Offene Fragen im Fall Freiburg
Opposition erhebt nach mutmaßlicher Gruppenvergewaltigung Vorwürfe - Morddrohungen gegen Freiburger OB im Netz

Freiburg/Stuttgart. (dpa) Nach der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung in Freiburg bringt ein zunächst nicht vollstreckter Haftbefehl gegen einen Verdächtigen Innenminister Thomas Strobl (CDU) in Erklärungsnot. FDP-Landtagsfraktionschef Hans-Ulrich Rülke forderte in Stuttgart Aufklärung dazu, warum der Haftbefehl vom 10. Oktober zunächst nicht vollzogen wurde. Der schwere sexuelle Übergriff geschah in der Nacht zum 14. Oktober. Auch der SPD-Fraktionsvize Sascha Binder sagte: "Die Bevölkerung hat ein Recht darauf zu erfahren, aus welchen Gründen der Haftbefehl tatsächlich nicht vollstreckt wurde."
Am Freitagvormittag wollen sich die Staatsanwaltschaft in Freiburg und die Polizei in einer Pressekonferenz äußern. Geplant sind Erläuterungen zum Ermittlungsverfahren, hieß es.
Zu einem Treffen von Strobls Staatssekretär Julian Würtenberger, Freiburgs Polizeipräsident Bernhard Rotzinger und dem Oberbürgermeister der Stadt, Martin Horn (parteilos), am Mittwoch im Freiburger Polizeipräsidium hatte es zunächst keine Auskünfte gegeben. Thema war die Sicherheitslage in Freiburg.
Das Innenministerium hatte ermittlungstaktische Gründe dafür angeführt, dass der Haftbefehl nicht sofort umgesetzt wurde. Am Dienstag teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in Freiburg mit, der Grund habe darin gelegen, dass der Aufenthaltsort des Mannes nicht sicher bekannt gewesen sei.
Das Innenministerium fühlt sich zu Unrecht angegriffen. "Der tatsächliche Aufenthaltsort des Tatverdächtigen war nicht gesichert - deshalb wurde das Fahndungsdezernat polizeiintern und aus ermittlungstaktischen Gründen mit dem weiteren Vollzug mehrerer zu koordinierender strafprozessualer Maßnahmen beauftragt." Genau das sei ein ermittlungstaktischer Grund.
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Horn hat derweil nach Anfeindungen im Internet seine Accounts auf Twitter und Instagram deaktiviert. Eine Sprecherin sagte, den OB hätten in den sozialen Medien Beleidigungen und Morddrohungen erreicht. Freiburgs evangelischer Stadtdekan Markus Engelhardt bezeichnete die Drohbotschaften gegen Horn als erschreckend und alarmierend.