Stadtkonzeption 2030: Heilbronn startet zum Höhenflug
Mit Stadtkonzeption 2030 soll Zukunft Heilbronns mit den Bürgern erarbeitet werden - Stadt sieht sich unter Wert verkauft

Kirchturmpolitik mal ganz anders: Blick vom Turm der Kilianskirche auf das Heilbronner Rathaus, wo man jetzt die Zukunft bis 2030 planen will. Foto: Fritz
Von Brigitte Fritz-Kador
So viel Zukunft war nie, aber auch nicht so viel Planung und Bürgerbeteiligung. Auf diesen Nenner lässt sich die Heilbronner Kommunalpolitik der nunmehr einjährigen "Ära Mergel" zurückführen. Zwar sind noch unter Alt-OB Himmelsbach Bundesgartenschau, Bildung und Bildungscampus sowie Bürgerbeteiligung und Krankenhausausbau als vier von etlichen weiteren Eckpfeilern gesetzt worden, mit Mergel als Kulturdezernent, doch fasst dieser die weitere Weichenstellung für die Zukunft der Stadt nicht nur als Sache der Verwaltung, des Gemeinderates und der Experten auf, sondern auch der direkt angesprochenen Bürger.
Die letzte Stadtkonzeption für Heilbronn 2006 aktualisiert und bis 2020 fortgeschrieben. Viele der darin gesetzten Ziele sind erreicht, aber die gerade genannten "Eckpfeiler" nicht einmal genannt. Nun steht die Entwicklung der "Stadtkonzeption 2030" an, sie soll aufzeigen, wie sich die Stadt künftig positionieren will. Dabei ist immer wieder von der "Marke Heilbronn" die Rede, deren Markeninhalt scheint aber, wiederum abgesehen von den besagten Eckpfeilern, weitgehend unbestimmt.
Sieht man die dazu aufgelegten Drucksachen mit Planungs- und Handlungsabläufen an, dann fällt auf: das Thema Wirtschaftsentwicklung und -struktur ist in den sieben Handlungsfeldern ziemlich unterentwickelt repräsentiert. Sollte dies keines für die Bürger sein, bzw. geht man weiter von einer hohen Prosperität der Stadt aus, die in Wirklichkeit kaum mehr Flächen für Industrieansiedlungen hat?
In der Abwicklung der einzelnen Erarbeitungsstufen setzt man auf Professionalität durch die von Mergel weiter aufgewerteten "Stabsstelle Stadtentwicklung und Zukunftsfragen" und im konkreten Fall auch der "Integrata Stiftung", bzw. deren "Human IT Service GmbH". Deren Konzepte liegen jetzt vor, das erste Ergebnis ist die gerade freigeschaltete Homepage. Diese "Bürgerbeteiligung" im Netz" soll eine Dialog-, Diskussions- und Informationsplattform sein, auf der die Prozessergebnisse dargestellt, sich die Bürger mit Ideen und in der Diskussion einschalten können, wo alle "Beteiligungskanäle" zusammenfließen. Ein erster Informationsstrom könnte schon am 13. Juli entspringen, dann sind die Bürger ins Kongresszentrum Harmonie zur Auftaktveranstaltung für die Stadtkonzeption 2030 gebeten, auf die u.a eine Reihe von Workshops folgen soll. Von einem ähnlichen Verfahren, bzw. Vorgehen in Blaubeuren und Schwäbisch Gmünd berichten die Vertreter der Integrata Stiftung mit positiven Zahlen.
Es liegt nahe, dass die Stadtkonzeption 2030 vor allem für jene von Belang ist, die noch jung oder im gerade "im besten Alter" sind. Mergel sieht die Herausforderung in der Demoskopie, da sei er gelassen, weniger zuversichtlicher erscheinen er und sein Stabsstellenleiter Bernd Berggötz, wenn es darum geht, die Jugend zum Mitmachen zu motivieren: Dafür würde Facebook sicher nicht ausreichen, man müsse auch mit anderen Kommunikationsmaßnahmen sie zugehen.
Mergel räumt ein, dass man einen großen Teil der Heilbronner noch nicht erreiche. Zeitgleich finden derzeit die sog. "Buga-Cafés" statt, in der sich die Heilbronner mit Ideen auch für die inhaltliche Gestaltung des Großereignisses einbringen könne, die Beteiligung daran ist nicht schlecht, aber auch nicht überwältigend hoch.
Im Entstehungsprozess der Stadtkonzeption 2030 will Mergel auch das Selbstwertgefühl der Bürger erkunden und es in Bezug auf ihre Stadt schärfen. Mergel sagt, dass man diesen Pilotprojekt Neuland betrete, es gelte Ziele zu formulieren, mit Maßnahmen zu unterlegen und dafür zu sorgen, dass der "Börsenkurs" der Stadt endlich ihrem Wert und den fundamentalen Daten entspräche. Wenn das gelänge, wäre Heilbronn - dieser Meinung ist man im Rathaus - im Dauerhoch.
Info: Die Homepage zur Stadtkonzeption ist www.stadtkonzeption-heilbronn.de