(K)eine Männersache

Geldanlage und die Geschlechterfrage

In Aktien und Fonds investieren vor allem Männer. An dem Ungleichgewicht ändert sich trotz Finanzinfluencerinnen und Banken-Dossiers wenig.

08.07.2025 UPDATE: 08.07.2025 08:52 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden
Die Grafik auf einer Börsentafel zeigt eine Kursentwicklung. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa​

Von Lukas Müller

Es hat sich offensichtlich wenig getan: Investieren ist in Deutschland nach wie vor überwiegend Männersache, wie auch eine Yougov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zeigt. Wie groß ist der Unterschied? Ist das ein deutsches Phänomen? Inwiefern ist das Anlageverhalten von Mann und Frau anders? Was sind die Gründe?

Deutlich mehr Männer als Frauen investieren

Dass weitaus mehr Männer als Frauen in Deutschland in Aktien und Fonds investieren, ist belegt. Häufig wird auf Zahlen des Deutschen Aktieninstituts verwiesen, das jährlich eine repräsentative Befragung in Auftrag gibt. Demnach investierten vergangenes Jahr 12,3 Prozent der weiblichen Befragten und 22,2 Prozent der männlichen. 

"Das unterschiedliche Niveau ist über Jahre mehr oder weniger stabil geblieben", sagte der Chefvolkswirt des Instituts, Gerrit Fey, der Deutschen Presse-Agentur. Die Differenz liege bei etwa zehn Prozentpunkten. 

Die Investmentlücke ist kein deutsches Phänomen 

Auch im Ausland legten tendenziell mehr Männer als Frauen an, sagte Alexandra Niessen-Ruenzi, die an der Universität Mannheim zu dem Thema forscht. In den USA sei der Unterschied aber weniger ausgeprägt, weil es dort verbreiteter sei, mit Aktien vorzusorgen. 

Im Vereinigten Königreich hat eine Umfrage des Versicherers Aviva im vergangenen Januar ergeben, dass Männer annähernd doppelt so häufig wie Frauen über ein steuerbegünstigtes Depot verfügten. 

Frauen zocken tendenziell weniger als Männer

Mehrere Banken haben berichtet, dass Frauen tendenziell höhere Erträge als Männer erzielten. Beispielsweise stellte die BNP Paribas fest, dass Depots von Kundinnen zwischen 2019 und 2023 um 2,5 Prozentpunkte besser abgeschnitten hätten als die von Kunden. ING und Barclays kamen zu ähnlichen Ergebnissen. 

Eine häufig genannte Erklärung ist: Frauen zocken weniger als Männer. Eine aktuelle Auswertung der Comdirect liefert ein Indiz: Zwölf Prozent der Kunden zwischen 25 und 40 Jahren hielten Derivate, die in manchen Fällen risikoreich sind. Aber nur acht Prozent der Kundinnen. 

Ein Grund ist, dass Frauen weniger verdienen 

Ein wichtiger Grund für die Unterschiede ist, dass Frauen im Schnitt weniger Geld als Männer verdienen. Auch sprechen Eltern eher mehr mit Söhnen als mit Töchtern über Finanzen, wie eine Befragung ergeben hat. Von der "finanziellen Sozialisation" spricht Forscherin Niessen-Ruenzi in dem Zusammenhang. 

Eine Folge kann sein, dass Frauen ihr Finanzwissen schlechter als Männer bewerten. Im April ergab eine Umfrage im Auftrag von Verivox: Nahezu jede zweite Frau schätzte ihr Finanzwissen als nicht gut ein, aber nur etwa jeder vierte Mann. Frauen stufen sich zudem als risikoscheuer ein als Männer, wie Studien zeigen. 

Geschenkkarten sind ein Lösungsvorschlag 

US-Forscher haben herausgefunden, dass Geschenkkarten geschlechterübergreifend Interesse am Aktienmarkt fördern können. Genauer gesagt geht es um Geschenkkarten, die in Trading-Apps in Aktien eingelöst werden können. 

Eine weitere Idee äußert Volkswirt Fey vom Deutschen Aktieninstitut: Er empfiehlt, dass Steuerzahler wie in Schweden 2,5 Prozent des Bruttogehalts anlegen müssen. Unabhängig vom Geschlecht sei dadurch das Interesse an Aktien und Fonds gestiegen. Fey weiter: "Es ist wichtig, dass über Geldanlage geredet wird - in Schulen und in Familien."