"Bilfinger ist heute ein ganz anderes Unternehmen - im positiven Sinne"
Eine Altlast weniger - 67.000 Trainingseinheiten für Mitarbeiter

Mittlerweile ist das Industrie-Dienstleistungsunternehmen Bilfinger auf dem ehemaligen Vögele-Gelände im Stadtteil Almenhof zuhause. Foto: vaf
Von Daniel Bernock
Mannheim. Bilfinger-Chef Tom Blades kann beim angestoßenen Konzernumbau eine weitere Altlast hinter sich lassen. Wie das Unternehmen gestern mitteilte, ist die strenge Überwachung durch das amerikanische Justizministerium beendet. "Bilfinger ist heute im positiven Sinne ein ganz anderes Unternehmen als vor fünf Jahren", sagte der Brite am Mnotag in einer kurzfristig einberufenen Telefonpressekonferenz.
Erst am Vorabend habe das Unternehmen grünes Licht von den US-Aufsehern bekommen, sagte Blades. Seit 2014 beobachtete ein von den Amerikanern eingesetzter Monitor das Compliance-System des Bilfinger-Konzerns, das die Regeln für eine gute Unternehmensführung festlegt und Korruption schon im Ansatz erkennen und verhindern soll.
Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren rund 100 Millionen Euro in das neue Compliance-System investiert. "Es ist jetzt ein Teil unserer DNA", sagte Blades. Rund 100 Mitarbeiter weltweit habe das Team, das sich mit einer guten Unternehmensführung beschäftigt. Das System sei heute "sehr wirksam und robust", sagte der Vorstands-Chef.

Tom Blades. Foto: Archiv
Laut Blades gab es rund 67.000 interne Trainingseinheiten für die Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr habe jedes Vorstandsmitglied rund 30 Prozent seiner Zeit mit Compliance-Themen verbracht. Zeit, die fehlt, um sich mit Kunden oder Märkten zu beschäftigen. Blades war nach eigener Aussage seit Ende 2015 zwölf Mal in Washington, um Vertrauen bei den US-Überwachern aufzubauen. Der bei Bilfinger für Compliance zuständige Manager, Olaf Schneider, war sogar 16 Mal in der US-Hauptstadt beim Justizministerium.
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Diese Phase ist nun vorbei. Dennoch: "Ein gutes Compliance-System ist nie fertig", sagte Blades. Es werde sich auch weiterhin kontinuierlich verbessern. Teilweise hatte Bilfinger sich von Märkten zurückgezogen, in denen es schwierig war, saubere Geschäfte zu machen. Ein Markteintritt sei nun dort wieder möglich, kündigte Blades am Montag an.
Im Dezember 2013 hatte Bilfinger mit dem US-Justizministerium eine Vereinbarung über den Aufschub der Strafverfolgung geschlossen. Dieser Prozess war im September 2016 um zwei weitere Jahre verlängert worden, da der Beobachter Mark Livschitz mit den Fortschritten in Mannheim noch nicht zufrieden war.
Zurück geht der Fall auf eine Schmiergeldaffäre in Nigeria im Jahr 2003. Zehn Jahre später musste Bilfinger in den USA dafür 32 Millionen Dollar zahlen und der US-Justiz Besserung versprechen. Ansonsten wäre das US-Geschäft der Mannheimer gefährdet gewesen, das immerhin einen Umsatzanteil von heute rund 16 Prozent hat.
Wegen der Verfehlungen beim Aufbau eines funktionierenden Compliance-Systems hat der Bilfinger-Aufsichtsrat mehrere frühere Vorstände auf Schadenersatz verklagt, unter anderem auch Roland Koch. Die Recherchen zu den Fällen seien noch nicht abgeschlossen, hieß es gestern von Bilfinger. Jeder Fall werde separat bewertet. Dann werde entschieden, auf wen man mit welcher Summe zugehe.