Katarina Barley. Foto: dpa
Von Katarina Barley
Berlin. Lange Zeit wurde Gewalt gegen Frauen totgeschwiegen und ignoriert. So führte der Gesetzgeber erst 1997 ein Gesetz ein, nach dem auch die Vergewaltigung in der Ehe strafbar sein sollte. Und zwar gegen die Stimmen einiger prominenter Politikerinnen und Politiker. Die #Metoo-Debatte hat gezeigt, dass vor allem sexualisierte Gewalt ein großes Problem ist. Während vor dieser Debatte viele Frauen dachten, nur ihnen passiere so etwas und als Konsequenz daraus schwiegen oder gar den Fehler bei sich suchten, ist durch die neue Öffentlichkeit klar geworden: Sexualisierte Gewalt ist ein gesellschaftliches Problem.
Die Politik hat reagiert: So haben wir durchgesetzt, dass das Prinzip "Nein heißt nein" gilt, es also nicht darauf ankommt, ob sich das Opfer physisch wehrt. Das Problem ist damit jedoch nicht gelöst: Zahlen zu häuslicher Gewalt zeigen ein erschreckendes Bild. Gewalt gegen Frauen existiert in vielen Formen und an vielen Stellen mitten in unserer Gesellschaft. Am Arbeitsplatz, auf der Straße, im gepflegten Reihenhaus.
Zu wenige von Gewalt betroffene Frauen suchen Hilfe und wenn sie es doch tun, bekommen sie oft zu wenig davon. Dafür sorgt auch das Machtgefälle zwischen Männern und Frauen Wir müssen die männlich geprägten Strukturen aufbrechen. Genauso wichtig ist allerdings die Hilfe für Betroffene. Dazu sind Notrufe, Beratungsstellen und Frauenhäuser mit ausreichenden Plätzen notwendig, um Frauen die Möglichkeit zu geben, der Gewalt zu entkommen und sich gegen sie zur Wehr zu setzen.
Im nächsten Jahr stellt der Bund sechs Millionen Euro und 2020 weiter 35 Millionen Euro zur Verfügung, damit Frauenhäuser und Beratungsstellen ausgebaut werden können. Es ist wichtig, dass diese Häuser und Beratungsstellen jetzt gemeinsam mit Ländern und Kommunen schnell realisiert werden. Außerdem haben wir das Hilfetelefon geschaffen. Unter 0800-0116016 können Frauen rund um die Uhr Hilfe in 17 Sprachen abrufen (www.hilfetelefon.de).
Es gibt keine Entschuldigung für Gewalt generell und gegen Frauen im Besonderen. Wir müssen sie mit Sensibilisierung, Prävention und wo nötig auch harter Bestrafung bekämpfen. Wir werden nicht ruhen, bis das gelungen ist. Das verspreche ich.