Baden-Württemberg

Weichwanzen schädigen Obst und Gemüse

Auf der Mauer, auf der Lauer sitzt 'ne kleine Wanze - und saugt Obst und Gemüse an. Landwirte freut das nicht - denn nun sind auch heimische Wanzen auf dem Vormarsch. Auch Minister Hauk sorgt sich.

23.06.2025 UPDATE: 23.06.2025 10:44 Uhr 1 Minute, 39 Sekunden
Eine heimische Weichwanze, die gepunktete Nesselwanze, sitzt auf einem Gurkenblatt. Heimische Weichwanzen suchen zunehmend Gewächshäuser, Gemüsefelder oder auch Obstplantagen heim. Foto: Klaus Schrameyer/Landwirtschaftliches Technologiezentrum/dpa

Karlsruhe. (dpa-lsw) Sie tragen Namen wie Gepunktete Nesselwanze oder Grüne Futterwanze, sind sehr schnell und können sogar fliegen: Heimische Weichwanzen suchen zunehmend Gewächshäuser, Gemüsefelder oder auch Obstplantagen heim. "Wir beobachten einen erhöhten Schadensdruck", sagt die Insektenkundlerin Christine Dieckhoff vom Landwirtschaftlichen Zentrum Augustenberg in Karlsruhe. Das liege wie so oft an den trockeneren und längeren Sommern, aber auch daran, dass immer weniger Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung zur Verfügung stünden.

Den heimischen Weichwanzen sei aber ohnehin schwer beizukommen, erläuterte sie. Das liege unter anderem auch an ihrer hohen Mobilität. "Drei Meter hohe Obstbäume? - Kein Problem für das Tier", sagte Dieckhoff. Früher hätten diese Weichwanzen eher in Wiesen gehaust und sich von krautigen Pflanzen ernährt. Nun aber breiten sie sich zunehmen auf bewirtschafteten Kulturflächen aus, die bewässert würden oder aber in Gewächshäusern. 

Schädlinge saugen an Gemüse und Früchten

Auch invasive, also eingewanderte Wanzen wie etwa die Grüne Reiswanze verursachen Schäden. Dass aber nun auch heimische Wanzen auf bewirtschaftete, weil oft bewässerte und damit feuchtere Kulturflächen vordringen, ist ein eher neues Phänomen. "Weichwanzen können erhebliche Schäden an Pflanzen verursachen", heißt es im Landwirtschaftsministerium. Schadenssummen lägen aber nicht vor. 

Vor allem Netze helfen - wenn überhaupt

Laut dem Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband (BWGV) stellt dieser Schädling ein zunehmend großes Problem dar – zumal es kein geeignetes Pflanzenschutzmittel gebe. Die Schädlinge saugen an Gurken, Auberginen oder Paprika. Triebe sterben dann ab und es kann zu Verfärbungen oder Verformungen kommen. "Es sind wahrlich keine Kostverächter", sagte Dieckhoff. Die Gepunktete Nesselwanze beispielsweise habe mittlerweile auch Erdbeeren für sich entdeckt. 

Zahlen zu verursachten Wanzen-Schäden gibt es auch laut LTZ nicht. Landwirten sei empfohlen, Lüftungsschlitze von Gewächshäusern oder Plantagen mit Netzen zu bedecken. 

Minister: Zu wenig Wirkstoffe für Pflanzenschutzmittel erlaubt 

Allgemein beklagten Erzeuger von Obst und Gemüse inzwischen, dass immer weniger Wirkstoffe zugelassen sind zur Bekämpfung von Schädlingen, sagt BWGV-Präsident Ulrich Theileis. "Seit Jahren verlieren immer mehr Pflanzenschutzmittel die Zulassung." Notfallzulassungen stiegen daher seit Jahren an - das sei kein Zustand. Bei Notfallzulassungen erlaubt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) für eine gewisse Zeit ein sonst nicht erlaubtes Pflanzenschutzmittel, wenn Schädlinge nicht anders bekämpft werden können.

Das sieht auch Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) kritisch. "Dieses Vorgehen schafft unnötige Bürokratie und für die Anwender gerade in Zeiten des Klimawandels mehr Unsicherheit als verlässliche Planbarkeit", sagte er. Eine Akutbehandlung sei keine langfristige Strategie. Es brauche eine ausreichende Zahl an Wirkstoffgruppen - das "steht nicht im Widerspruch zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln".

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