Jagdschloss Kühtai und die Noblesse des Grafen

Das österreichische Jagdschloss setzt ganz auf Tradition

30.01.2015 UPDATE: 01.02.2015 06:00 Uhr 3 Minuten, 13 Sekunden

Der fürstliche Ansitz besticht auch optisch mit seinen rot-weißen Fensterläden und kleinen Erkern. Fotos: Rod Raycroft

Von Corinna Streng

Auch wenn er es nicht so recht zugeben mag: Ein bisschen ärgert es Christian Graf zu Stolberg-Stolberg schon, das ewige Gespräch um Hotelsterne. Vier Stück davon hatte er, dann begannen die Forderungen des österreichischen Hotelfachverbands nach Schwimmbad und Aufzug. Also gab er sie alle zurück - und ist weiterhin stolzes Mitglied der Hotelkooperation "Schlosshotels & Herrenhäuser", der rund 80 unabhängige, historisch gewachsene Häuser in Österreich und vielen Nachbarländern angehören.

Sie alle verbindet eins: Individualität. Ob trutzige Burg, romantisches Märchenschloss oder eben altes Jagdschloss - kein Haus gleicht dem anderen, weder im Stil noch in der eigenen Geschichte. Das Jagdschloss Kühtai ist keine elitäre Luxusherberge, sondern besticht durch nostalgisches Ambiente und behagliche Atmosphäre. Die Jahrhunderte alte Geschichte der einstigen Jagdresidenz der Habsburger spiegelt sich in vielen erlesenen Antiquitäten und wertvollen Gemälden wider, genau wie in den Zirbelholz getäfelten und mit wunderschönen Schnitzereien versehen Wänden der historischen Stuben und Fürstenzimmer.

"Ich führe das Hotel wie ein Privathaus", erzählt Christian Graf zu Stolberg-Stolberg, der, wenn er eigenen Aussagen zufolge nicht gerade auf dem Schneepflug sitzt oder neue Gäste begrüßt, seinen Lieblingsplatz vor dem Kamin in der gemütlichen Jagdhalle hat. Hier trifft man den 62-jährigen gebürtigen Wiener fast immer in Gesellschaft - ob mit einer attraktiven Jetsetterin oder dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden eines großen deutschen Unternehmens. "Mein Motto lautet: Wo der Gast zum Freund wird", erklärt der fürstliche Hotelier seine sehr persönliche Art der Hotelführung, "deshalb ist unser Stammgästeanteil auch so hoch!"

Vor allem Deutsche, Schweizer und Holländer kommen ins Jagdschloss, gerne für eine romantische Auszeit zu zweit, oder mit der ganzen (Groß-)Familie. Während Erstere sich bevorzugt in den nostalgisch-romantischen Fürstenzimmern einmieten, finden Familien gleich welcher Größe in den modern gestalteten Zimmern im Elisabethflügel genügend Raum für alle. Mit insgesamt 26 Zimmern, fünf Juniorsuiten und drei Apartments ist der Platz im Haus überschaubar und erlaubt dem Ururenkel von Kaiser Franz Josef I. und Kaiserin Sisi von Österreich den nahen Gastkontakt.

Und von dem lebt das Jagdschloss gut. Egal ob zu Stolberg-Stolberg von seiner Kindheit in Kühtai erzählt, von seinem Hang zur Natur oder seiner Liebe zu schönen Frauen, die Gäste hängen geradewegs an seinen Lippen. Das mag zwar auch an dem einen oder anderen bekannten Namen liegen, den der Hausherr ins Gespräch bringt (ein lang zurückliegender Skiflirt mit Sabine Christiansen, oder die enge Freundschaft zu Schauspieler Tobias Moretti), in der Hauptsache ist dafür allerdings sein Talent zum Unterhalten verantwortlich.

Und das hatte auch schon sein Vater. "Stellen Sie sich das einmal vor: Anfang der 50er Jahre gab es nicht mal eine Straße nach Kühtai, geschweige denn fließend Wasser oder Elektrizität, aber mein Vater setzte ganz auf den Tourismus. Er konnte stundenlang über die K. u. K. Monarchie erzählen, und zog alle in seinen Bann", erinnert sich der Graf an die Anfänge des Jagdschlosses.

In den 60er und 70er Jahren feierte der internationale Jetset hier wilde Partys, es gab gefährliche Flirts und wütende Eifersuchtsszenen. "Unsere Skibar war berühmt-berüchtigt, so eine Art Sündenpfuhl," lacht der Vater von fünf Kindern, "und so mancher Urlaub endete vor dem Scheidungsrichter."

Das ist heute anders. Ins Jagdschloss geht, wer Kraft schöpfen will und Ruhe sucht, wer gerne gut isst und gediegene Gesellschaft genießt, wer auf der Sonnenterrasse fotogen in Decken gehüllt auf Liegen ruht und im Gewölbeweinkeller ausgesuchte Tropfen verkostet. Und natürlich die Nähe zu den Bergen liebt. Denn Kühtai liegt auf stattlichen 2020 Metern Höhe und ist Österreichs höchst gelegener Skiort. Das hochalpine Terrain gilt als schneesicher bis Anfang Mai und ist trotzdem nur etwa eine Dreiviertelstunde Fahrzeit vom Flughafen Innsbruck entfernt.

Dennoch sucht man Apès-Ski und Hüttengaudi in Kühtai vergebens. "Hierher kommen überwiegend anspruchsvolle Gäste," erklärt der Graf, "weder fließt hier der Alkohol in Strömen, nochschallt DJ Ötzi-Musik durch den Ort. Darauf sind wir stolz!" Dafür punktet das beschauliche Dorf mit zehn Liften, die allesamt fußläufig zu erreichen sind, einem Funpark und zwei Übungsliften sowie 44 Pistenkilometer, die sich bestens für Familien und Genussskifahrer eignen. "Wer nur auf Tempo und Kilometer aus ist, ist hier sicher falsch", kommentiert der Hotelier.

Sehr stolz ist Christian Graf zu Stolberg-Stolberg übrigens auch auf seine kleine Kapelle. Brautpaare aus aller Welt kommen hierher, um in dem romantischen Kirchlein den Bund fürs Leben zu schließen. Gefeiert wird anschließend im Jagdschloss, je nach Wunsch pompös oder im kleinen Rahmen, und Küchenchef Johannes Kleinbichler sorgt mit einem Galadinner für die kulinarische Zier.

Apropos Romantik: Mit der Konzertreihe "KlangSchnee" präsentiert Graf zu Stolberg-Stolberg jährlich an drei Tagen im April Klassikliebhabern exquisite Konzerte internationaler Künstler. So werden in diesem Jahr unter anderem Pietro De Maria am Klavier und Opernsängerin Anke Vondung Werke von Beethoven, Schumann und Liszt zum Besten geben. Dazu gibt’s die verschneite Bilderbuchlandschaft des Sellraintals, das eine oder andere Glas guten Weins - und natürlich gute Gespräch am Kamin. Dort, wo Graf zu Stolberg-Stolberg am liebsten sitzt.

Hintergrund

Allgemeine Auskünfte erteilt der Tourismusverband Innsbruck und seine Feriendörfer, Tourismusbüro Kühtai, A-6183 Kühtai 42 , Telefon 0043 5239-5222, www.kuehtai.info.

Anreise: Mit

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Allgemeine Auskünfte erteilt der Tourismusverband Innsbruck und seine Feriendörfer, Tourismusbüro Kühtai, A-6183 Kühtai 42 , Telefon 0043 5239-5222, www.kuehtai.info.

Anreise: Mit dem Auto von Heidelberg über die A 5 und A 8, Karlsruhe, Stuttgart, bis Ulm, weiter auf der A 7 bis Füssen, über den Fernpass nach Imst, weiter auf der Inntalautobahn bis Ausfahrt Ötztal und weiter nach Kühtai, rund 460 Kilometer.

Übernachten: Das Jagdschloss Kühtai hat 26 Doppelzimmer unterschiedlicher Größe und Ausstattung, 5 Juniorsuiten und 3 Apartments. Während die Fürsten- und Grafen-Zimmer im Jagdschloss zum Teil mit Holz getäfelt und im traditionellen altösterreichischen Stil möbliert sind, haben die im Elisabethflügel liegenden Zimmer und Suiten ein modernes Interieur. Zahlreiche Antiquitäten und Familiengemälde zeugen von der langen, adeligen Geschichte des Hauses, das von Mitte Dezember bis Ende April geöffnet ist. Ein Doppelzimmer mit reichhaltigem Frühstück und exzellentem 5-Gang-Menü am Abend kostet ab 290 Euro pro Nacht. Das Paket "KlangSchnee" (16. bis 19. April 2015) umfasst drei Übernachtungen, 3-Tages-Skipass, 3 Konzertkarten, ein 5-Gang-Menü sowie 2 Galamenüs und ist für 850 Euro pro Person buchbar, Hotel Jagdschloss Kühtai, A-6183 Kühtai, Telefon 0043 5239 5201, www.jagdschloss.at.

Essen und Trinken: Gespeist wird in den historischen Zirbenstuben und im Veranda Restaurant. Die große Sonnenterrasse vor dem Haus ist der ideale Platz zum Abschalten - mit Panoramablick auf Piste und Bergwelt. Fast schon legendär ist der mittägliche Kaiserschmarrn von Küchenchef Kleinbichler. Anspruchsvolle österreichische Küche mit zum Teil mediterranen Einflüssen gibt es am Abend, das Menü ist grandios, die Weine dazu von sehr guter Qualität, die Desserts vom Patissier ein Gedicht.

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