So wurde das Heidelberger Schloss zerstört
Eine Animation in der Mannheimer Wittelsbacher-Ausstellung zeigt die Zerstörung des Heidelberger Wahrzeichens im Jahr 1693

Sie zündeten Schießpulver und Minen unter den Mauern der kurfürstlichen Residenz und sprengten sie in die Luft - es war der 6. September 1693, als Soldaten auf Befehl des französischen Königs das Heidelberger Schloss als letzten Akt des Pfälzischen Erbfolgekrieges zerstörten. Das Inferno am Königstuhlhang legte den Sitz eines der wichtigsten Adelsgeschlechter Europas in Schutt und Asche. Wie spektakulär die Sprengung war, zeigt jetzt eine Animation in der Ausstellung "Die Wittelsbacher am Rhein. Die Kurpfalz und Europa" in den Reiss-Engelhorn-Museen (REM) in Mannheim.
Die Ausstellung wird noch bis zum 2. März 2014 von den REM und den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg präsentiert. Sie ist Höhepunkt des "Wittelsbacherjahrs 2013", an dem sich mehr als 45 Städte und Gemeinden in der Rhein-Neckar-Region mit Veranstaltungen beteiligen - auch die Stadt Heidelberg.
Im Vogelflug zieht der Zuschauer über den Hortus Palatinus, den Schlossgarten, der einst als das "achte Weltwunder" gepriesen wurde, sieht das Schloss, unversehrt, wie es im 17. Jahrhundert über Heidelberg thronte - bis 1689 (siehe "Hintergrund"). Nun wird die Belagerung gezeigt, französische Soldaten beschießen den Bau vom zerstörten Hortus Palatinus auf der Scheffelterrasse aus mit Kanonen. Schon in diesem Jahr wurde das Schloss teilweise zerstört und in der Stadt Feuer gelegt.
Vier Jahre später waren die Franzosen noch gründlicher: Die Zerstörung der Residenz wurde systematisch geplant, Minen und Schießpulver wurden an den rückwärtigen Festungsmauern, unter den schon beschädigten Türmen und in den Kasematten gelegt, den unterirdischen Verteidigungsgängen, die sich fast komplett um die Anlage ziehen. In der Animation zerbersten die Mauern der Gebäude unter mehreren heftigen Explosionen, was noch stehen bleibt, verschwindet hinter schwarzen Rauchwolken. Dann fährt die Kamera über die Stadt, die von den französischen Truppen fast völlig niedergebrannt wurde.
Hier ist der Link zum Video über die Schlosszerstörung
Verantwortlich für das "Desaster" ist Dr. Alexander Schubert, der Projektleiter der Wittelsbacher-Ausstellung. Er ließ das Heidelberger Schloss vor und während der Verwüstung virtuell rekonstruieren. "Heidelberg war unter den Wittelsbachern viele Jahrhunderte lang die Hauptstadt des bedeutendsten weltlichen Kurfürstentums. Die Dynastie hinterließ zahlreiche Spuren. Die Wittelsbacher erbauten das Heidelberger Schloss und gründeten die Universität", erklärt der Historiker. "Das Schloss ist heute die bekannteste Ruine Europas, aber mindestens genauso spannend sind die vielen Geschichten, die sich zutrugen, als der Residenzbau unzerstört war."
Die Ausstellung zur Dynastie der Wittelsbacher erzählt diese Geschichten aus 600 Jahren am Beispiel hochrangiger originaler Kunstwerke und Zeitzeugnisse. Mediale Inszenierungen wie der Schlossfilm sowie Mitmachstationen illustrieren eindrucksvoll die wechselvolle Geschichte der Dynastie am Rhein. Der mittelalterliche Abschnitt wird im Museum Zeughaus der Reiss-Engelhorn-Museen gezeigt, während sich der Ausstellungsteil im Barockschloss Mannheim der neuzeitlichen Geschichte bis zur Auflösung der Kurpfalz im Jahr 1803 widmet.
Info: Weitere Informationen gibt es auf www.wittelsbacher2013.de.