Heidelberg

Boxen ist nicht nur ein Sport für junge Männer

Ein neues Bewegungsangebot soll mit Klischees aufräumen. Auch Unsportliche sind willkommen.

09.05.2024 UPDATE: 09.05.2024 04:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden
Tobias Müller ist Gerontologe und selbst begeisterter Boxer. Nun will er älteren Männern den Sport näher bringen. Nicht nur der Körper, auch der Kopf wird dabei trainiert. Foto: jubl

Von Julia Blank

Wieblingen. Ab dem 18. Mai gibt es ein neues Sportangebot für ältere Männer: Sie können sich im Boxen ausprobieren. Die Idee für den Kurs "Bäm" – Boxen für ältere Männer – hatte Tobias Müller. Er ist Professor und Leiter des Online-Studiengangs "Gerontologie, Gesundheit und Care" an der Kolping-Hochschule in Köln. Privat wohnt er in Heidelberg und geht schon seit einigen Jahren zum Boxtraining. Vor ein paar Wochen setzte er sich mit einem befreundeten Sportwissenschaftler zusammen, um ein Sportangebot zu kreieren, das seine beruflichen und privaten Kenntnisse vereint: Der Trainingsplan für einen Boxkurs für ältere Männer entstand.

Warum für Tobias Müller das Älterwerden und der Boxsport keine Gegensätze darstellen, erklärte er im Gespräch mit der RNZ: "In verschiedensten Studien wird immer wieder gezeigt, dass man Hand-Fuß-Koordination, Ausdauer und gelenkschonende Bewegungen für den ganzen Körper braucht, um im Alter fit zu bleiben. Da denken viele dann an das Tanzen oder an Tai-Chi. Aber auch das Boxen bietet genau diese Bewegungsabläufe."

Das Boxen ist, so Müller, ein Training, das den Körper ganzheitlich trainiert. Durch die Abwechslung zwischen Abwehrhaltung und Konterhaltung wird auch der Kopf mittrainiert. Das kann beispielsweise der Demenzprävention zuträglich sein. Das Box-Training wird im Kurs auf das Alter der Teilnehmer angepasst sein, sodass jeder mitmachen kann. "Sparring oder Wettkämpfe wird es natürlich keine geben. Wir werden moderate Bewegungen ausführen, die für alle machbar sind. Auch mit Arthrose oder Arthritis beispielsweise kann man teilnehmen", so Müller.

Mit seinem Kurs möchte der Gerontologe nun ein interessantes, neues Bewegungsangebot bieten und mit Box-Klischees ein für alle Mal aufräumen: "Boxen ist nicht nur etwas für junge, wilde, leicht delinquente Männer. Man muss bedenken: Vor 100 Jahren war Boxen noch der Gentleman-Sport schlechthin. In meinem privaten Boxverein sind Handwerker, Ärzte, Lehrer, Schüler – ein Querschnitt der Gesellschaft. Wir boxen miteinander und nicht gegeneinander. Genauso wird es in dem neuen Kurs auch sein."

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Tobias Müller hofft, mit seinem Angebot jene anzusprechen, die nicht die klassischen Bewegungsangebote für ältere Menschen nutzen wollen: "Sport im Alter ist super wichtig, doch es gibt immer nur die gleichen standardisierten Kurse. Wir hoffen, dass wir auch ein paar Männer erreichen, die keine Lust auf Reha-Sport oder Seniorengymnastik haben. Da kann dann jeder kommen – von 50 bis 120 Jahren und egal, ob man sich gerade schon sportlich betätigt oder nicht." Das Boxen biete auch die Möglichkeit, sich mit Gleichaltrigen zu vernetzen. Nach dem Sport wird jedes Mal noch Zeit zum Austausch sein: "Wir werden nach den Kursen Getränke in die Umkleiden stellen, damit die Teilnehmer auch ein bisschen quatschen können – oder auch nicht. Ganz, wie sie wollen."

"Bäm" wird vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg gefördert und ist daher kostenfrei. Ab dem 18. Mai findet der Kurs bis Oktober regelmäßig samstags von 9 bis 10.30 Uhr statt. Umgesetzt wird er vom Budo- & Fitnessverein Heidelberg; Treffpunkt ist das Sportzentrum West in Wieblingen. Teilnehmen können alle über 50 Jahren. Equipment muss nicht mitgebracht werden. Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich per E-Mail an tobiasamueller@gmail.com. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.

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