt ist. Er grüble bereits jetzt: "Was mache ich denn, wenn die in die Schule kommen?"
Ein weiteres Problem, das nicht nur die Jungen betrifft, ist das Wohnen in der Stadt: "Das ist für besonders attraktive Städte noch schwerer als für bloß attraktive", so Würzner. Allerdings: "Wir müssen aufhören zu erzählen, dass wir für jeden Wohnungen bauen können. Wir haben 70 Prozent Einpendler." Trotzdem versuche die Stadt ihr Möglichstes und habe mit dem Mark Twain Village das deutschlandweit größte Projekt für bezahlbaren Wohnraum geschaffen.
Auch beim Thema Digitalisierung gab es Kritik an der Stadt. "Die kommt an den Schulen nicht an, das ist ein großes Problem", so Naderi. Digitalisierung ist das Stichwort für Jasper Schmidt vom Deutsch-Amerikanischen Institut und Verantwortlicher für das "Begeisterhaus", das auf dem Heidelberger Innovation Park (HIP) entstehen soll. "Wie ein kleines Zukunftslabor", schwärmt Schmidt, der sich der Grenzen des Digitalen bewusst ist und an Heidelberg den persönlichen Austausch schätzt: "Das ist das, was uns als Stadtgesellschaft weiter bringt", findet der junge Familienvater.
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Phil-Alan Gärtig, Vorstand des Doktorandenkonvents der Uni Heidelberg, setzte dann noch einen neuen Impuls und plädierte als passionierter Ultimate-Frisbee-Spieler für die Stärkung von Sportvereinen - auch durch junge Leute.