Stuttgart. (dpa/lsw) Bei der Auswertung der Funkzellen-Daten nach dem Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter hat es Hinweise auf Personen aus der organisierten Kriminalität gegeben. Auch seien Handys von Mitgliedern des Heilbronner Rockerclubs Hells Angels in der Funkzelle angemeldet gewesen, sagte ein Hauptkommissar des Landeskriminalamtes (LKA) am Montag im NSU-Untersuchungsausschuss des baden-württembergischen Landtags. Zum Teil hätten sich die Spuren als nicht relevant erwiesen, zum Teil habe man sie nicht klären können, da einige Handys auf Fantasienamen angemeldet gewesen seien.
Das Thema ist relevant, weil die Bundesanwaltschaft davon ausgeht, dass Kiesewetter und ihr Streifenpartner zufällig ins Visier des rechtsterroristischen "Nationalsozialistischen Untergrundes" (NSU) gerieten. Das wird angezweifelt - ebenso wie die Annahme, dass die NSU-Mitglieder Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos alleine handelten. Manche vermuten, die organisierte Kriminalität könnte bei dem Mord die Finger im Spiel gehabt haben. Der Ausschuss untersucht die Bezüge des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) zu Baden-Württemberg. Dem NSU werden zehn Morde zugerechnet - an neun Migranten und an Kiesewetter.
Der LKA-Beamte erklärte, dass die Funkzellendaten später auch auf die Handynummern von Böhnhardt, Mundlos und Beate Zschäpe untersucht wurden - ohne Treffer. Allerdings gab es 16 Mobilfunknummern, die ausgewertet werden sollten, was aber nicht geschah.
Der Ausschuss ging auch der Frage nach, ob Kiesewetter und ihr Streifenpartner vor dem Angriff von ihren späteren Mördern observiert wurden. Der frühere Leiter der Sonderkommission Parkplatz, Axel Mögelin, sagte, am Polizeifahrzeug hätten sich keine Hinweise auf Peilsender oder Ähnliches gefunden.
Der Ausschuss will am 7. Dezember, spätestens am 11. Dezember, seine Arbeit abschließen. Bereits klar ist, dass nach der Landtagswahl im März 2016 ein neuer NSU-Ausschuss eingesetzt werden soll, um die Arbeit fortzuführen.