Flotte Farbe: Opel nennt sie „Power Orange“. Zum e-Corsa passt der Farbton nahezu perfekt. Werksfoto
Von Heiko P. Wacker
Heidelberg. In Sachen E-Antrieb gibt Opel mächtig Gas, bis Ende 2021 sind insgesamt acht elektrifizierte Modelle angekündigt. Zum Teil sind die Neuheiten auch schon auf der Straße, der e-Corsa ist so ein Fall, mit ihm brachten die Hessen Ende März ein durchaus alltagstaugliches E-Auto auf den Markt, das dank aktueller Fördermaßnahmen auch preislich interessant ist. Los geht’s offiziell ab 29.146 Euro, bis Ende des Jahres sind es faktisch 19.667 Euro.
Ja, das ist die höhere Mathematik. Da wäre zum einen die abgesenkte Mehrwertsteuer, Opel leitet diese Ersparnis, immerhin flotte 750 Euro, an die Kunden weiter. Rückwirkend zum 4. Juni, obacht, hier gilt das Zulassungsdatum, können Käufer von elektrifizierten Fahrzeugen von der Innovationsprämie aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung profitieren. Befristet bis zum 31. Dezember 2021 steigt damit der Umweltbonus für batterie-elektrische Autos auf bis zu 9480 Euro an, für Plug-in-Hybride, das nur nebenbei, sind es maximal 7110 Euro.
Lassen wir mal die Zahlenjonglage, und schauen wir uns den e-Corsa in Ruhe an, idealerweise in der schicken Orangenlackierung, deren Namen wir erst nachher verraten wollen. Unaufgeregt aber souverän steht er da, der fesche Rüsselsheimer, dem aktuellen Blechkleid sieht man sofort an, dass hier ein echter Opel auf die Räder gestellt wurde, im Herbst gab es gleich mal das Goldene Lenkrad 2020.
Genug gelobhudelt – steigen wir ein. Und wieder erfreut der unaufgeregte Charakter des Stromers. Auch wenn wir uns wiederholen: Keine Lichtorgeln, keine bizarren Soundeffekte verwirren den Menschen, das Fiepen wegen eines nicht angelegten Gurts beginnt erst ab Tempo 20. Statt dessen wird per Knopfdruck gestartet. Und dann fährt man los. Für Schub sorgt ein 136 PS starker Synchronmotor, der seine Leistung im gesamten Bereich zwischen 3673 und 10.000 Touren abliefert, die Leistungskurve ist ein Hochplateau, nicht nur auf nassem Asphalt bringt man die Pneus zum Pfeifen, so man es drauf anlegt, oder den e-Corsa im Sportmodus bewegt. Bereits nach 2,8 Sekunden prescht man auf Tempo 50. Und jetzt können wir auch den Farbnamen auflösen, es ist "Power Orange".
Tempo 100 knackt der flotte Hesse in 8,1 Sekunden, so manch Drängler wird nach dem Kreisverkehr oder dem Ortsschild von der Dynamik des E-Autos kalt erwischt, erst bei 150 Stundenkilometern wird abgeriegelt. Süß fanden wir in diesem Zusammenhang den Hinweis, dass die auf unserem Testkandidaten montierten Winterreifen nur bis Tempo 240 zugelassen sind. Ach ja, der Akt muss halt stimmen.
Stimmig ist auch das satte Fahrverhalten, die von der GS-Linie geräuberten Domstreben, die neue Hinterachse und die mit zusätzlichen Auslegern gespickte Vorderachse machen sich ebenso bemerkbar wie der um 5,7 Zentimeter tiefere Schwerpunkt. Nicht verschwiegen sei jedoch, dass rasante Gangarten und freudige Spurts an der Reichweite nagen wie der Hofhund an der Schwarte, von den theoretisch möglichen 337 Kilometern ist man mitunter weit entfernt, immerhin aber lassen sich die Sturm-und-Drang-Talente per Wippe einpfeifen, im Eco-Programm reduzieren sich Leistung und Drehmoment auf 82 PS und 180 Newtonmeter, auch an der Klimatisierung wird dann geknausert. Im Sport-Modus sind alle 136 Pferde und 260 Newton am Start, Lenkung und Gasannahme adaptieren sich. In der goldenen Mitte, und in die fällt der Corsa bei jedem Neustart zurück, stehen 109 PS und 220 Newton bereit.
Und das reicht im Alltag völlig, mit vollem Akku, der fasst immerhin 50 Kilowattstunden, sind selbst bei miesem Wetter 200 Kilometer drin. Es sei nicht verschwiegen, dass unser Kandidat angesichts feuchtkalter Witterung Anfang Dezember wirklich fiese Bedingungen meistern musste, Heizung, Scheibenenteisung und Bürzelgrill kosteten immer noch zusätzliche Energie. Wer es auch im e-Auto gerne warm hat, der kommt mit dem Elektro-Corsa auf einen "Winter-Schnitt" von 26 Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Aber auch ein Schnitt von derer 18 waren mal drin, weshalb man den e-Corsa als mehr als gelungen bezeichnen kann, macht er den Einstieg in die e-Mobilität doch erfreulich leicht.
Indes sollte man, so vorhanden, die eigene Garage mit einer Wallbox aufbrezeln, auf Dauer ist das Laden an der Schuko-Dose doch zu langwierig. Aber auch hier hat Opel eine Lösung parat – und aktuell gibt es auch noch 900 Euro Zuschuss von der KfW für die private Ladesäule.