Zum 50. Todestages von Pablo Picasso
Dem berühmtesten Sohn der Stadt, erinnert Málaga mit Sonderausstellungen an den genialen Künstler

Von Joseph Weisbrod
In Pedregalejo reiht sich ein Fischlokal an das andere. Natasha führt uns nach einem ersten Sonnenbad am Mittelmeer in das "Restaurante Rompeolas – Pescados y Mariscos" (Fische und Meeresfrüchte), herzlich begrüßt vom Inhaber José Miguel Lopez Diaz. Schräg vor dem Lokal brutzeln Sardinen auf der Holzkohlenglut. Die soeben am Spieß gegrillten "Espetos de Sardinas", die Familienplatte mit frittierten Fischen, die knusprige Dorada, die finale Crema Catalana: Eine ebenso köstliche wie preiswerte Fiesta.
Hintergrund
Infos:
Anreise: Mit dem Flugzeug vom Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden nach Málaga, von dort etwa acht Kilometer mit dem Bus, mit der S-Bahn oder dem Taxi (ca. 20 Euro) ins Stadtzentrum.
Picasso-Sonderausstellungen: "The Ages of Pablo" im
Infos:
Anreise: Mit dem Flugzeug vom Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden nach Málaga, von dort etwa acht Kilometer mit dem Bus, mit der S-Bahn oder dem Taxi (ca. 20 Euro) ins Stadtzentrum.
Picasso-Sonderausstellungen: "The Ages of Pablo" im Geburtshaus "Museo Casa Natal" (21.6. bis 1.10.2023). "Picasso Sculptor: Matter and Body" mit Skulpturen (8.5. bis 10.9.2023) und "Das Echo Picassos" (3.10.2023 bis 24.3.2024) im Museo Picasso, Palacio de Buenavista.
Unterkunft: Hotel Trebol: Einzelzimmer, sieben Nächte, ca. 550 Euro. Bed & Breakfast mitten in der Altstadt in Fußnähe der wichtigsten Sehenswürdigkeiten; www.hoteltrebol.comRestaurant-Tipp: Restaurante Rompeolas: Fisch und Meeresfrüchte, gut und günstig, direkt am karibisch anmutenden Strand des alten Fischerviertels Pedregalejo; www.elrompeolasmalaga.com
Wenn man eine fremde Stadt besucht, ist es von Vorteil, jemanden zu kennen, der dort wohnt und sich auskennt, und einem das touristische Lehrgeld erspart. Natasha ist Kosmopolitin – wie viele im historischen Schmelztiegel Málaga. Geboren in Rom, aufgewachsen in Paris, arbeitet die mehrsprachige Freelancerin im internationalen Filmbusiness. Natasha hat sich in Málaga verliebt. Sie wohnt in einem zweistöckigen Appartement mit einer schnuckligen Dachterrasse im Centro Histórico und ist in der sechstgrößten spanischen Stadt vorwiegend zu Fuß oder im Autobus unterwegs. Der ÖPNV ist wie vieles andere preiswerter als in anderen europäischen Großstädten. Für 1,50 Euro kann man von einem Ende zum anderen der mehr als eine halbe Million Einwohner umfassenden Metropole der Costa del Sol fahren. Ein digitales Zehner-Ticket kostet knapp neun Euro. Fünf Bus-Stationen sind es bis zur Playa del Pedragalejo, dem fast menschenleeren Strand des alten Fischerviertels. Sonnenschirm und drei Liegestühle gibt es hier für die Hälfte (ca. acht Euro) im Vergleich zum vollen Strand am Lido direkt beim Hafen.
Am nächsten Abend lädt uns Natasha in das Flamenco-Restaurant "El Gallo Ronco" mitten in der Altstadt ein. Wir erleben eine virtuose Live-Flamenco-Show mit Gitarre, Tanz und Gesang mit schnellen Zapateodos, dem rhythmischen Stampfen und Klappern mit den Schuhsohlen und -absätzen und fadohaft-melancholischen Passagen voller Inbrunst. Im Anschluss an diese typisch andalusische Flamenco-Zelebration gönnen wir uns draußen unter dem Sternenhimmel auf der stimmungsvollen Plaza eine Tapas-Orgie vom Feinsten. Was die Schuhsohlen anbelangt, strapazieren wir sie auf eine weniger andalusische Art. Das Centro Histórico lernen wir ebenso zu Fuß kennen wie das stilvoll restaurierte Hafenviertel mit seiner eleganten, von Bars und Shops flankierten Uferpromenade. Die alte Universitätsstadt Málaga mit ihren 40.000 Studierenden erscheint einem wie ein quirliges, dank schattiger Parks und botanischer Gärten blühendes Freilichtmuseum.
Zentraler Ausgangspunkt ist die Plaza de la Constituzión, der Platz der Verfassung. Sie verbindet die mit Marmor gepflasterte Haupteinkaufsstraße Calle Marqués Larios mit der Hafenpromenade des Puerto de Málaga. Ganz in der Nähe des Verfassungsplatzes liegt die von den katholischen Eroberern vor mehr als 500 Jahren erbaute Kathedrale, genauer die Basilica de la Encarnacion, im Volksmund "La Manquita ("die Einarmige") genannt. Dieser Turm ist mit 87 Metern der höchste in Andalusien. Für den Bau des zweiten Turms ging dem zuständigen Bistum das Geld aus. Die Kathedrale mit ihrem Stilmix aus Gotik, Renaissance und Barock überwältigt beim Betreten schon durch ihre schiere Größe.
Hinter der mächtigen Kathedrale gelangen wir im dichten Gassengewirr zum knapp 20 Jahre jungen Picasso-Museum. Eine mindestens 100 Meter lange Warteschlange vor der Ticketkasse unterstreicht die Notwendigkeit, den Eintritt für das am stärksten besuchte Museum in Málaga online zu buchen. Sowohl das Museo Picasso mit seinen 233 Gemälden als auch das nahe Geburtshaus des berühmtesten Sohnes der Stadt kann – wie auch andere Museen – an Sonntagen ab 16 Uhr kostenlos besucht werden. Anlässlich des 50. Todestages von Pablo Picasso, am 8. April, erinnert seine Geburtsstadt mit mehreren Sonderausstellungen im "Museo Picasso" und im "Museo Casa Natal" an ihn.
Von den fast 50 Museen eignet sich das Museo de Málaga am besten, um die jahrtausendealte Geschichte dieser Stadt im wahrsten Sinn des Wortes zu besichtigen. Das größte Museum Andalusiens hat seinen Sitz im prächtigen Gebäude der ehemaligen Zollverwaltung. Der archäologische Teil umfasst spektakuläre Funde aus der Stein- und Bronzezeit sowie aus der römischen und maurisch-islamischen Epoche. Die kunsthistorische Abteilung mit ihren etwa 2000 Gemälden aus dem 19. und 20. Jahrhundert gibt wie in einer zeitgenössischen Fotogalerie faszinierende Einblicke in das Leben der damaligen spanischen Gesellschaft. Nach so viel Kulturgeschichte regt der Mercado Central, die vor Obst-, Gemüse, Fisch- und Fleisch-Delikatessen strotzende, kathedralenartige Markthalle den Appetit an.
Das Flanieren an der neugestalteten Hafenpromenade lässt sich trefflich mit einem Rundgang durch das Künstlerviertel dieser Kulturstadt verbinden. Der Schauspieler und Regisseur Antonio Banderas, neben Picasso der prominenteste Spross Málagas, hat sich in dem alten Hafenviertel mit dem "Teatro del Soho" einen Traum für seine Leidenschaften Schauspiel, Theater und Musik erfüllt. In Soho ziert fast jede Fassade ein Graffiti-Kunstwerk.