Wenn der Studentenjob in Heidelberg zum Albtraum wird
Viele Studis müssen nebenher arbeiten. Das läuft nicht immer gut. Die RNZ hat skurrile und schreckliche Geschichten gesammelt.

Heidelberg. (jab/lak/jus/dns) Wer keine reichen Eltern hat oder von Stipendien profitiert, kommt ohne ihn meist nicht über die Runden – den Job neben dem Studium. Viele Branchen sind auf die jungen, oft flexiblen und vergleichsweise günstigen Mitarbeiter angewiesen. Andererseits können die Studis über ihren Tellerrand schauen, lernen was fürs Leben – und haben sogar Spaß dabei.
Oder es kommt ganz anders. Denn Studis stehen in Unternehmen und Institutionen oft unten in der Hackordnung. Deshalb kann der Nebenjob auch schnell zum Albtraum werden. Die RNZ hat bei ehemaligen und aktuellen Studierenden rumgefragt, wann ihr Job skurril, unangenehm oder "zur Hölle" wurde. Die absurdesten Geschichten geben wir anonym wieder:
> Sexismus inklusive: "Während meines Bachelors habe ich für ein Catering-Unternehmen gearbeitet und auf Hochzeiten sowie Geburtstagen serviert. Die Schichten gingen meist zwölf Stunden, manchmal länger, Pausen wurden selten eingehalten. Besonders herausfordernd war jedoch der Umgang mit betrunkenen Gästen. Mit dem Pegel stieg auch der Sexismus. Vor einer Veranstaltung hieß es mal: ,Wundert euch nicht, wenn die nach ein paar Drinks übergriffig werden – so ist das eben.’ In einigen Fällen wurden sogar fragwürdige Angebote gemacht. Als ich anfing, war ich 17 und blieb noch sechs Jahre in dem Job. Heute bin ich froh, nicht mehr dort zu arbeiten."
> Unverschämte Kunden: "Fünf Jahre lang habe ich als Zustellerin für die Post gearbeitet – ein solider Nebenjob: flexibel, gut bezahlt und an der frischen Luft. Was man an einem Tag nicht schaffte, wurde am nächsten zugestellt. Die Pakete mussten nur bis zur Haustür getragen werden – theoretisch. Praktisch führte genau das regelmäßig zu Diskussionen – oder Wutausbrüchen. Manche Kunden hielten es für eine persönliche Beleidigung, wenn ich ihr Paket nicht bis ins Wohnzimmer brachte. Einmal erklärte mir eine Frau wütend, ich hätte in der Schule besser aufpassen sollen, dann müsste ich heute keinen ,dummen Postboten-Job’ machen."
> Renitente Chefin: "Ein Plausch mit den Kunden und abends übrig gebliebene Croissants mitnehmen – so hatte ich mir meinen Job beim Bäcker vorgestellt. Bei den Croissants kam mir allerdings ein Landwirt zuvor. Er verarbeitete die nicht verkaufte Ware zu Schweinefutter. Und auch das mit den Gesprächen gestaltete sich schwierig. Sobald sich eine Unterhaltung anbahnte, grätschte meine Chefin dazwischen. Einmal riss sie einer Kundin die Tüte aus der Hand, mit der Begründung, ich hätte sie nicht ordentlich gefaltet. Noch strenger nahm sie es mit der Kleiderordnung. Einmal rief sie mich nach hinten, ich rechnete schon mit einer Schelte für meine schlecht gebügelte Bluse. Stattdessen richtete sich ihr Blick auf meine Füße. Ich hatte es tatsächlich gewagt, mir bunt geringelte Socken überzustreifen – als Bäckereifachverkäuferin ging das offenbar gar nicht."
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> Ausrümpeln beim Professor: "An dem Institut, an dem ich studiert habe, hatte ich einen Hiwi-Job, bei dem ich vor allem für die Pflege von Datenbanken und die Internetseite zuständig war. Einmal fragte mich der Hausmeister des Instituts, ob ich ihm bei etwas helfen könnte. Mit seinem Auto fuhren wir – wobei tatsächlich ich fahren musste, weil der Hausmeister was am Bein hatte – zum Haus meines Professors, wo der Hausmeister den Keller ausrümpeln sollte – ich half ihm notgedrungen dabei."
> Aufs Übelste beleidigt: "Zu Beginn meines Studiums hatte ich in einem kleinen Café gekellnert. Der Job war eigentlich schön – ein nettes Team, freundliche Gäste, immer etwas zu tun. Meistens jedenfalls. Denn in einem Prozent der Fälle bekam man die weniger charmanten Seiten des Gastgewerbes zu spüren: Sexismus, Wutausbrüche, respektloses Verhalten. Eines Tages kam eine Frau ins Café und bestellte mit ihrer Freundin Wein. Nachdem ich ihr den Wein brachte, wollte sie noch etwas zu essen bestellen. Als ich ihr erklären musste, dass wir kein Brot mehr hatten, eskalierte die Situation. Zehn Minuten lang schrie sie mich und meine Kollegen aus voller Kehle an und beleidigte uns aufs Übelste – leider kein Einzelfall."
> Spitzeln statt Tippen: "Während meines Masters habe ich für eine Unternehmensberatung Interviews transkribiert. Irgendwelche Manager haben etwas über die neue Firmenstrategie erzählt und manchmal über Dinge wie die Frauenquote gelästert. Die Arbeit war denkbar langweilig, dafür aber gut bezahlt. Eines Tages kam jedoch ein Mitarbeiter zu mir und fragte, ob ich bei einer anderen Sache helfen könnte: Ein Kunde habe den Verdacht, dass seine Mitarbeiter bei der Arbeitszeit betrügen. Ob ich mich nicht mal morgens unauffällig an eine Baustelle stellen könnte, um zu schauen, wann die so kommen. Da ich mich nicht in der Rolle des Spitzels gesehen habe, habe ich mir einen anderen Nebenjob gesucht."
Info: Ihr habt Ähnliches oder gar Schlimmeres, Absurderes oder Lustigeres im Nebenjob erlebt? Schickt uns eure Geschichten per E-Mail an campus@rnz.de. Wir veröffentlichen die besten anonymisiert.