Bethlehem/Jerusalem (dpa) - Sie sind die heiligsten Stätten der Christenheit und liegen nur rund zehn Kilometer voneinander entfernt: die Geburtskirche in Bethlehem und die Grabeskirche in Jerusalem. Für Gläubige sind dies die Orte, an denen Jesus Christus geboren und begraben sowie wieder auferstanden ist. Doch dieses Weihnachten stehen beide Stätten in einem besonderen Zeichen der Erneuerung: Sie werden parallel restauriert - millionenschwer und dringend notwendig.
"Das ist ein sprechendes Bild für die Kirche: Das ist eine Dauerbaustelle", sagt Pater Nikodemus Schnabel, Benediktinermönch und Leiter der Dormitio-Abtei in Jerusalem. Es gehe stets darum, sich auf die Wurzeln zurückzubesinnen, die Kirche zu erneuern. "Man muss und will die ursprüngliche Schönheit immer wieder frei legen." Dies sei auch Ziel der Renovierungen. Trotz der Arbeiten bleiben beide Orte den Pilgern weiter zugänglich.
Seit Mai restaurieren griechische Experten die Grabkapelle in der Grabeskirche in Jerusalem. Am 26. Oktober haben sie dabei das erste Mal seit 200 Jahren die Grabplatte über dem Ort angehoben, wo Jesus begraben worden sein soll. "Das war ein einzigartiger Moment", sagt die wissenschaftliche Leiterin Antonia Moropoulou. Einige Messinstrumente seien in diesem Augenblick aus unerklärlichen Gründen ausgegangen, sagt die Wissenschaftlerin. Sie hätten anschließend neu eingestellt werden müssen und seien dann wieder funktionsfähig gewesen.
Unter der Marmorplatte habe sich eine zweite Marmorplatte befunden, in die ein Kreuz mit zwei horizontalen Linien eingraviert gewesen sei, beschreibt der Franziskanermönch Eugenio Alliata die Entdeckungen. Unter den Platten liege der heilige Fels, auf dem der Leib Jesu gebettet gewesen sei.
Die Wissenschaftler haben Proben entnommen und sie nach Athen geschickt. Aber, betont Moropoulou: "Wir werden nicht die religiöse Geschichte überprüfen." Es gehe lediglich um eine Dokumentation.
Die Grabkapelle muss umfassend renoviert werden, weil die Steine schon lange porös und feucht sind. Bereits 1947 hatten die damals verantwortlichen Briten den kleinen Kuppel-Bau mit Stahlträgern abgestützt. Allerdings verzögerten Rivalitäten zwischen den verantwortlichen Kirchen die notwendigen Arbeiten.
Bisher wurden unter anderem die Schmuckplatten gereinigt und repariert, die sonst die Steinwände bedecken. Die Wände wurden mit speziellem Mörtel stabilisiert. Nun sollen die Platten mit Metallstiften an den Wänden befestigt werden. Im Februar wollen die Arbeiter des Stahlkorsett entfernen und im März die drei Millionen Euro teure Restaurierung abschließen - passend zu Ostern.
Die Renovierung der Geburtskirche in Bethlehem wird noch deutlich länger dauern. "Wenn die Finanzierung steht, brauchen wir noch drei Jahre", sagt der verantwortliche Ingenieur Ibrahim Abed Rabbo. Rund 6,4 Millionen Euro müssten noch gesammelt werden. Bisher lägen rund 9,3 Millionen Euro vor.
Die Arbeiten in einem der ältesten Gotteshäuser der Welt laufen schon seit September 2013. Das Dach war undicht gewesen. Die Feuchtigkeit hatte die Holzbalken angegriffen und den Putz. Die Wände mit den Mosaiken waren schwarz vom Ruß der Kerzen.
Kurz vor Weihnachten 2016 strahlt die Steinfassade in sanftem Weiß, über der kleinen Vorhalle wölbt sich wieder sichtbar eine Steindecke. Das jahrzehntealte Stützgerüst ist weg. Die morschen Balken im Dach wurden erneuert. Der Putz an den Wänden ist weiß. Die Mosaike glänzen in Gold, Grün, Blau und Rot.
Noch verdeckt ein massives Gerüst im Kirchenschiff den Blick auf die meisten Schönheiten. Die Metallstangen sollen nächstes Jahr im Sommer abgebaut werden. Aktuell haben die Arbeiter aus Italien und dem Westjordanland mit der Restaurierung der teilweise verzierten rund 50 Säulen begonnen.
Es stehen zudem noch die Arbeiten an dem originalen Mosaikboden aus dem vierten Jahrhundert an. Dabei müssen auch Archäologen beteiligt werden. Ob die Grotte, in der Jesus geboren worden sein soll, renoviert wird, müssen die Kirchen noch entscheiden.
Für die Gottesmänner steht allerdings zunächst Weihnachten 2016 an. Sie reinigen die Kirche, füllen die Öllampen auf und hängen rote Kugeln an die Lampen. "Es ist der wichtigste Ort für die Pilger", sagt Pater Issa Thaldschiehe von der griechisch-orthodoxen Kirche. "Die spirituelle Bedeutung ist noch wichtiger als die Kirche selbst. Der Stein ist nichts ohne die Menschen."