Teller eines Schlepplifts, der momentan außer Betrieb ist, hängen über einer Piste neben einer Hütte im Skigebiet von Fieberbrunn. Österreichs Tourismusministerin Köstinger hat das Öffnen der Skigebiete trotz eines weiteren mehrwöchigen Lockdowns nach Weihnachten verteidigt. Foto: dpa
Von Christina Peters u. Sören S. Sgries
Wien/Zürich. Die Alpen sind vielerorts so tief verschneit wie selten um diese Jahreszeit – die perfekte Kulisse für Wintersport. Aber der Tourismus in den Weihnachtsferien fällt wegen der Reisebeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie praktisch aus. Ein Überblick über europäische Skigebiete.
> Deutschland: In den deutschen Skigebieten, beispielsweise in Bayern oder in Baden-Württemberg am Feldberg, gehen die Liftbetreiber davon aus, dass die Pisten mindestens bis zum 10. Januar geschlossen bleiben müssen. Deutsche Politiker wie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatten schon Anfang Dezember auch die Nachbarländer aufgefordert, den Wintersport zu untersagen. "Ischgl ist nicht vergessen", sagte Söder in einer Regierungserklärung mit Blick auf den österreichischen Ort, der im Frühjahr zu einem der ersten Corona-Hotspots wurde.
> Österreich: In der Alpenrepublik dürfen die Seilbahnen und Lifte am 24. Dezember wieder öffnen. Daran hat sich vorerst nichts geändert, obwohl die Regierung am Freitagabend erneute Ausgangsbeschränkungen und Schließungen etwa des Handels vom 26. Dezember bis zum 17. Januar verkündet hatte. Österreichs Tourismusministerin Elisabeth Köstinger verteidigte die Öffnungen. Es sei ja auch den Wienern erlaubt, mit der U-Bahn an den Stadtrand zu fahren, um dort im Grünen spazieren zu gehen, sagte Köstinger. "Es gibt bei den Seilbahnen, den Gondeln keinen Unterschied zu den anderen Transportmitteln, also ich verstehe manchmal, ehrlich gesagt, nicht, warum das so differenziert gesehen wird." Sicherheitskonzepte, die unter anderem Maskenpflicht schon beim Anstellen für den Lift vorsähen, gebe es bereits seit Herbst.
Ausländische Touristen dürften aber kaum auf österreichischen Pisten zu finden sein: "Wir haben zur Zeit keine Touristen im Land, das heißt, wir öffnen die Sportmöglichkeiten, die Skilifte vor allem auch für die Einheimischen", sagte Köstinger. Am Samstag trat die neue Einreiseverordnung in Österreich in Kraft, wonach Einreisende mit wenigen Ausnahmen in eine zehntägige Quarantäne mit Testmöglichkeit ab Tag fünf müssen.
> Schweiz: Auch die Schweiz widersetzte sich bislang dem Druck aus den Nachbarländern, den Skibetrieb einzustellen. Ausländische Urlauber dürfen anreisen, ohne eine Quarantäne fürchten zu müssen – zumindest dann, wenn ihre Herkunftsländer oder -regionen nicht auf einer offiziellen Quarantäneliste stehen. Aus Deutschland gilt derzeit (Stand Sonntag) nur für Einreisende aus Sachsen eine Quarantäne-Pflicht. Und das auch nach dem 28. Dezember. Allerdings gilt die gesamte Schweiz in Deutschland als Risikogebiet: Rückkehrer müssen in Quarantäne.
Die Infektionszahlen in der Schweiz gehören – im Verhältnis zur Einwohnerzahl – zu den höchsten in Europa, das Gesundheitssystem stößt vielerorts an seine Grenzen. Dennoch waren Bundesregierung und Kantone bislang zurückhaltend, was Einschränkungen angeht. Erst vergangene Woche wurden öffentliche Veranstaltungen verboten und eine Sperrstunde für Restaurants um 19 Uhr eingeführt – allerdings gab es Ausnahmen. Auch Skigebiete dürfen laut der Regierung in Bern geöffnet bleiben.
Am Samstag kündigten allerdings mehrere Kantone an, ihre Skigebiete ab Dienstag geschlossen zu lassen. In den Kantonen Bern und Wallis bleibt der Pistensport möglich. Die Schweizer Gesellschaft für Notfall- und Rettungsmedizin forderte landesweit einheitliche Regeln: "Sonst spielen wir nur kantonales Virus-Pingpong."
> Italien: Bereits mit einem Dekret vom 3. Dezember hat die Regierung in Rom unter anderem die Schließung der Skigebiete bis zum 6. Januar beschlossen. Bis Anfang Januar gelten strenge Reisebeschränkungen. Ausländische Gäste müssen nach den Verordnungen im Dekret mit einer Quarantäne rechnen.
> Frankreich: Hier bleiben die Skilifte bis mindestens 7. Januar geschlossen. Der Ärger in den berühmten Tourismusregionen ist groß. Viele kritisierten, die Entscheidung der Regierung sei nicht verhältnismäßig – man würde vor Ort Hygieneregeln einhalten. Frankreichs oberstes Verwaltungsgericht sah das anders: Eine Schließung über die Weihnachtsferien sei angesichts der Corona-Pandemie gerechtfertigt, entschied das Gericht. Um zu verhindern, dass die Französinnen und Franzosen über die Feiertage im Ausland Ski fahren, soll es strenge Quarantänevorgaben für Rückkehrer aus dem Skiurlaub geben.
> Tschechien: Die Skigebiete in den Mittelgebirgen durften vom 18. Dezember an öffnen. Zugleich wurde die Schließung der Hotels angeordnet. Regierungschef Andrej Babis hat klargestellt, dass Skifahren "nur für unsere Leute", also für Einheimische, infrage kommen werde. Für die Einreise nach Tschechien aus den meisten Ländern Europas sind ein negativer PCR-Test und eine Online-Anmeldung erforderlich. Das Land gilt für das deutsche RKI als Risikogebiet.