Tom Sellek als „Magnum“ mit stilprägendem Hemd, Schnauzer und Auto. Foto: CBS
Von Michael Ossenkopp
Ich weiß genau, was Sie jetzt denken, und Sie haben recht! Aber ..." Die sonore Voice-over-Stimme kommentierte das Geschehen im Stil der 40er-Jahre-Privatschnüffler Sam Spade oder Philip Marlowe – häufig mit einem ironischen Unterton. Vor 40 Jahren, am 11. Dezember 1980, löste Tom Selleck als smarter Sonnyboy im US-TV seinen ersten Fall. In 162 Episoden durfte der schnauzbärtige Draufgänger nach der eingängigen Titelmelodie und dem mit Actionszenen unterlegten Vorspann acht Jahre lang auf Ganovenjagd gehen. Gedreht wurde an Originalschauplätzen auf Hawaii, genutzt wurden dazu die alten Produktionsstätten der Erfolgsreihe Hawaii Fünf-Null.
Die Serie machte Selleck zu einem der bekanntesten (und wohlhabendsten) TV-Stars weltweit, 1983 wurde er "Mann des Jahres", erhielt 1984 einen Emmy, 1985 den Golden Globe und 1986 seinen eigenen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. Der 1,92 Meter große Athlet in Shorts mit Baseballkappe und Sonnenbrille wurde zum Inbegriff des lässigen Frauenschwarms und lange vor George Clooney und Brad Pitt zum "Sexiest Man Alive".
Neben Selleck trug der originelle Plot zum Erfolg der Serie bei. Privatdetektiv Magnum ist ehemaliger Marineoffizier und lebt als Sicherheitschef auf dem Anwesen (genannt "Robin’s Nest") des ebenso reichen Schriftstellers Robin Masters. Dieser taucht jedoch nie persönlich auf. Anstelle einer Bezahlung darf Magnum im Gästehaus kostenfrei logieren und Masters’ roten Ferrari 308 GTS – ein Männertraum – fahren. Auf dem 80 Hektar großen Anwesen wohnt im Hauptgebäude Masters’ Statthalter Jonathan Higgins (John Hillerman), ein spießiger Brite, der sich hauptsächlich ums Haus und die Dobermänner Zeus und Apollo kümmert. Am Ende der Serie wird angedeutet, Higgins könnte der ominöse Autor Masters sein.
Zwei alte Freunde aus Navyzeiten komplettieren die Stammbesetzung der Serie: der gutmütige T.C. Calvin (Roger E. Mosley), inzwischen Betreiber der Helikopter-Charterfirma "Island Hoppers", und Orville "Rick" Wright (Larry Manetti), Geschäftsführer des "King Kamehameha Beach Clubs". Beide müssen Magnum häufiger aus der Patsche helfen. Gaststars peppten die Serie auf. Patrick Macnee ("John Steed" aus "Mit Schirm, Charme und Melone"), Sharon Stone und Frank Sinatra – übrigens sein einziger Auftritt in einer US-Fernsehserie – waren nur einige der "Special-Guests" bei Magnum.
Eigentlich wäre Selleck 1985 gern der neue James-Bond-Darsteller geworden, aber er kam aus dem Serienvertrag für Magnum nicht heraus. Bereits 1981 wollten George Lucas und Steven Spielberg ihn für die Hauptrolle in "Jäger des verlorenen Schatzes” haben, statt des Wunschkandidaten wurde Harrison Ford zum gefeierten Indiana Jones. Ironischerweise hätte Selleck beide Figuren spielen können, denn die Dreharbeiten zum Serienklassiker verzögerten sich um sechs Monate.
Trotz diverser Kinoauftritte wie "Quigley, der Australier", "Noch drei Männer, noch ein Baby" und "In & Out – Rosa wie die Liebe" blieb Selleck vor allem Fernsehstar. 2005 sorgte er als alkoholkranker und unter seiner Scheidung leidender "Jesse Stone" für Aufmerksamkeit, zwischenzeitlich tauchte er als Gast bei "Friends", "Boston Legal" und diversen anderen US-Serien auf. Doch erst seine Hauptrolle als Polizeichef "Frank Reagan" in der Copserie "Blue Bloods" brachte ihn ab 2010 wieder nach ganz oben, in den USA läuft zurzeit die elfte Staffel.
Ein 2018 gestartetes Magnum-Remake mit Jay Hernandez als Titelheld (ohne Schnauzbart) sowie der in Ungnade gefallenen britischen MI-6-Agentin Juliet Higgins – gespielt von Perdita Weeks, die Rolle ist nun weiblich – geht in eine dritte Saison. Den Machern der neuen Folgen wünschte Selleck viel Glück, mochte aber selber nicht mehr in sein Hawaiihemd schlüpfen. "Ich wurde gefragt, ob ich mir einen Cameo-Auftritt oder Ähnliches vorstellen könnte", sagte er in einem Interview. Doch er lehnte dankend ab. Für echte Fans gibt es eben nur einen Magnum.