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Bernhard Hoëcker im Interview: "Ich war ein fauler Schüler"

Bernhard Hoëcker kam 1970 in Neustadt an der Weinstraße zur Welt, wuchs in Frankfurt am Main auf. Bekannt wurde er mit TV-Sendungen wie dem Satireformat "switch", der Rateshow "Genial daneben" oder der Comedyreihe "Schillerstraße".

23.07.2015 UPDATE: 25.07.2015 06:00 Uhr 3 Minuten, 11 Sekunden

"Ich finde Wissenslücken ja zum Glück nicht peinlich, sonst müsste ich sehr vieles peinlich finden." Sagt Bernhard Hoëcker. Foto: dpa

Er ist Stammgast in deutschen TV-Rateshows: Bernhard Hoëcker, dessen großes Allgemeinwissen geradezu legendär ist. In der Quizshow "Wer weiß denn sowas XXL" (Samstag, 25.7., 20.15 Uhr, ARD) kann der 45-Jährige nun wieder zeigen, was er drauf hat: In dem von Kai Pflaume moderierten Wissensspiel, einem fast drei Stunden langen Ableger der täglichen Vorabendsendung, geht es um kuriose Fakten aus Natur, Wissenschaft und Alltag. Neben Hoëcker sind unter anderem die Tennislegenden Boris Becker und Michael Stich mit von der Partie. Bernhard Hoëcker kam 1970 in Neustadt an der Weinstraße zur Welt, wuchs in Frankfurt am Main auf und begann seine Comedykarriere schon während seines nicht beendeten VWL-Studiums. Bekannt wurde er mit TV-Sendungen wie dem Satireformat "switch", der Rateshow "Genial daneben" oder der Comedyreihe "Schillerstraße". Der Entertainer hat mehrere Bücher veröffentlicht und ist derzeit mit seinem aktuellen Bühnenprogramm auf Tournee. Für sein Talent, Alltagsphänomene unterhaltsam zu vermitteln, verlieh ihm der Verband der Vermessungsingenieure "Das Goldene Lot". Bernhard Hoëcker ist verheiratet und hat zwei Kinder. RNZ-Mitarbeiterin Cornelia Wystrichowski sprach mit ihm.

Herr Hoëcker, Sie gehören zum Rateteam der Wissensshow "Wer weiß denn sowas?". Machen Quizsendungen eigentlich schlauer?

Wie man’s nimmt. Natürlich kennt man unter Umständen nach einem Quiz einige Fakten mehr als vorher. Aber wenn ich gelernt habe, dass China 21 Nachbarländer hat, mir aber das Hintergrundwissen fehlt, um das einzuordnen - was habe ich dann davon? Beim Quiz erlangt man Wissen, aber keine Bildung. Es ersetzt auf keinen Fall das Lesen von Literatur oder gar den Schulbesuch.

Sind Sie selber gebildet?

Ich glaube nicht. Wenn man in Deutschland von Bildung und Kultur spricht, dann geht es in der Regel um Opern, Büchern, Theater oder Malerei, aber selten um die Dampfmaschine oder ähnliches. Technische Leistungen haben es in Deutschland schwer, als Kultur wahrgenommen zu werden Bei klassischen Kulturfragen, wer was wann gemalt oder komponiert hat, hört es bei mir sehr schnell auf.

Aber Ihr umfassendes Allgemeinwissen ist doch legendär.

Ha, Sie werden da Opfer einer Strategie von mir! Ich sage einfach das, was ich weiß, egal ob ich danach gefragt werde oder nicht - das ist der Trick. Umgekehrt müsste ich, wenn ich gefragt werde, in 70 Prozent passen.

Was war Ihre bei Ihren zahlreichen Auftritten in Rateformaten wie "Genial daneben" bislang Ihre peinlichste Wissenslücke?

Ich finde Wissenslücken ja zum Glück nicht peinlich, sonst müsste ich sehr vieles peinlich finden, weil ich so viele davon habe. Aber bei meinem Auftritt beim "Quizduell" habe ich eine Frage zur Sendung "Schillerstraße" falsch beantwortet, und das war echt abgefahren, denn da habe ich selber mitgespielt. Aber ich glaube, es lag am Zeitdruck. Bei Schnellraterunden bin ich immer schlecht.

Und was war Ihr größter Wissenstriumph?

Bei "Genial daneben" gab es mal die Frage, warum eine Orgel in Halberstadt seit einem halben Jahr ein und denselben Ton spielt. Ich wusste von Anfang an die Lösung: Es ist das langsamste und längste Musikstück der Welt, stammt von John Cage und dauert über 600 Jahre. Ich wusste das, habe die anderen Kandidaten aber eine ganze Weile lang rumrätseln lassen und mit falschen Vermutungen absichtlich in die Irre geführt - das war mein größter Spaß.

Bei einem Promispecial von "Wer wird Millionär?" haben Sie ja sogar mal 500 000 Euro gewonnen…

Da hatte ich aber Glück. Bei der entscheidenden Frage ging es um das Husumer Protestschwein, und das kannte ich schon aus einer anderen Sendung. Das Tier ist rot-weiß wie die dänischen Landesfarben, es wurde von der dänischen Minderheit in Friesland gezüchtet, nachdem man dieser verboten hatte, die dänische Flagge zu hissen. Sehen Sie, da haben Sie schon wieder was gelernt (lacht).

Und woher wissen Sie die Sachen, die Sie wissen?

Aus verschiedenen Quellen. Ich mag im Internet diese kleinen Artikel über alle möglichen Besonderheiten, und wenn ich am Computer sitze und Excel-Tabellen bearbeite, läuft nebenher eine Doku im Fernsehen. Ich gucke zum Beispiel Tierdokus total gerne. Auf diese Art kommt das alles in mein Gehirn rein.

Wie waren Sie denn in der Schule?

Ich war sehr faul. Das Problem war, dass ich in Englisch und Latein so schlecht war, dass das alles überlagert hat - es war immer nur die Frage, wegen welchem der Fächer ich sitzenbleibe. In Mathe und Physik hatte ich dagegen Leistungskurs. Ich bin einer der wenigen Künstler, die Mathe total lieben und Physik super finden, und dadurch kann ich oft Fragen beantworten, wo andere denken: Woher weiß der das? Anderes Wissen fehlt mir komplett. Sport zum Beispiel. Ich könnte Ihnen kaum fünf Bundesligamannschaften nennen.

Versuchen Sie‘s doch mal.

Na gut. Also: Stuttgart ist immer dabei, von Eintracht Frankfurt war ich mal Fan, Bayern München gewinnt ständig, und Dortmund und Schalke gehören auch dazu. Ich bin mal in Gelsenkirchen aufgetreten, der Saal war voller Schalke-Fans, denen habe ich das Wappen von Schalke 04 erklärt.

Sind Sie denn ein Besserwisser, der den Leuten in seiner Umgebung immer erzählt, was Sache ist?

Ich versuche, mich zurückzuhalten. Aber wenn Leute komisches Zeug erzählen und ich meine es besser zu wissen, sieht man mir das glaube ich an.