Der lange Weg zu Mehrweg

Wein in Bierflaschen

Die allermeisten Weinflaschen landen in Altglascontainern. Mehrweg spielt bisher kaum eine Rolle in der Branche. Mit der Klima- und der Energiekrise kommt Bewegung in das Thema.

17.03.2023 UPDATE: 17.03.2023 10:09 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden
Wein in einer Bierflasche abgefüllt (Winzer: Galler) liegt bei einem Händler in einer Kiste. Auf der Fachmesse ProWein in Düsseldorf (19. bis 21. März) präsentiert das Weingut Galler aus der Pfalz einen Weißwein in Bierflaschen. Die neu gegründete Genossenschaft Wein-Mehrweg eG aus Baden-Württemberg stellt eine Mehrwegflasche für Wein vor. Foto: dpa​

Von Volker Danisch

Wein in Bierflaschen! Mit Kronkorken, aber nicht als Massenware in großen Bierkästen. Auf der Fachmesse ProWein in Düsseldorf (19. bis 21. März) präsentiert das Weingut Galler aus der Pfalz einen Weißwein in Bierflaschen. Die neu gegründete Genossenschaft Wein-Mehrweg eG aus Baden-Württemberg stellt eine Mehrwegflasche für Wein vor. Mit den Themen Klimawandel und Energiekrise rückt die Frage nach Nachhaltigkeit in den Blickpunkt. Andere Ansätze sind Leichtglas-Weinflaschen, Kartons und Papierflaschen.

Mehr als eine Milliarde Weinflaschen werden pro Jahr in Deutschland gekauft, wie das Deutsche Weininstitut schätzt. Allerdings landen die allermeisten leeren Flaschen in der Altglastonne. Ein Grund dafür ist die große Vielfalt: "Derzeit sind allein in Deutschland weit über 100 verschiedene Weinflaschentypen im Einsatz", sagt Institutssprecher Ernst Büscher.

Ein weiterer Grund ist das fehlende Rücknahmenetz: Ein solches System müsste nicht nur von der deutschen Weinbranche sondern auch vom Lebensmitteleinzelhandel angenommen werden. Das setze voraus, dass sich die Weinerzeuger auf wenige Flaschenformen verständigen. Zudem überwiegen die Weinimporte, die zum Großteil in abgefüllten Flaschen nach Deutschland kämen. Laut Verpackungsverordnung besteht keine Pfandpflicht für Weinflaschen.

"Über mehrere Jahrzehnte hinweg gab es diverse Überlegungen zu Wein im Mehrweg, aber bislang keine Einigung in der Branche - und aus unserer Sicht bis heute eher emotional geführte Diskussionen", sagt die Geschäftsführende Gesellschafterin des Kölner Start-ups Abgefüllt, Leonie Berents.

Erst mit dem Ukraine-Krieg, der Energie-Krise und deren Folgen für die Glasindustrie, die in Fertigung hohen Gasbedarf hat, rücke das Mehrweg-Thema stärker in den Fokus. Studien zeigten, welchen Beitrag die Weinwirtschaft zu Klimazielen leisten müsste - und die Mehrwegflasche sei mit Abstand der größte Hebel. Berents sieht Bierflaschen als eine nahe liegende Lösung - die am leichtesten zugängliche und am weitesten verbreitete Flaschenform, wie sie sagt.

Das Deutsche Weininstitut beobachtet sehr viel Dynamik bei dem Thema. Die Weinflasche besitze einen Anteil von 45 Prozent am CO2-Fußabdruck der Weinproduktion. Angesichts der gestiegenen Glaspreise werde auch für kleinere Weinerzeuger die Rücknahme und das Spülen lassen von gebrauchten Weinflaschen wieder attraktiver, sagt Büscher.