Highclere Castle - Drehort von Downton Abbey
Es ist offiziell: Ein dritter Downton-Abbey-Film kommt in die Kinos. Als Kulisse dient seit Beginn der gleichnamigen Serie das Herrenhaus Highclere Castle.

Von Noemi Girgla
Im Film sieht alles größer aus. Das ist der erste Gedanke, der einem in den Sinn kommt, wenn man die große Halle von Highclere Castle betritt. Besser bekannt ist das Herrenhaus bei Newbury im Norden der englischen Grafschaft Hampshire nämlich als Downton Abbey. Sechs Staffeln der gleichnamigen Serie sowie – bislang – zwei Fortsetzungsfilme wurden hier gedreht. Millionen von Zuschauern fieberten weltweit mit, schmachteten mit Mary und Matthew, weinten mit Edith und wollten mit Sybil die Welt des beginnenden 20. Jahrhunderts verändern.
Hintergrund
Infos:
Anreise: Von Frankfurt fliegen täglich zahlreiche Anbieter nach London. Die Reisezeit beträgt rund eineinhalb Stunden. Dort schnappt man sich am besten direkt am Flughafen einen Mietwagen (Achtung: Linksverkehr!) und fährt
Infos:
Anreise: Von Frankfurt fliegen täglich zahlreiche Anbieter nach London. Die Reisezeit beträgt rund eineinhalb Stunden. Dort schnappt man sich am besten direkt am Flughafen einen Mietwagen (Achtung: Linksverkehr!) und fährt Richtung Westen über die M4 in Richtung Newbury. Wer das Fahren auf der "falschen" Seite vermeiden will, steigt in London Paddington in den Zug nach Newbury. Dort stehen am Bahnhof zahlreiche Taxis, die einen in rund 15 Minuten zum Herrenhaus bringen.
Essen & Trinken: Highclere Castle verfügt über mehrere Teestuben. Diese sind ab 9.30 Uhr geöffnet und servieren Sandwiches, Salate, Wraps, Kuchen und Scones sowie warme und kalte Getränke.
Weitere Infos: www.highclerecastle.co.uk
Als die letzten Szenen von "Downton Abbey II: Eine neue Ära" 2022 über die Leinwände flimmerten, schien es, als sei die gemeinsame Reise mit der Crawley-Familie und ihren Bediensteten abgeschlossen. Alle schienen endlich doch noch ihr Glück gefunden zu haben und (Vorsicht: Spoiler!) Lady Violet Crawley, Dowager Countess of Grantham, verkörpert durch die wundervolle Dame Maggie Smith, verschied im Kreise ihrer Lieben. Und doch hielten sich hartnäckig Gerüchte über eine Fortsetzung, auch wenn die Schauspieler sowie Schöpfer Julian Fellowes dies stets abstritten. Anfang des Jahres wurden die Gerüchte dann lauter. Von einem dritten Film oder gar einer siebten Staffel war in vielen Medien die Rede. Es wurde also Zeit, sich selbst – als großer Downton-Abbey-Fan – ein Bild vor Ort zu machen. Und wo ginge das besser als in Highclere Castle selbst ...
Zurück in die große Halle. Schon hier wird klar: Downton ist keine künstliche Kulisse. Die Räume werden, genau so wie sie auf der Leinwand und im Fernseher zu sehen sind, tatsächlich bewohnt. Nur ist der Hausherr nicht der 5. Earl of Grantham, sondern der 8. Earl of Carnarvon. Und wer bei diesem Namen jetzt aufhorcht, hat völlig Recht: Es handelt sich bei ihm tatsächlich um den Urenkel eben jenes Lord Carnarvon, der einem gewissen Howard Carter Anfang des 20. Jahrhunderts sehr viel Geld gab, um sich quer durch die ägyptische Wüste zu graben. Belohnt wurde dieses Unterfangen 1922, als die beiden "wundervolle Dinge" sahen – das Grab des Tutanchamun. Durch die Familiengeschichte, die Verwandtschaftsverhältnisse und das Herrenhaus führt unter anderem Diane Mitchell. Damit begann sie schon lange, bevor Highclere Castle durch Downton Abbey berühmt wurde. Ende der 1980er-Jahre, nach dem Tod des 6. Earl of Carnarvon, entdeckte die Familie im Haus einige "unbedeutende Objekte", mit denen das Ägyptische Museum im Untergeschoss aufgebaut wurde. Heute enden dort die Führungen.
Diane Mitchell verbindet bei dem Rundgang das Alte mit dem Neuen, die reale Geschichte mit der Fiktion. Das scheint für manch einen nicht ganz so leicht zu differenzieren zu sein. "Als gerade die erste Staffel von Downton Abbey vorbei war, hatten wir hier eine Besucherin, die wissen wollte, was mit Highclere Castle passieren würde, sollte Matthew, also der Erbe des Titels und Anwesens, vor Robert, dem aktuellen Lord of Grantham, sterben. Es dauerte eine Weile, ihr zu erklären, dass Downton Abbey nur eine TV-Serie und die Nachfolge der Carnarvons, der Familie, die wirklich hier lebt, durch drei leibliche Söhne gesichert ist", gibt Diane eine erste Anekdote aus den letzten Jahrzehnten zum Besten – weitere lassen nicht lange auf sich warten.
Vorbei an zahlreichen Familienporträts und Gemälden geht es die Treppe hoch zur Galerie. Wie auch in der Serie befinden sich hier Schlafzimmer. Zu sehen bekommen Besucher die der Charaktere Cora, Edith und Sybil. Aber auch den "naughty room", das "unanständige" Zimmer, wie Diane es nennt, in dem in der ersten Staffel der arme Mr. Pamuk nach einem kleinen Intermezzo mit Lady Mary sein Leben aushauchte, ist zugänglich. Wieder hinunter geht es über eben jene Treppe, die die Kamera so oft einfing. Hier schritt Mary im Brautkleid hinab, hier stürmte Edith in der dritten Staffel in eben jenem hinauf, nachdem sie vor dem Altar verlassen wurde. "Die Szene dauert keine Minute, gedreht wurde sie aber über drei Stunden hinweg", erinnert sich Diane. Der Schleier, den sich Edith vom Kopf reißt und wegschleudert, wollte nämlich einfach nicht kameratauglich in die Tiefe fallen.
Wieder in der großen Halle führt eine eher unscheinbare Tür in die Bibliothek – auch hier kennt sich der Downton-Zuschauer schon bestens aus. Nur ein Detail passt nicht ins gewohnte Bild: "Nein, der Sekretär steht nicht an der falschen Stelle", reagiert Diane auf die Blicke der Besucher. "In der Serie steht er falsch. Hier ist er am richtigen Platz. Wir sind immerhin in Highclere und nicht in Downton", holt sie die Betrachter zurück in die Realität. Unbekannt ist allen hingegen die Geheimtür, die von der Bibliothek durch eine falsche Bücherwand in ein Zimmer führt, das in der Serie nicht vorkommt. "Hier war das Rückzugzimmer für Maggie Smith während der Dreharbeiten", erklärt die Hausführerin.
Ebenfalls neu für die Besucher sind die Fotos, die überall in den Zimmern stehen. Sie zeigen Lord und Lady Carnarvon, oft mit ihren Kindern oder Hunden. Bei deren Betrachtung wird klar, dass man gerade wirklich im Wohnzimmer einer ganz realen Familie steht. Ein leichtes Gefühl von Voyeurismus kommt auf, Neugier und Faszination überwiegen jedoch. Schließlich sieht auch die Hausherrin, Lady Fiona, 8. Countess of Carnarvon, das Ganze völlig entspannt. "In mein Schlafzimmer kommt ja keiner", antwortet sie im Anschluss an die Führung auf die Frage, ob es nicht merkwürdig sei, beständig so viele fremde Menschen in seinem Haus zu haben.
"Das Haus wurde gebaut, um mit Leben gefüllt zu werden. Nicht um leer zustehen", betont sie. Es sei ein Zuhause und kein Museum, und ein Zuhause müsse in ihren Augen lebendig sein. Und das ist es. In der Saison, die jedes Jahr zu Ostern beginnt, kommen teilweise bis zu 1200 Besucher am Tag nach Highclere Castle. "Wir haben zwar noch weitaus mehr Anfragen, aber dafür nicht genug Kapazitäten", berichtet die Countess. In der Serie wird immer wieder betont, dass Downton in der Lage sein müsse, sich selbst wirtschaftlich zu tragen. Hier gehen Fiktion und Realität Hand in Hand. "Natürlich wollen und müssen wir auch Geld verdienen", meint Lady Fiona Carnarvon. Schließlich zahlen sich allein die Rechnungen für Strom und Heizkosten nicht von selbst. Bei 250 bis 300 Zimmern (so genau weiß das niemand) kommt da schnell eine ordentliche Summe zusammen. Doch auch Wohltätigkeitsveranstaltungen sind auf dem Anwesen keine Seltenheit.
Hintergrund
Infos:
Tickets: Highclere Castle kann nicht das ganze Jahr besucht werden. Auch sollten Karten im Voraus gebucht werden, da sie schnell vergriffen sind. Tickets für das Schloss, die Ägyptische Ausstellung und die Gärten sind im Sommer 2024 wie folgt
Infos:
Tickets: Highclere Castle kann nicht das ganze Jahr besucht werden. Auch sollten Karten im Voraus gebucht werden, da sie schnell vergriffen sind. Tickets für das Schloss, die Ägyptische Ausstellung und die Gärten sind im Sommer 2024 wie folgt erhältlich: 7. Juli bis 5. September, Erwachsene 29 Britische Pfund (ca. 34 Euro), Kinder (vier bis 16 Jahre) 16 Pfund (ca. 18,60 Euro). Jede Woche freitags und samstags ist das Haus geschlossen.
Einlasszeiten: Es gibt drei Einlasszeiten am Vormittag zwischen 10 und 12.30 Uhr, am Mittag zwischen 12.30 und 14.30 Uhr und am Nachmittag zwischen 14.30 und 15.45 Uhr.
Führungen: Angebote zu speziellen (Themen-) Führungen sind zu finden unter: www.highclerecastleshop.co.uk/categories/admission-tickets
Neben ihrem Haus ist es Lady Carnarvon auch ein großes Anliegen, die Geschichte, ganz besonders die des (wer hätte es gedacht) Alten Ägyptens, lebendig zu halten. "Kultur ist da, um sie miteinander zu teilen. Sie soll Spaß machen, uns zusammenbringen und für Kommunikation sorgen", ist die studierte Historikerin überzeugt – und dafür sei Downton der perfekte Lockvogel. Derzeit schreibt sie an ihrem siebten Buch. Alle widmen sich unterschiedlichen Themen, doch eines ist ihnen gemeinsam: In ihren Titeln tragen sie den Zusatz "The Real Downton Abbey".
Doch wie ist es eigentlich, mit einer Filmcrew im Haus zu leben? Wirklich so anstrengend, wie es in "Eine neue Ära" den Anschein hat? "Es ist ein bisschen wie im Landschulheim. Man wächst sehr zusammen", beschreibt es "Lady C", wie die Countess auch liebevoll genannt wird. Momentan dürfte es sich jedoch eher nach einem Klassentreffen anfühlen. Denn nachdem die Dreharbeiten auf Highclere Castle vor 14 Jahren ihren Anfang nahmen, ist das Haus seit zwei Wochen wieder gefüllt mit den wohlbekannten Gesichtern. Am 13. Mai bestätigte Lady Carnarvon in den Sozialen Medien und ihrem Blog, was sie beim Gespräch im März lediglich "nicht abstreiten" wollte: Die Dreharbeiten zu einem dritten Downton-Abbey-Film haben begonnen. Und auch die Filmproduktionsfirmen Focus Features und Carnival Films brachen nun endlich ihr monatelanges Schweigen – nur noch nicht in Bezug auf die Handlung. Auch über den Filmstart lässt sich derzeit nur spekulieren.
Bis es so weit ist, gilt es, abzuwarten und – very british – Tee zu trinken. Oder noch mehr Drehorte zu erkunden. Sei es in den Gärten von Highclere Castle oder im rund eine Autostunde entfernten, malerischen Bampton in Oxfordshire – besser bekannt als Downton Village.