Hintergrund Immobilienverkauf Emmertsgrund Boxberg SPD Linke

Landtagskandidat Daniel Al-Kayal fordert "andere Politik"

04.08.2020 UPDATE: 04.08.2020 20:45 Uhr 1 Minute, 20 Sekunden

"Linke" kritisiert Verkauf von Sozialwohnungen

Die Kritik am Verkauf von Sozialwohnungen in den Heidelberger Bergstadtteilen Emmertsgrund und Boxberg nimmt zu. Nach dem SPD-Landtagskandidaten Daniel Al-Kayal (s.u.) meldet sich nun auch "Die Linke" zu Wort. "Es ist illusorisch zu glauben, dass Investoren vor allem am Wohl der Mieter interessiert sind", erklärt Linke-Ortssprecherin Michèle Pfister.

Im Rahmen des diese Woche bekannt gegebenen Immobiliengeschäfts hat die Frankfurter Firma GWH insgesamt 433 Wohnungen – davon 377 geförderte, preisgebundene – an die städtische Südwert GmbH aus Bietigheim-Bissingen sowie an die Schwäbische Grundbesitz GmbH aus Stuttgart verkauft.

Der Verkauf der 377 Sozialwohnungen in der Emmertsgrundpassage und am Jellinekplatz gieße weiter Öl ins Feuer des Heidelberger Wohnungsmarktes und trage zur Verdrängung von Menschen mit kleinem bis mittlerem Einkommen aus der Stadt bei, so Pfister. "Die Mietpreise werden spätestens dann steigen, wenn die Sozialbindung in acht Jahren ausläuft."

Deshalb müsse bei den angekündigten Sanierungen nun darauf geachtet werden, dass keine zusätzliche Belastung für die Mieter entstehe, so Franky Hund aus dem Ortssprecherrat der "Linken": "Viele Menschen bis in die mittleren Einkommen hinein können sich jetzt schon kaum ihre Miete leisten." So können auch scheinbar geringe Preissteigerungen den Wohnungsverlust bedeuten.

Es sei schon lange überfällig, dass die kommunale Wohnungsgesellschaft GGH ihren Wohnungsbestand massiv erhöhe. "Hier wurde eine Chance vertan, Wohnen in Heidelberg sozialer zu gestalten", so Hund. Wohnen sei schließlich keine Ware.

SPD kritisiert Wohnungsverkauf

Daniel Al-Kayal, SPD-Kandidat für die Landtagswahl, kritisiert den Kauf von 377 Sozialwohnungen auf dem Boxberg und Emmertsgrund durch Immobilienfirmen. Dass diese versprechen, auf Luxussanierungen zu verzichten und eine Sozialcharta vereinbart wurde, sei ein schwacher Trost: "Auf dem freien Markt werden soziale Aspekte dem Gewinnstreben der Unternehmen immer weichen müssen." Al-Kayal hält die Entscheidung der Stadt für kurzsichtig: "Wenn 2028 die Mietbindung fällt, haben wir den Salat. Deswegen muss die GGH jetzt möglichst viele Wohnungen kaufen." Zusätzlich brauche es eine Landeswohnungsbaugesellschaft, die sich um gute und günstige Wohnungen kümmert. Dass von den 50 deutschen Städten mit den teuersten Mieten 23 in Baden-Württemberg sind, lässt für Al-Kayal nur einen Schluss zu: "Es braucht eine andere Politik, die aktuelle ist gescheitert.”