Bade-Knigge für Mittelmeerländer
Was erlaubt ist, was verpönt ist und wofür es richtig Ärger gibt.

Strenge Regeln in Italien
Ausgerechnet das Strandleben ist in Italien streng reguliert. Es fängt damit an, dass der Großteil der 7500 Kilometer Küste mit Strandbädern zugepflastert ist, in denen man Liegen und Sonnenschirme mieten muss. An den raren, freien Strandabschnitten (spiagga libera) ist das Reservieren von guten Plätzen am Vorabend oder über Nacht mittlerweile streng verboten. Wer vor Sonnenaufgang einen Liegestuhl oder ein Handtuch platziert, muss mit 200 Euro Strafe rechnen. An besonderen Buchten und Stränden, unter anderem auf Sardinien, ist sogar Eintrittsgeld fällig. Dort wird zum Beispiel auch die bekannte Bucht von Cala Goloritzè abgeriegelt, sobald sich 200 Badegäste ausgebreitet haben. Vor ein paar Jahren wurden in Italien auch noch die "Zehn Gebote" für Badegäste eingeführt, die meist auf Warnschilder aufgedruckt sind: Handy leise stellen, Musik nur mit Kopfhörer hören, keine Kippen zurückzulassen, keinen Sand und keine Muscheln mitnehmen, teilweise ist auch der Sandburgenbau tabu. Immer öfter herrscht ein Massageverbot, um die fliegenden Händler zurückzudrängen, die oft auch Rückenkneten anbieten. Oben ohne ist im katholischen Italien übrigens ein absolutes No-Go.
Keine Küsschen in Tunesien
Behörden raten Touristen, in Tunesien mit kleinem Gepäck zum Baden zu gehen. Immer noch sieht man Sicherheitsleute, die die Strände kontrollieren. Sie nehmen große Taschen genau unter die Lupe. Der Anschlag 2015, als ein Attentäter Handgranaten auf einen Strand warf und 38 Menschen tötete, hat die tunesischen Behörden sensibel gemacht. Immerhin sind berittene Polizisten und Sicherheitsbeamte, die in Quads über den Sand düsen, wieder seltener geworden. Trotz der großzügigen Öffnung für Gäste aus aller Welt ist Tunesien ein muslimisches Land: Küsschen am Strand oder der Klapps auf den Po der eigenen Freundin können für Ärger sorgen, weil sie als Verstoß gegen Anstand und Moral angesehen werden. Erst Ende 2017 wurde ein Franzose zu vier Monaten Haft wegen Unzucht verurteilt. Dabei hat er nach eigenen Angaben nur seine Freundin am Strand geküsst. Homosexuelle Handlungen sind nach wie vor strafbar. Bikini ablegen oder gar nackt baden geht überhaupt nicht. FKK ist offiziell verboten, es drohen saftige Bußen.
Fossilien in der Türkei lassen
Die Türkei ist stark islamisch geprägt. Folglich ist es kein Wunder, dass Nackt- und Oben-ohne-Baden drastische Geldstrafen nach sich ziehen. Zumindest gibt es Hotels, die es ihren Gästen erlauben, die Badebekleidung am Pool abzulegen. Aber nur, wenn der Hotelier die ausdrückliche Genehmigung erteilt. Es gibt einige wenige Ressorts, die offiziell das FKK-Label tragen. Umso erstaunlicher ist, dass der Staat Ausländern, die bei einem Schäferstündchen am Strand ertappt werden, lediglich Geldstrafen bis 200 Euro und zwei Monate Haft androht. Nicht gerade zimperlich ist die Türkei in Sachen Ausfuhr von Fossilien. Wer am Strand ein derartiges Souvenir mitnimmt und erwischt wird, muss mit Gefängnis rechnen. Für bestimmte Strände gibt es in der Türkei verschärfte Regeln: Der Iztuzu-Strand bei Dalaman, Barriere zwischen dem Mittelmeer und dem Flussdelta des Dalyan, wird zu bestimmten (Jahres-)Zeiten gesperrt, weil er unter anderem Brutplatz für Schildkröten ist.
Tolerante Kroaten
Hundestrände sind in Kroatien in der Regel speziell ausgewiesen. Weht eine Flagge mit Hundeknochen, ist das Toben mit Vierbeiner im Wasser sogar ausdrücklich erlaubt. Tolerant sind die Kroaten auch, was Baden und Sonnen ohne Bikini angeht. Das Land ist bei Nudisten dank vieler FKK-Strände sehr beliebt. Selbst wer unter normalen Badegästen blank zieht, muss keine (Geld-)Strafen befürchten. Ausdrücklich gewarnt wird vor einem Schäferstündchen am Strand. Wobei die mögliche Geldstrafe von 150 Euro deutlich unter den bis zu 75 000 Euro liegt, die zum Beispiel in Spanien drohen.
Freizügiges Frankreich
Frankreich genießt einen freizügigen Ruf und ist beliebt bei Nacktbadern, die sich an extra ausgewiesenen Stränden entkleiden dürfen. Für FKK-Fans gibt es sogar eigene Resorts und Campingplätze. An den meisten Küstenabschnitten ist Oben-ohne-Baden zwar erlaubt, aber nicht unbedingt gerne gesehen. Auf Korsika drohen an bestimmten Strandabschnitten sogar Geldstrafen bis 150 Euro, wenn der Bikini fällt. Obwohl im zentralistischen Frankreich Ansagen häufig aus Paris kommen, lassen sich die Kommunen in Sachen Strand nicht reinreden. Deswegen gibt es auch keine einheitlichen Regeln für Hunde. Wer sein Tier in der Hauptsaison an einen bewachten Strand mitbringt, muss sogar mit einem Knöllchen rechnen. Empfehlung: Wer vor 9 oder nach 19 Uhr mit seinem Liebling am Strand ist, muss im Normalfall keinen Ärger fürchten.
Griechischer Frappé am Meer
Die Griechen sind weniger freizügig. Sie akzeptieren mittlerweile aber, wenn Frauen oben ohne am Strand liegen. FKK ist von staatlicher Seite nicht erlaubt. Ausnahmen bilden die Nackt-Strände auf Rhodos oder auf Kreta mit FKK-Abschnitten etwa in Triopetra, Paleochora, Sougia und am Red Beach. Die Griechen selbst sind gar nicht so scharf darauf, den ganzen Tag in der Sonne zu brutzeln. Sie ziehen sich nach dem Schwimmen lieber in die zahlreichen Strandtavernen zurück. Groß in Mode sind Badeschuhe, um sich an den Kieselstränden nicht zu verletzen. Die Gemeinden legen die Preise für Liegestühle und Sonnenschirme fest, die ein Strand-Betreiber verlangen darf. Mit zehn bis 15 Euro ist die Tagesgebühr in Griechenland vergleichsweise günstig. Immer noch stellen Tavernenbesitzer das Equipment teils kostenlos bereit.
Nahtlose spanische Bräune
Wer nahtlose Bräune will, sollte nach Spanien reisen. An den Stränden werden Oben-ohne-Gäste toleriert. Zudem gibt es fast überall FKK-Bereiche (playas nudistas). In Barcelona dürfen Frauen sogar in den städtischen Freibädern ohne Oberteil in der Sonne liegen und schwimmen. Einzig auf Mallorca geht es in diesem Punkt streng zu: Seit vor einigen Jahren strenge Benimmregeln eingeführt wurden, müssen Frauen ihre Brüste überall bedecken. Andernfalls drohen Geldstrafen bis zu 750 Euro. Wenn es um Hunde geht, sind die Spanier empfindlich: 60 Euro zahlt, wer seinen Vierbeiner mitbringt. In einzelnen Regionen wurden Hunde-Zonen eingeführt. Sehr speziell geht es an der Costa Blanca zu: Wer zwischen Mitternacht und sieben Uhr morgens am Strand weilt, muss mit einem Bußgeld von 750 Euro rechnen. Dort ist es Badegästen auch verboten, Sandburgen mit "strandfremdem Material" zu bauen. An Teneriffas Stränden sind Sandburgen aus "ästhetischen Gründen" nicht erlaubt. Kurios: Im Südwesten Spaniens gibt es ein "Pinkelverbot" im Meer. Die Gemeinde Lepe droht mit Geldstrafen von 750 Euro. Unklar ist, wie die Sache kontrolliert wird ...