Hintergrund - Uniklinik Mannheim in Schieflage

Uniklinik in Schieflage

19.05.2020 UPDATE: 19.05.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 2 Sekunden

Uniklinik in Schieflage

Mannheim. (alb) Hygieneskandal, zwingend erforderliche Investitionen und ein wirtschaftliches Desaster nach dem Kauf von hochdefizitären Krankenhäusern in Südhessen: Das Mannheimer Uniklinikum darbt seit Jahren vor sich hin. Oberbürgermeister Peter Kurz und Stadträte fürchten, dass dadurch über Jahre hinweg große Löcher im kommunalen Haushalt gerissen werden könnten. Die Coronakrise verschärft die Situation noch weiter.

"Zuletzt musste die Stadt 32 Millionen Euro zuschießen", rechnet Achim Weizel, Fraktionschef der Mannheimer Liste (ML) vor. Er appelliert an die Landesregierung, das Krankenhaus bei der Finanzierung wie andere Unikliniken in Baden-Württemberg zu behandeln, "um eventuell irreparablen Schaden abzuwenden".

FDP-Rätin Birgit Reinemund hält es für "schäbig", dass bislang weder Stuttgart noch Berlin die Finanzlücke ausreichend ausgleichen wollten. "Auch ohne Krise sind die Defizite des Klinikums wohl nicht dauerhaft aus dem städtischen Etat zu decken, ohne die Stadt in eine enorme Schieflage zu bringen", glaubt die Liberale. Sie schlägt deshalb eine Beteiligung oder den "Kompletteinstieg" des Landes in das "systemrelevante" Haus vor. Grundsätzlich sei die FDP auch offen für private Investoren – dabei müsse aber die medizinische Vollversorgung der Bevölkerung gesichert und Arbeitsplätze erhalten bleiben.

Die Grünen schließen sich der ML-Forderung nach einer Gleichbehandlung der Universitätskliniken an. "Wir wollen uns für eine langfristige gemeinsame Lösung mit der Landesregierung einsetzen", sagte Stefanie Heß, die Vorsitzende der Grünen-Gemeinderatsfraktion, auf RNZ-Anfrage.

Zufrieden sein können Räte wie die Stadt mit den aktuellen Coronazahlen. Mannheim liegt dabei laut Gesundheitsamtschef Peter Schäfer im unteren Bereich. Bislang hat die Behörde 474 Covid-19-Fälle gezählt. Davon sind 445 Menschen inzwischen wieder genesen. Zehn Personen sind an dem Virus gestorben.