SAP

Klein stellt die Bilanz vor und der Aktienkurs fällt

SAP-Chef Klein will an 50 Jahre SAP erinnern, schaut aber lieber nach vorne.

27.01.2022 UPDATE: 28.01.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 38 Sekunden
Christian Klein, Vorstandssprecher der SAP SE, Walldorf. Foto: SAP

Von Matthias Kros

Walldorf. Der Walldorfer Softwarekonzern SAP wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Doch wie das genau gewürdigt werden soll, ist offenbar noch nicht richtig klar: "Wir werden das feiern", sagte Vorstandschef Christian Klein bei der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag in Walldorf lediglich. Wie das im Detail aussehen soll, blieb offen. "Zunächst müssen wir die Pandemie überwinden, das hat erste Priorität", so der Konzernlenker. Am 1. April 1972 hatten fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter das Unternehmen mit dem Namen Systemanalyse Programmentwicklung gegründet.

Ein kleines Geburtstagsgeschenk versprach Finanzchef Luka Mucic schon mal den Aktionären mit Blick auf die Dividende: "Sie wird steigen", sagte er am Donnerstag und verwies dabei auch auf den 50-jährigen Geburtstag von SAP. "Wir werden einen attraktiven Vorschlag unterbreiten." Über die Höhe entscheide der Aufsichtsrat Mitte Februar. 2020 zahlte der Walldorfer Dax-Konzern 1,85 Euro je Aktie. Bedacht werden auch die Mitarbeiter: Bereits im November hatte die SAP ein neues Aktien-Beteiligungsprogramm für die Belegschaft angekündigt und dafür 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Bei der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag, die wegen der Corona-Pandemie erneut rein virtuell stattfand, redete Klein aber lieber über die Zukunft als über die Vergangenheit. So plane man das 2009 gegründete US-Fintech-Unternehmen Taulia mehrheitlich zu übernehmen und damit den Finanzbereich auszubauen. Wie viel der Deal kostet, gab das Topmanagement nicht an. Mucic sagte lediglich, dass der Preis unter der Milliardenschwelle liege. Taulia biete Finanzlösungen, mit denen Lieferanten sehr schnell bezahlt werden können, und trage so dazu bei, Lieferketten widerstandsfähiger zu machen. "Bisher hatten wir keine Finanzplattform. Das ist sehr komplementär", so Klein. Das Start-up mit Sitz in San Francisco im US-Staat Kalifornien beschäftigt nach Angaben von Mucic rund 350 Mitarbeiter. Eine Rolle bei der Übernahme dürfte der frühere SAP-Chef Leo Apotheker gespielt haben, der an Taulia beteiligt und dort als unabhängiger Direktor tätig ist.

Weitere kleine Zukäufe schloss Klein nicht aus. "Wir durchleuchten den Markt ständig", sagte er. Auch größere Übernahmen seien möglich. SAP hat in seiner Geschichte bereits einige Milliarden-Zukäufe wie den inzwischen börsennotierten Datenanalyse-Anbieter Qualtrics oder die Reisemanagement-Plattform Concur geschultert. Allerdings ist es den Walldorfern schwer gefallen, die Übernahmen zu integrieren und ein einheitliches Angebot zu formen. Klein war deshalb auch mit der Maßgabe angetreten, dieses Integration endlich voranzutreiben.

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Zugleich strebt SAP in das sogenannte Metaverse. "Wir werden ziemlich bald bekannt geben, was wir dort machen", sagte Klein der Nachrichtenagentur Reuters. Firmen hätten bereits nach Partnerschaften gefragt und vor allem im B2B-Geschäft gebe es interessante Möglichkeiten. Das so genannte Metaverse ist eine über verschiedene Geräte und Plattformen erreichbare virtuelle Welt, an der unter anderen Facebook, Microsoft und Roblox arbeiten.

Klein und Mucic bestätigten am Donnerstag die Kernzahlen für 2021 und den Ausblick für das laufende Jahr, die bereits Mitte des Monats veröffentlicht worden waren. "Ich bin außerordentlich stolz auf unsere hervorragenden Ergebnisse, die unsere Erwartungen weit übertroffen haben", bilanzierte der Vorstandschef. 2021 sei ein Rekordjahr für SAP gewesen. Viele Kunden seien auf die sogenannte Cloudsoftware umstiegen – also auf Programme zur Nutzung auf Abruf über das Internet. Das Rundum-Angebot "Rise with SAP", das Klein vor einem Jahr gestartet hatte, um den Umstieg auf die Cloud zu erleichtern, hätten bereits 1300 Kunden angenommen. "Wir sind zuversichtlich, dass sich die Cloud-Erlöse nun noch weiter beschleunigen werden", sagte er.

Den Aktienmarkt konnte SAP damit allerdings nicht überzeugen. Der Kurs sackte im frühen Handel um fast neun Prozent auf 107,58 Euro ab. Damit war das Papier so billig wie seit April 2021 nicht mehr, die Walldorfer hielten zeitweise sogar die rote Laterne im deutschen Leitindex. Einige fragten sich, wozu der Taulia-Zukauf gut sein solle, sagte ein Börsianer gegenüber Reuters. Andere wiesen darauf hin, dass SAP wegen der nahenden US-Zinserhöhungen unter dem allgemeinen Ausverkauf der Branche leide.

Analysten waren dagegen weniger pessimistisch: Unter dem Strich sollten die Investoren begeistert sein vom Vorankommen des Unternehmens bei den mit Cloud-Angeboten erzielten Umsätzen, schrieb Analystin Stacy Pollard von der US-Bank JPMorgan in einer ersten Reaktion am Donnerstag. Nun gelte es darauf zu hoffen, dass mittelfristig auch die Margen wieder zulegten

Und Knut Woller, Analyst bei der Baader Bank, schrieb, dass die Transformation des Geschäftsmodells von SAP an Dynamik gewinne. Der Anteil von Cloud-Aufträgen mit einem Volumen von mehr als fünf Millionen Euro sei deutlich gestiegen.

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