Messerattacke in Illerkirchberg

Boris Palmer für Abschiebung von entlassenem Straftäter

Bei der Vernehmung des 27-jährigen mutmaßlichen Täters soll auch seine Verteidigerin dabei sein.

05.12.2022 UPDATE: 07.01.2023 10:53 Uhr 16 Minuten, 7 Sekunden
Zwei Mädchen auf dem Schulweg angegriffen
Einsatzkräfte begutachten einen Tatort in Illerkirchberg (Alb-Donau-Kreis).

Stuttgart. (dpa/lsw) Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer hat sich dafür ausgesprochen, einen verurteilten Vergewaltiger aus Illerkirchberg in seine afghanische Heimat abzuschieben. Palmer sagte: "Die Genfer Flüchtlingskonvention schreibt eindeutig, dass ein Geflüchteter, der zur Gefahr für sein Aufnahmeland wird, zurückgewiesen werden kann – sogar in Kriegsgebiete." Den Gedanken dahinter teile er. Eine Helfergesellschaft habe Anspruch auf Respekt. "Sie kann nicht mehr helfen, wenn Hilfesuchende zu Mördern und Vergewaltigern werden. Deshalb müssen diese Leute zurückgeschickt werden."

Pamler sagte weiter, es gebe eine einfache Methode, einer Ausweisung in ein Kriegs- oder Konfliktgebiet zu entgehen: kein Mord, keine Vergewaltigung. "Wer sich daran nicht hält, hat keinen Schutz verdient. Ganz einfach." Auf den Hinweis, dass die Mehrheit der Grünen das wohl anders sehe, erklärte Palmer in dem Interview weiter: "Das stimmt. Aber in dem Fall halte ich die Genfer Flüchtlingskonvention für klüger als große Teile meiner Partei."

Palmer war Ende Oktober als unabhängiger Kandidat als OB von Tübingen wiedergewählt worden. Seine Mitgliedschaft bei den Grünen ruht bis Ende 2023 wegen Streits um Tabubrüche und Rassismusvorwürfe. Nach Palmers Wahlsieg hatten sich mehrere Politiker des Realo-Flügels für eine Wiederannäherung zwischen ihm und der Partei ausgesprochen. Beim linken Flügel in Baden-Württemberg gibt es jedoch Widerstand.

Das Justizministerium setzt sich seit Monaten in Berlin für die Abschiebung eines Mannes aus Afghanistan ein, der vor drei Jahren an der Vergewaltigung eines Mädchens in einer Asylunterkunft in Illerkirchberg beteiligt gewesen sein soll. Er war 2020 verurteilt worden, ist aber wieder auf freiem Fuß. Die Bundesregierung hat Abschiebungen nach Afghanistan seit August 2021 ausgesetzt. Grund dafür ist die Sicherheitslage vor Ort. Laut Aufenthaltsgesetz soll von der Abschiebung eines Ausländers in einen anderen Staat unter anderem abgesehen werden, wenn Leib, Leben oder Freiheit dort konkret gefährdet sind.

Update: Samstag, 7. Januar 2023, 10.53 Uhr


Verdächtiger soll kommende Woche vernommen werden

Illerkirchberg. (dpa) Der Tatverdächtige im Fall des blutigen Messerangriffs in Illerkirchberg soll in der kommenden Woche vernommen werden. Das teilte die Staatsanwaltschaft Ulm auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch mit.

Bei der Vernehmung soll auch seine Verteidigerin dabei sein. Dem 27-Jährigen wird vorgeworfen, zwei Mädchen am 5. Dezember auf dem Schulweg mit einem Messer angegriffen zu haben. Eine 14-Jährige wurde bei dem Angriff getötet, ihre 13 Jahre alte Freundin schwer verletzt.

Der Mann aus Eritrea sitzt seit der Tat in Untersuchungshaft. Ihm wird Mord und versuchter Mord vorgeworfen. Er hatte zunächst zu den Vorwürfen geschwiegen, sich aber in der vergangenen Woche aussagebereit gezeigt. Den Ermittlern nach gab es keine Anhaltspunkte dafür, dass Opfer und der Asylbewerber sich kannten.

Nach der Tat in der kleinen baden-württembergischen Gemeinde im Alb-Donau-Kreis war der Verdächtige mit erheblichen Verletzungen ins Krankenhaus gekommen und wurde stundenlang operiert. Aktuell befindet er sich in einem Justizvollzugskrankenhaus.

Die Eltern der 13-Jährigen, die den Angriff überlebt hatte, wandten sich nach Weihnachten in einem Brief an die Öffentlichkeit und baten um Ruhe für die Verarbeitung der Geschehnisse. Der gesundheitliche Zustand ihrer Tochter sei zum Glück stabil, "die äußere Wunde heilt", zitierte die "Südwest Presse" aus dem Schreiben.

Sie seien unendlich dankbar, dass ihre Tochter die "unfassbare Tat" überlebt habe. Das Mädchen habe an diesem Tag seine beste Freundin verloren, seine engste Vertraute, die es schon seit dem Kindergarten kannte. Die Familie schloss sich dem Aufruf der Eltern des getöteten Mädchens an, die in einem Brief gefordert hatten, die Tat nicht für Hetze zu instrumentalisieren.

Update: Mittwoch, 28. Dezember 2022, 16.45 Uhr


27-Jähriger macht erste Angaben nach Angriff auf Schülerinnen

Illerkirchberg. (dpa) Rund zwei Wochen nach dem Angriff auf zwei Mädchen in Illerkirchberg hat der Verdächtige erste Angaben zum Tatgeschehen gemacht. Was der 27-Jährige im Gespräch mit einem psychiatrischen Sachverständigen sagte, wollten die Ermittlungsbehörden nicht mitteilen. Die Staatsanwaltschaft Ulm und die Polizei wollen den Beschuldigten zeitnah förmlich vernehmen. Laut seiner Verteidigerin sei er aussagebereit, teilten die Ermittler am Dienstag mit.

Der Mann aus Eritrea sitzt wegen Mordes und versuchten Mordes in Untersuchungshaft. Er soll zwei Mädchen auf deren Schulweg mit einem Messer attackiert haben. Eine 14-Jährige wurde bei dem Angriff am 5. Dezember getötet. Ihre 13 Jahre alte Freundin wurde schwer verletzt. Sie durfte das Krankenhaus in der vergangenen Woche verlassen. Die Ermittlungen zum Motiv laufen laut Staatsanwaltschaft noch.

Den Ermittlern nach gab es keine Anhaltspunkte dafür, dass Opfer und der Asylbewerber sich kannten. Der Mann hatte zunächst zu den Vorwürfen geschwiegen. Er war nach der Tat mit erheblichen Verletzungen ins Krankenhaus gekommen und wurde stundenlang operiert. Aktuell befindet er sich in einem Justizvollzugskrankenhaus.

Erkenntnisse zu einer psychischen Erkrankung des Mannes gebe es nach wie vor nicht, hatte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft vergangene Woche gesagt.

Update: Dienstag, 20. Dezember 2022, 17.40 Uhr


Bürgermeister: Illerkirchberg sucht noch den richtigen Weg

Illerkirchberg. (dpa) Eine Woche nach dem Gewaltverbrechen an zwei Mädchen in Illerkirchberg nahe Ulm sucht die betroffene Gemeinde aus Sicht ihres Bürgermeisters noch den richtigen Umgang mit der Tat und ihren Folgen. "Es ist zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh, um sagen zu können, was der richtige Weg ist", sagte Markus Häußler der "Südwest Presse" (Samstag) und der "Schwäbischen Post" (Montag).

Es habe ein erstes Treffen in der Kirche gegeben, um sich in einem geschützten Rahmen austauschen zu können. "Das ist ja das Wichtige, dass man einfach darüber spricht und dass es eben nicht instrumentalisiert wird. Dass einfach ein sachlicher, stiller Austausch möglich ist", sagte der Bürgermeister.

Die Folgen für die Kommune seien aber weiter immens: "Die Gemeinde steht nach wie vor unter Schock", sagte Häußler. "Das öffentliche Leben steht still."

Am 5. Dezember soll ein Mann aus Eritrea zwei Mädchen auf dem Weg zur Schule in Illerkirchberg angegriffen und so schwer verletzt haben, dass eine 14-Jährige starb. Das zweite Mädchen, 13 Jahre alt, wurde vermutlich mit einem Messer schwer verletzt. Gegen den 27 Jahre alten Verdächtigen wurde Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Mordes erlassen. Er sei laut Staatsanwaltschaft in einem Justizvollzugskrankenhaus und schweige zu den Vorwürfen.

Die überwiegende Zahl der Menschen in Illerkirchberg sei gegen Generalverdacht und Gewalt, sagte Häußler zudem. "Es war der Täter und dieser Täter muss mit aller Konsequenz bestraft werden."

Update: Montag, 12. Dezember 2022, 10.15 Uhr


27-jähriger Verdächtiger soll sich selbst verletzt haben

Illerkirchberg. (dpa) Der Verdächtige der Gewalttat von Illerkirchberg soll sich nach ersten Erkenntnissen selbst verletzt haben. Die Staatsanwaltschaft verspricht sich nach Angaben vom Donnerstag von rechtsmedizinischen Untersuchungen mehr Aufschluss darüber, wie es konkret zu den Verletzungen kam. Der 27-Jährige befinde sich in einem Justizvollzugskrankenhaus und schweige weiter zu den Vorwürfen.

Der Mann soll am Montag in Illerkirchberg bei Ulm zwei Mädchen auf dem Schulweg angegriffen und schwer verletzt haben. Eines der Opfer starb später in der Klinik. Die Obduktion ergab, dass die 14-Jährige mit türkischem Migrationshintergrund nach Stichverletzungen verblutete. Am Mittwoch wurde das Mädchen beigesetzt - begleitet von Hunderten Menschen auf dem Friedhof in Illerkirchberg. Das zweite Mädchen, 13 Jahre alt, wurde schwer verletzt. Die Polizei fand bei dem Eritreer ein Messer, das die Ermittler für die Tatwaffe halten.

Gegen den Verdächtigen wurde Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Mordes erlassen. Laut Staatsanwaltschaft gab es zunächst keine Anhaltspunkte, dass sich der Mann und die Opfer kannten. Die Ermittler prüfen nach eigenen Angaben, ob der 27-Jährige zuvor auffällig aggressiv gewesen sei. Bei den Behörden war der Mann vor dem Angriff nicht durch Gewalttaten bekannt. Er befindet sich den Angaben zufolge seit 2016 in Deutschland.

Zwei Tage nach dem Gewaltverbrechen hat sich zudem ein vorübergehend Verdächtiger nach Angaben der Ermittler selbst getötet. Wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Donnerstag berichteten, war der 25-Jährige aus Eritrea festgenommen und verhört worden und kam wenig später wieder frei. Es habe keinen Tatverdacht gegen ihn und einen weiteren Mann gegeben, betonten die Behörden. Der mutmaßliche Angreifer sei nach der Tat in die Wohnung des 25-Jährigen geflüchtet.

Update: Donnerstag, 8. Dezember 2022, 11.51 Uhr


Mädchen nach tödlichem Angriff beigesetzt

Illerkirchberg. (dpa) Zwei Tage nach dem Angriff in Illerkirchberg ist das getötete Mädchen beigesetzt worden. Es sind Polizisten am Friedhof gewesen, damit die Trauerfeier geordnet ablaufen kann, wie ein Polizeisprecher am Mittwoch mitteilte. Zahlreiche Menschen trauerten um die 14-Jährige.

Ein Mann soll am Montag in Illerkirchberg bei Ulm zwei Mädchen auf dem Schulweg angegriffen und schwer verletzt haben. Eines der Opfer starb später in der Klinik. Die Obduktion ergab, dass die 14-Jährige mit türkischem Migrationshintergrund nach Stichverletzungen verblutete. Die Polizei fand bei dem 27-jährigen Eritreer ein Messer, das als Tatwaffe in Betracht komme.

Gegen den Verdächtigen wurde ein Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Mordes erlassen. Der Mann befand sich zuletzt verletzt in einem Justizvollzugskrankenhaus. Warum er die beiden Schülerinnen angriff, ist weiter unklar.

Update: Mittwoch, 7. Dezember 2022, 14.27 Uhr


Notfallseelsorger stehen Familien nach Schulweg-Attacke bei

Illerkirchberg/Ulm. (dpa) Nach der tödlichen Schulweg-Attacke in Illerkirchberg stehen Notfallseelsorger den betroffenen Familien zur Seite. "Es geht darum, dass sie das Gefühl bekommen, dass sie in diesen schweren Stunden nicht allein sind", sagte der Leiter der Notfallseelsorge Ulm/Alb-Donau-Kreis, Michael Lobenhofer, der Deutschen Presse-Agentur.

Aber auch Organisatorisches wie etwa eine Trauerfeier für die 14-Jährige sei ein Thema, zu dem die drei Seelsorger vor Ort Antworten beisteuern. "Wenn wir sehen, dass Verwandte und Freunde sich gut um die Familien kümmern, ziehen wir uns wieder zurück." Außerdem werde eine Person betreut, die das Verbrechen gesehen habe, sagte Lobenhofer.

Am Montagmorgen soll ein Mann aus Eritrea zwei Mädchen auf dem Weg zur Schule in Illerkirchberg südlich von Ulm angegriffen und so schwer verletzt haben, dass eine 14-Jährige starb. Das zweite Mädchen, 13 Jahre alt, wurde vermutlich mit einem Messer schwer verletzt. Der 27-jährige Verdächtige ist wegen Mordes und versuchten Mordes in Untersuchungshaft.

Auch Eltern und Lehrer melden sich bei der Notfallseelsorge, um zu erfahren, wie sie mit ihren erschütterten Kindern umgehen sollen. Es gelte dann, darauf hinzuweisen, dass man in Deutschland generell in Sicherheit lebe, solche Dinge aber immer wieder vorkämen, betonte Lobenhofer. Zu den Aufgaben der Notfallseelsorge gehöre es auch, Gerüchten und Halbwahrheiten entgegenzuwirken.

Wenn Kinder Angst vor dem Schulweg zeigten, sollten Eltern sie begleiten oder in einer Gruppe mit anderen zusammen laufen lassen. Lehrer sollten auf Signale hören und ins Einzelgespräch gehen, statt mit der ganzen Klasse über den Tod der Schülerin zu sprechen. "Man darf die Kinder nicht überfrachten, manche wollen auch nicht alles hören", erläuterte Lobenhofer. Auch der schulpsychologische Dienst sei bei der von den beiden Mädchen besuchten Schule im Einsatz.

Update: Mittwoch, 7. Dezember 2022, 07.52 Uhr


Haftbefehl wegen Mordes nach tödlichem Angriff auf Schülerin

Illerkirchberg. (dpa) Nach dem Angriff auf zwei Schülerinnen in Illerkirchberg bei Ulm, bei dem eines der Mädchen tödlich und eines schwer verletzt wurde, ist Haftbefehl gegen den Verdächtigen erlassen worden. Dem 27-Jährigen wird nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft Mord sowie versuchter Mord vorgeworfen. Wie die Ermittler am Dienstag mitteilten, äußerte sich der Mann bei der Vorführung in der Klinik, in der er sich wegen eigener Verletzungen befindet, nicht zu den Vorwürfen. Der 27-Jährige aus Eritrea sei nun in einem Justizvollzugskrankenhaus.

Der Mann soll am Montag zwei Mädchen auf dem Schulweg angegriffen und schwer verletzt haben. Eines der Opfer, ein 14-jähriges Mädchen, starb später in der Klinik. Die Obduktion ergab, dass die 14-Jährige nach Stichverletzungen verblutete. Die Polizei fand bei dem 27-Jährigen ein Messer, das als Tatwaffe in Betracht komme.

Update: Dienstag, 6. Dezember 2022, 16.21 Uhr


Motiv nach tödlicher Attacke in Illerkirchberg unklar 

Illerkirchberg. (dpa) Nach dem tödlichen Angriff auf zwei Mädchen in Illerkirchberg bei Ulm schweigt der mutmaßliche Angreifer zu den Vorwürfen. Der Mann berufe sich auf sein Aussageverweigerungsrecht, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Dienstag. Der 27 Jahre alte Verdächtige sei den Behörden bislang nie durch Gewaltdelikte aufgefallen. Der Mann aus Eritrea sei lediglich einmal als Schwarzfahrer erwischt worden und sonst nicht polizeibekannt. Hinweise auf eine politische oder religiöse Motivation gebe es nicht, sagte der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) bei einem Besuch am Tatort.

Der Mann soll am Montag zwei Mädchen auf dem Schulweg angegriffen und schwer verletzt haben - vermutlich mit einem Messer. Eines der Opfer, ein 14-jähriges Mädchen, starb später in der Klinik. Eine Obduktion soll Hinweise auf die genaue Todesursache geben. Das andere Opfer, eine 13-Jährige, sei medizinisch versorgt worden. Das Mädchen sei so schwer verletzt worden, dass in seinem Fall der Verdacht des versuchten Mordes im Raum stehe. Auch die psychische Verfassung des Mädchens sei schwierig, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Es habe zwischenzeitlich erfahren, dass seine Freundin getötet wurde. Auch für dieses Mädchen werde die Tat Folgen haben, betonte Strobl. Das grün-schwarze Kabinett im Südwesten widmete den Opfern der Gewalttat eine Gedenkminute.

Der Verdächtige sei mit erheblichen Verletzungen ins Krankenhaus gekommen und stundenlang operiert worden. Er werde nun von der Polizei bewacht. Es gebe bisher keine Erkenntnisse zum Motiv. Ein Messer sei als mutmaßliches Tatmittel sichergestellt worden und werde nun untersucht.

Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit, ob sie Haftbefehl beantragt oder ob es Anhaltspunkte für verminderte oder ausgeschlossene Schuldfähigkeit gibt. Dann könnte der Mann in einer psychiatrischen Klinik untergebracht werden. Derzeit lägen ihm jedoch keine Erkenntnisse zu einer psychischen Beeinträchtigung vor, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft am Vormittag.

Nach der Tat sei der Mann in eine Flüchtlingsunterkunft geflüchtet, aus der er vor dem Angriff auch gekommen sein soll. Dort waren noch zwei weitere Männer aus Eritrea, die die Beamten mit zur Dienststelle nahmen. Ob sie Auskunft zum Geschehen und den möglichen Motiven des 27-Jährigen machen konnten, war zunächst unklar. Die zwei Männer wurden später wieder auf freien Fuß gesetzt. Der Verdacht gegen sie habe sich nicht erhärtet.

"Jetzt ermitteln Staatsanwaltschaft und Polizei, weshalb es zum Angriff auf die beiden Mädchen kam und ob der Tatverdächtige und die beiden Mädchen sich vorher kannten", teilten die Behörden mit. Die Tat könnte auch eine politische Dimension bekommen, weil ein Asylbewerber als tatverdächtig gilt. Mehrere AfD-Politiker gingen darauf schon am Montag ein.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) warnte vor voreiligen Schlüssen: "Ich kann nur warnen, irgendwelche Zusammenhänge aufzustellen, bevor überhaupt die Tat aufgeklärt ist." Auch Strobl rief zu Besonnenheit auf: "Dieses Ereignis darf kein Anlass und keine Rechtfertigung für Hass und Hetze sein", sagte er. Diese Straftat müsse mit aller Konsequenz aufgeklärt und der Täter mit aller Konsequenz bestraft werden.

Die Polizei bat darum, "keinen Generalverdacht gegen Fremde, Schutzsuchende oder Asylbewerber allgemein zu hegen oder solchem Verdacht Vorschub oder Unterstützung zu leisten". AfD-Politiker wie die Bundestagsfraktionschefin Alice Weidel wiederum thematisierten in Stellungnahmen genau diesen Aspekt.

Das getötete Mädchen habe die deutsche Staatsbürgerschaft besessen und einen türkischen Migrationshintergrund, hieß es aus dem Innenministerium. Der türkische Botschafter Ahmet Basar Sen forderte eine lückenlose Aufklärung der Tat, welche die türkische Gemeinschaft stark verunsichert habe. Der Botschafter hatte am Morgen nach eigenen Angaben die Familie des gestorbenen Mädchens besucht. Er habe den Eltern die Anteilnahme der türkischen Gemeinschaft ausgesprochen, sagte Sen. Der Angriff sei ein Schock für alle.

Update: Dienstag, 6. Dezember 2022, 16.01 Uhr


Türkischer Botschafter fordert Aufklärung der tödlichen Attacke

Illerkirchberg. (dpa) Der türkische Botschafter hat eine lückenlose Aufklärung des Angriffs auf zwei Mädchen in Illerkirchberg gefordert. Die Tat habe die türkische Gemeinschaft stark verunsichert, sagte Ahmet Basar Sen beim Besuch des Tatorts am Dienstag. "Wer ist das? Wer hat das gemacht? Wird es aufgeklärt?" Diese Fragen müssten nun alle geklärt werden, der Botschafter sicherte seine Unterstützung bei den Ermittlungen zu.

Der Botschafter besuchte am Dienstagmorgen nach eigenen Angaben die Familie des gestorbenen Mädchens. Er habe den Eltern die Anteilnahme der türkischen Gemeinschaft ausgesprochen, sagte Ahmet Basar Sen. Der Angriff sei ein Schock für alle.

In Illerkirchberg hatte am Montag mutmaßlich ein 27-Jähriger zwei Schülerinnen angegriffen, vermutlich mit einem Messer. Eines der beiden Mädchen starb später, das andere kam mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Die Polizei nahm den Tatverdächtigen, einen Asylbewerber aus Eritrea, fest. Das getötete Mädchen besitzt nach Angaben des Innenministeriums die deutsche Staatsbürgerschaft und hat einen türkischen Migrationshintergrund.

Update: Dienstag, 6. Dezember 2022, 14.58 Uhr


Verdächtiger schweigt nach tödlicher Attacke auf Mädchen

Illerkirchberg. (dpa) Nach dem tödlichen Schulweg-Angriff auf zwei Mädchen in Illerkirchberg bei Ulm schweigt der mutmaßliche Tatverdächtige weiter zu den Vorwürfen. Der Mann berufe sich auf sein Aussageverweigerungsrecht, bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Ulm der Deutschen Presse-Agentur. Er sei den Behörden bislang nie durch Gewaltdelikte aufgefallen. Der Mann aus Eritrea sei lediglich einmal als Schwarzfahrer erwischt worden und sonst nicht polizeibekannt.

Der Mann hatte am Montag zwei Mädchen auf dem Schulweg angegriffen und - vermutlich mit einem Messer - schwer verletzt. Eines der Opfer, ein 14-jähriges Mädchen, starb später in der Klinik. Eine Obduktion der Leiche soll Hinweise auf die genaue Todesursache geben. Das andere, 13 Jahre alte Opfer sei medizinisch versorgt. Aber die psychische Lage des Mädchens sei schwierig, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Es habe zwischenzeitlich erfahren, dass seine Freundin getötet worden sei. Die 13-Jährige sei so schwer verletzt worden, dass in ihrem Fall gegebenenfalls auch der Verdacht des versuchten Mordes im Raum stehe.

Der Tatverdächtige sei nach wie vor mit erheblichen Verletzungen unter polizeilicher Bewachung im Krankenhaus und stundenlang operiert worden. Es gebe weiterhin keine Erkenntnisse zum Motiv. Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit, ob sie Haftbefehl beantragt oder ob es Anhaltspunkte für verminderte oder ausgeschlossene Schuldfähigkeit gibt, was gegebenenfalls eine Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik nach sich ziehen würde. Derzeit lägen ihm keine Erkenntnisse einer psychischen Beeinträchtigung vor, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft am Vormittag.

Nach der Tat sei der Mann in eine Flüchtlingsunterkunft geflüchtet, aus der er vor dem Angriff auch gekommen sein soll. Dort waren den Angaben zufolge zwei weitere Männer aus Eritrea, die die Beamten mit zur Dienststelle nahmen. Ob sie Auskunft zum Geschehen und den möglichen Motiven des 27-Jährigen machen konnten, war zunächst noch unklar. Die zwei Männer sind mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Der Verdacht gegen die beiden Männer habe sich nicht erhärtet, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Ein Messer sei als mutmaßliches Tatmittel sichergestellt worden und werde nun untersucht.

"Jetzt ermitteln Staatsanwaltschaft und Polizei, weshalb es zum Angriff auf die beiden Mädchen kam und ob der Tatverdächtige und die beiden Mädchen sich vorher kannten", teilten die Behörden mit. Die Tat, nach der eine der Angegriffenen starb, könnte eine politische Dimension bekommen, weil hier ein Asylbewerber als tatverdächtig gilt. Mehrere AfD-Politiker gingen darauf schon am Montag ein.

"Wir werden diese schlimme Tat restlos aufklären", kündigte der baden-württembergische Innenminister und Vizeregierungschef Thomas Strobl an. Der CDU-Politiker wollte um die Mittagszeit gemeinsam mit dem türkischen Botschafter Ahmet Basar Sen den Tatort besuchen. Das getötete Mädchen habe die deutsche Staatsbürgerschaft besessen und einen türkischen Migrationshintergrund, hieß es aus dem Innenministerium. Der Botschafter sei extra aus Berlin mit dem Flugzeug angereist. Um 12.30 Uhr wollten sich der Botschafter und Strobl mit dem örtlichen Bürgermeister im Rathaus vor Ort treffen, sich danach zu einer Gedenkminute am Tatort versammeln.

Update: Dienstag, 6. Dezember 2022, 13.20 Uhr


Illerkirchberg. (dpa) Im Fall des Angriffs auf zwei Schülerinnen in Illerkirchberg bei Ulm stehen die Ermittler erst am Anfang ihrer Arbeit. "Jetzt ermitteln Staatsanwaltschaft und Polizei, weshalb es zum Angriff auf die beiden Mädchen kam und ob der Tatverdächtige und die beiden Mädchen sich vorher kannten", teilten die Behörden mit. Die Tat, nach der eine der Angegriffenen starb, könnte eine politische Dimension bekommen, weil ein 27-jähriger Asylbewerber aus Eritrea als tatverdächtig gilt. Mehrere AfD-Politiker gingen darauf schon am Montag ein.

Der Beschuldigte hatte die Jugendlichen nach bisherigen Erkenntnissen auf der Straße vermutlich mit einem Messer angegriffen. Eine 14-Jährige musste noch am Tatort wiederbelebt werden, bevor sie in eine Klinik gebracht wurde. Dort starb sie Stunden später. Eine Obduktion der Leiche soll Hinweise auf die genaue Todesursache geben. Eine 13-Jährige sei schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt.

Der 27-Jährige wurde den Angaben zufolge verletzt. Ein Polizeisprecher sagte, der Mann habe sich vermutlich mit dem Messer verletzt. Ob absichtlich oder aus Versehen, wüssten die Ermittler noch nicht. Er kam unter polizeilicher Bewachung in ein Krankenhaus.

Nach der Tat sei er in eine Flüchtlingsunterkunft geflüchtet, aus der er vor dem Angriff auch gekommen sein soll. Dort waren den Angaben zufolge zwei weitere Männer aus Eritrea, die die Beamten mit zur Dienststelle nahmen. Ob sie Auskunft zum Geschehen und den möglichen Motiven des 27-Jährigen machen konnten, blieb zunächst unklar.

"Wir werden diese schlimme Tat restlos aufklären", kündigte der baden-württembergische Innenminister und Vizeregierungschef Thomas Strobl (CDU) an. "Diese Tat rührt uns zutiefst, wenn das Leben eines unschuldigen Kindes so brutal ausgelöscht wird", teilte er mit. "In Gedanken sind wir in diesen schweren Stunden bei den Eltern, der Familie, den Hinterbliebenen der Getöteten sowie bei den Mitschülerinnen und Mitschülern und Freunden des jungen Mädchens."

Auf die Herkunft des Tatverdächtigen ging Strobl in der Erklärung nicht ein. "Die Hintergründe der Tat, insbesondere die Motivlage, stellen sich noch als unklar dar." Die Polizei appellierte in ihrer Mitteilung nach der Tat, "keinen Generalverdacht gegen Fremde, Schutzsuchende oder Asylbewerber allgemein zu hegen oder solchem Verdacht Vorschub oder Unterstützung zu leisten". Ihr sei bewusst, "dass Ereignisse dieser Art Ängste und Emotionen schüren".

Update: Dienstag, 6. Dezember 2022, 08.12 Uhr


Illerkirchberg (dpa) - Die graue Wolkendecke liegt schwer über dem kleinen Örtchen Illerkirchberg. Es ist kalt und trist an diesem Montagnachmittag. Die Einwohner huschen vorbei und winken ab. Die meisten von ihnen wollen nicht über das reden, was an diesem Morgen passiert ist - und was die Gemeinde bis ins Mark erschüttert.

Illerkirchberg ist ein beschaulicher Ort südlich von Ulm, knapp 5000 Einwohner, Kindergärten, Grundschulen, ein Fuggerschloss. Einfamilienhäuser säumen die Hauptstraße, Schaukeln und Spielgeräte stehen in den Vorgärten. An der Bushaltestelle hängt ein Zettel, dass Kater Sammy gesucht wird.

Nur wenige Meter weiter geht die Bucher Straße ab. Pinke Sprühfarbe zeugt von dem schrecklichen Verbrechen, das sich hier wenige Stunden zuvor ereignet hat. Die Spurensicherer der Polizei haben mit der Farbe großflächig die Straße und eine Mauer besprüht, verschiedene Bereiche nummeriert. Der Asphalt ist noch feucht - dort, wo die Einsatzkräfte das Blut von der Straße gespült haben. Anwohner haben einen kleinen Strauß und Kerzen aufgestellt, deren Licht mit dem Einbruch der frühen Dunkelheit an der Mauer flackert.

Auf dem Weg zur Schule

Montagmorgen um 7.30 Uhr gehen hier zwei Mädchen entlang, sie sind auf dem Weg zur Schule. Dort kommen sie nie an. Ein Mann attackiert sie mit einem Messer - genau hier, in der Bucher Straße, an einer niedrigen Mauer, verletzt er sie beide schwer. Eines der Opfer, ein 14 Jahre altes Mädchen, muss noch am Tatort wiederbelebt werden. Es stirbt später in einer Klinik. Das zweite Mädchen, ein Jahr jünger, wird in ein Krankenhaus gebracht. Seine Verletzungen sind zumindest nicht lebensgefährlich, wie die Ermittler am Abend mitteilen.

Noch am Vormittag rast ein Spezialeinsatzkommando der Polizei nach Illerkirchberg. Die Männer durchsuchen eine Flüchtlingsunterkunft und nehmen dort drei Männer fest. Alle drei sind laut Polizei und Staatsanwaltschaft Asylbewerber aus Eritrea. Einer der drei ist 27 Jahre alt, bei ihm finden die Beamten ein Messer - womöglich die Tatwaffe. Er gilt als Hauptverdächtiger, wird in ein Krankenhaus gebracht, steht dort unter Bewachung durch die Polizei. Als die Beamten ihn in der Unterkunft auffanden, war er verletzt - die Hintergründe dafür blieben erst einmal unklar.

Zunächst kaum Informationen

Bevor die Ermittler viele Stunden nach der Tat die Details zum Angreifer bekannt geben, halten sie sich bis zum Abend bedeckt, reagieren auf Anfragen abweisend. Am Nachmittag steht nur noch ein Streifenwagen am Tatort. Direkt gegenüber haben die Beamten die Eingangstür der Unterkunft versiegelt, dorthin soll der Täter nach dem Angriff geflüchtet sein. Es habe wohl öfter Probleme mit den Bewohnern in diesem Haus gegeben, hört man im Ort. Das Gebäude ist heruntergekommen, Fenster sind eingeschlagen, der Putz bröckelt. Auf dem Dach hängen am Schneefang ein paar alte Fußbälle fest.

Ermittler und Staatsanwaltschaft nutzen ihre abendliche Pressemitteilung für einen Appell, wie man ihn eher selten liest. Die Polizei sei sich bewusst, "dass Ereignisse dieser Art Ängste und Emotionen schüren". "Sie bittet daher darum, keinen Generalverdacht gegen Fremde, Schutzsuchende oder Asylbewerber allgemein zu hegen oder solchem Verdacht Vorschub oder Unterstützung zu leisten".

Ein paar Meter vom Tatort entfernt wartet am Nachmittag eine Frau mit ihrem kleinen Jungen gerade an der roten Ampel. Das Kind hält ein großes Bild in seiner Hand, ein gemalter Hund ist darauf zu sehen. Sie wolle das Geschehen nicht kommentieren, habe mit ihrem Sohn noch nicht über die Tat geredet. Er sei noch im Kindergarten, sagt sie. Dann gehen die beiden über die Straße und davon.

"Das ist furchtbar", sagt ein 72-jähriger Mann, der die Straße entlang läuft. "Furchtbar." Er wohnt ein paar Meter den Berg hoch, das Blaulicht der Einsatzwagen leuchtete morgens durch sein Fenster. "Ich habe mir zuerst nichts dabei gedacht", sagt er. Der Mann ging von einem Unfall aus. Er lebt schon fast sein ganzes Leben in der Gemeinde. Sowas habe er noch nicht erlebt.

"Wir hoffen, dass das ein Einzelfall ist", sagt eine Frau in einer leuchtenden Winterjacke an der Bushaltestelle. Die 37-Jährige ist vor eineinhalb Jahren mit ihrer Familie nach Illerkirchberg gezogen. Sie wartet auf ihre Tochter, die hier gleich von der Schule ankommen soll. Ob sie nun Angst um ihre Kinder hat? "Wenn man Kinder hat, hat man immer Angst."

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