Abstatt: Bosch boomt mit Assistenzsystemen

Der Standort Abstatt muss dringend vergrößert werden - Die Erweiterung beginnt nächstes Jahr - Neueinstellungen sind geplant

24.11.2015 UPDATE: 25.11.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden

Viel Arbeit, zu wenig Platz: Im Bosch-Entwicklungszentrum müssen neue Büros für die Ingenieure geschaffen werden. Foto: Frank

Von Hans Georg Frank

Abstatt. Der erste Blick täuscht. Die dringend notwendige Erweiterung des im Mai 2004 eröffneten Bosch-Entwicklungszentrums in Abstatt hat noch nicht begonnen. Die Bauarbeiter am Eingang sind mit der Vergrößerung des Pfortenareals beschäftigt, weil auch dieses zu klein geworden ist. Erst nächstes Jahr folgt der erste Spatenstich für zwei Gebäude und 1300 zusätzliche Parkplätze. 70 Millionen Euro will Bosch investieren für diese 30 000 Quadratmeter umfassende Ausdehnung, die bis Mitte 2018 abgeschlossen sein soll.

Dann werde sich die Zahl der Mitarbeiter von derzeit 3700 auf voraussichtlich 4100 erhöhen, erklärte Standortleiter Gerhard Steiger. Gegenwärtig sind 250 der Tüftler in engen Containern untergebracht. Mehr Platz brauchen beide Bereiche, die Chassis System Control mit jetzt 2040 Mitarbeitern ebenso wie die Bosch Engineering GmbH mit 1660 Angestellten.

Das Geschäft sei "ganz zufriedenstellend", gab sich Steiger bescheiden angesichts eines Zuwachses um zehn Prozent. Die Fahrerassistenzsysteme erleben einen regelrechten Boom. Die Nachfrage nach Radarsensoren nehme so rasant zu, dass der Umsatz bereits im nächsten Jahr die Milliardengrenze überspringen werde, sagte Steiger.

Großkunde Volkswagen war anscheinend davon ausgegangen, dass nur zehn Prozent der verkauften Fahrzeuge mit Assistenten von Bosch bestückt werden, tatsächlich sind es rund 25 Prozent. "Das steckt eine riesige Dynamik drin", freute sich Steiger. Bei Bosch kümmern sich 2000 Ingenieure um diese gefragte Technik, 700 mehr als noch vor wenigen Monaten.

Auch die von Bernhard Bihr verantwortete Engineering GmbH, die ihren Hauptsitz in Abstatt hat, kann über mangelnde Arbeit nicht klagen. Die Spezialisten liefern systemübergreifende Lösungen, die durch Vernetzungen mehr Effizienz und Sicherheit garantieren sollen. Gerade möchte die Bihr-Mannschaft den Gütertransport auf der Schiene verbessern. Dafür wurde ein System entwickelt, mit dem sich die Waggons lückenlos überwachen lassen.

Für den Probelauf, vor allem mit der Schweizer Bahn, sind in Europa 300 Waggons unterwegs. Sensoren in einem 700 Gramm schweren Kästchen melden den Disponenten nicht nur den Standort ihrer Fracht, sie beschaffen auch Informationen über den Zustand, über mögliche Beschädigungen.

Wird auf den Gleisen die Kühlkette unterbrochen, bleibt dies nicht verborgen. "Mit unserem System wird ein Güterzug zum digitalisierten und intelligenten Transportmittel", verspricht Bihr.

Eine Variante, quasi ein Abfallprodukt, lässt sich auf dem Spargelacker einsetzen, wie erfolgreiche Versuche mit Prototypen auf zehn Feldern zeigten. Vom Sensor im Boden erfahren die Landwirte mittels Smartphone, wie es um die Temperatur für ihre kostbaren Stangen bestellt ist, die am besten bei 18 bis 22 Grad gedeihen. Die Informationen aus unterschiedlichen Tiefen geben Aufschluss darüber, ob die Anbaufläche mit Folien abgedeckt werden muss. Die ersten Erfahrungen zeigen, dass sich diese Technik auch für andere Nutzpflanzen einsetzen lässt. Die Marktchancen werden derzeit geprüft.

Die frohe Kunde von den guten Geschäften auf dem früheren Rübenacker wird auch die den Rathäusern von Abstatt und Untergruppenbach freudig vernommen. Die Kommunen profitieren dank der Gewerbesteuer von der Niederlassung des Weltkonzerns.

Die Einnahmen werden so bezahlt, wie sich die Flächen verteilen: Zwei Drittel für Abstatt, ein Drittel für Untergruppenbach. Freilich beschränkt sich Bosch nicht auf die angestammten Ausgaben. Auch soziales Engagement ist den Tüftlern wichtig. Unterstützt wird der Heilbronner Verein "Südstadtkids". Wurden letztes Jahr Wünsche wie Schulranzen und Sporttaschen erfüllt, dürfen sich die bescherten Kinder und Jugendlichen jetzt über Ausflüge und Events freuen. Damit, so die Idee der Manager, kämen auch Kontakte zustande mit einer Bevölkerungsgruppe, mit der es sonst nur wenige Berührungspunkte gibt.

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