Die Badegärten bieten Saunalandschaften aus aller Welt
Wer in die Badegärten nach Eibenstock reist, kann dort ursprüngliche Saunen erleben

Dirk Engelhardt
Eibenstock liegt in Sachsen, 650 Meter über dem Meeresspiegel. Zur Grenze nach Tschechien sind es von hier nur 13 Kilometer; in der Umgebung findet man verschlafene Orte wie Aue, Schneeberg oder Schönheide. Der Bäcker in der Ortsmitte backt Brot und Kuchen noch jeden Tag selbst, trotzdem kostet ein mit Vanillecreme gefüllter Schokokuchen nur 60 Cent. Statt mit "Guten Tag" begrüßt man sich hier gerne noch mit "Glück Auf!" In diese abgelegene, wunderbare Naturlandschaft kommen Saunafreunde aus ganz Deutschland.
Hintergrund
Anreise: Von Heidelberg bis Eibenstock sind es 420 Kilometer. Einen Bahnhof gibt es in Eibenstock nicht, weshalb sich die Fahrt mit dem Auto anbietet.
Übernachtung: Die schönste Art der Übernachtung ist die in einem Blockhaus direkt am Badesee im Saunadorf.
Anreise: Von Heidelberg bis Eibenstock sind es 420 Kilometer. Einen Bahnhof gibt es in Eibenstock nicht, weshalb sich die Fahrt mit dem Auto anbietet.
Übernachtung: Die schönste Art der Übernachtung ist die in einem Blockhaus direkt am Badesee im Saunadorf. Vom Balkon kann man direkt in den Badesee springen. Die zweistöckigen Blockhäuser "Dwina" und "Wolga" sind rustikal ausgestattet. Frühstück gibt es am Buffett im Saunadorf. Übernachtung für 2 Personen inklusive Frühstück, Saunadorfeintritt und Kurtaxe zwischen 200 Euro und 320 Euro.
Ein gutes Hotel in der Nähe ist der Parkhotel in Schwarzenberg, 20 Kilometer entfernt, www.parkhotel-schwarzenberg.de
Weitere Infos: www.badegaerten.de
"Es erwartet Sie eine russisch-karelische Saunalandschaft", lesen Besucher der Badegärten Eibenstock am Eingang. Von russischen oder finnischen Saunen hat man schon gehört, aber was sind karelische Saunen? Karelien ist eine historische Landschaft, die heute zwischen Russland und Finnland liegt. Hier gibt es die karelische Rauchsauna, die zu den ältesten Saunen der Welt zählt. Um sie aufzuheizen, verbrennt man Holz in einem offenen Steinofen. Dieser Ofen hat keinen Schornstein, und man kann sich gut vorstellen, warum diese Sauna Rauchsauna heißt. Der Rauch des Feuers entweicht durch Schlitze in den Decken und Wänden. In die Sauna geht man erst, wenn der Raum gründlich gelüftet ist. Früher diente diese Sauna auch zum Räuchern des Fisches, zum Bierbrauen und zur Getreidetrocknung, war also äußerst nachhaltig angelegt.
Die rußgeschwärzten Holzdecken haben noch eine Nebenwirkung: durch sie wird die Hitze als "seidenweich" empfunden. Diese Sauna ist übrigens eine der wenigen Rauchsaunas in Deutschland! Sie wird ergänzt durch spezielle Aufgüsse wie den Terva- und den Vasta-Aufguss. Neben der Rauchsauna warten aber noch 13 weitere heiße Verlockungen auf die Besucher. Ein Tag reicht kaum aus, um sie alle kennenzulernen. Da wäre die Banja Kreml, die einer alten Festung mit Holzbrücken und Holztürmen nachgebaut ist. Der Hauptturm ist 13 Meter hoch, drinnen kann man bei 75 Grad schwitzen. Die Bojaren-Sauna liegt am Naturbadesee und lockt mit einem 20 Meter hohen Bojaren-Haus. Mit seinen Zwiebeltürmchen und Verzierungen fühlt man sich in das Zarenreich versetzt. Drinnen ist Platz für 130 Personen auf zwei Etagen! Sie ist, wie alle Saunen hier, in Blockbauweise aus riesigen Stämmen handgefertigt in Sibirien.
Ein Spektakel sind die Show-Aufgüsse, die mit Farben, Düften, Musik und Verkleidung die Sauna zum Theater werden lassen. Wellness und Gesundheit verbindet das Eibenstocker Bierbad. Hier sitzt man wie im Mittelalter in großen Holzbottichen im Freien, dem warmen Wasser wird dunkles Doppelbock – Bier zugesetzt, das einen Alkoholgehalt von 7,5 Prozent hat. Während des Rituals sollte das Bier auch parallel "eingenommen" werden. Es macht die Haut weich, zart und elastisch, Botox ist folglich nicht mehr nötig. In einen Badezuber passen drei bis sechs Personen, das Wasser wird derweilen mit einem Holzfeuer klimaneutral erwärmt. Weiter geht es mit der Erdrauchsauna, die direkt in die Erde gebaut ist. Aufgeheizt wird sie mit einem karelischen Rauchsaunaofen aus geschichteten Steinen. Diese Steine geben über längere Zeit eine äußerst angenehme Strahlungswärme ab. Aus Lautsprechern im Inneren der Räumlichkeit tönen alte karelische Weisen, was der Sitzung eine ganz besondere Note verleiht.
Wer lieber auf das Bewährte setzt, kann auch in die finnische Holzsauna gehen und anschließend ein Fußbad nehmen. Im Garten liegt die Hühnerfußbanja, die auf Pfählen steht. Sie ähnelt dem Hühnerfußhäuschen der russischen Märchenhexe Babajaga, älteren Ostdeutschen ist sie gut bekannt. Hier werden alte Hexenkräuter geschmort, die einen eigenwilligen Duft entfalten. In der Ritualbanja kann gemäß russischer Tradition auch gegessen werden. Hier sollte man das Wenik-Ritual buchen. Zur Einstimmung ein Gläschen Wodka, dann der erste Aufguss mit Birkensud. Anschließend wird es gesellig bei Salbeitee und Bortschsch. Dann fragt der Saunameister mit vielsagendem Blick, ob man Schmerzen möge. Und es erfolgen die "Auspeitschungen" mit Birkenzweigen, die direkt aus Sibirien angeliefert werden. Zum Versöhnung dann noch ein Honig-Salz-Peeling. Darüber hinaus gibt es ein Dampfbad, eine Meditationssauna, ein Rasulbad, ein Kamaburo (Steinsauna) und ein Ovemalik (Seifenschaummassage). Zur Entspannung stehen Liegen am Kaminfeuer oder Futons im japanischen Garten.
Normalerweise geht man, wie überall in Deutschland, nackt in die Saunen und legt sich auf ein Saunatuch, doch in Eibenstock gibt es auch eine "Textilsauna" für Sauna-Anfänger und Schüchterne. Massagen aller Art gibt es im Spa, und Übernachten ist im Saunadorf ebenfalls möglich, in Schäferwagen aus Holz mit Holzofenheizung. Man setzt in den Saunagärten auf völlige Entspannung – Internet gibt es auf dem ganzen Gelände nicht.